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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Seiten geschaffen: Licht und Schatten, Wärme und Kälte, Feuer und Wasser, Luft und Erde und auch – Stärke und Schwäche.
    Da wo du Stärke besitzt, existiert auch Schwäche. Deinen Instinkt, der dir im Kampf unersetzliche Vorteile bringt, kannst du selbst nicht beeinflussen. Aber von außen ist er manipulierbar.
    Deine Angriffsstärke liegt eindeutig in dieser Taktik ohne Taktik – ebenso deine Geschwindigkeit. Aber für die Verteidigung kann es leicht als Schwäche missbraucht werden. Sofern du einem Strategen mit rascher Auffassungsgabe gegenüberstehst, der gleichzeitig widerstandsfähig genug für deine zugegebenermaßen brutalen Attacken ist.“
    Es war eine arrogante Selbsteinschätzung, aber der Wahrheitsgehalt in ihr ließ sich nicht verleugnen und reizte somit auch nicht Sayas Widerspruch. Vielmehr speicherte sie diese aufschlussreiche Erklärung unter der Kategorie wertvoll in ihrer Erfahrungsbasis. In einem weiteren Zusammentreffen mit ihm oder einem adäquaten Gegner, würde sie darauf zurückgreifen und diesem eine Suche nach einem anderen Vorgehen empfehlen.
    Iain fühlte ihren Dolch an seiner Hüfte, den sie zurück in seine Scheide an ihrem Taillenband geschoben hatte und entschloss sich das friedlich entstandene Schweigen zu nutzen.
    „Stab und Dolch, sind das die einzigen Waffen die du beherrscht, oder bist du auch in der Verwendung anderer unterwiesen worden?“
    „Ich lernte mit allem umzugehen, an dessen Ende eine Schneide zu finden war“, erwiderte Saya, ohne nachzudenken welch wertvolle Information sie ihm zum Geschenk machte. Und als es ihr Bewusstsein erreichte, war es bereits zu spät. Iains Miene verriet deutlich sein erwachtes Interesse.
    „Wie konnte eine Kriegerin wie du Gelehrte werden? Oder ist es in deinem Volk üblich, auch Gelehrte so intensiv mit der Waffenkunst vertraut zu machen?“
    Diese Frage bedeutete ein großes Risiko – er wusste es, aber er musste es versuchen. Wenn auch nur die leiseste Chance bestand, Zugang zu ihrer Persönlichkeit, ihrer Geschichte zu finden, so galt es dieses Wagnis einzugehen.
    Außerdem war es ihm endlich gelungen, ihren Respekt zu gewinnen. Mehr als eine kalte Absage war also nicht zu erwarten
    Saya horchte in ihr Inneres. Sie vermisste die wilde Aggression, die sie bisher in seiner Anwesenheit so oft überkommen hatte, die Ablehnung und manchmal sogar regelrechte Mordlust. Nichts davon tobte in ihr, sie fühlte sich durch den intensiven Trainingskampf vollkommen gesättigt. Ihre verachtende Ablehnung Iains, befand sich im Wandel. Eine zerbrechliche Akzeptanz war es, als die sie ihre Emotion nun benennen würde. Widerstand gegenüber der Art und Richtung seines forschenden Interesses, empfand sie nicht.
    „In meinem Volk sind Gelehrte nicht einmal in der Lage ein Schwert zu heben, geschweige denn es zu führen. Buch, Papier und Feder sind ihre Werkzeuge, Wissen ihre Macht, geistige Führung ihre Bestimmung.
    Ich war dazu erkoren, Kriegerin zu werden, mein Geburtsorakel sah für meine Zukunft physische Konfrontation. Der Weg der Gewalt statt der Wissenschaft war es, den ich von meinem fünften Lebensjahr an beschritt. An meiner Seite, ein Kriegsmeister vergangener Tage, der mich über hundertfünfzig Jahre mit der Vermittlung seines Handwerks, seiner Kunst und all seiner Erfahrungen begleitet hatte.
    Dann erfolgte die Entdeckung meiner Unsterblichkeit.
    Ein Streit entbrannte, wie meine Zukunft der Ewigkeit aussehen sollte. Die weisen Gelehrten hielten es für Verschwendung, mich an den Krieg zu vergeuden und für gefährlich, mein Wissen verkümmern zu lassen. Ich sollte ihr Kelch unerschöpflicher Weisheit werden – die perfekte lebende Überlieferung.
    Die Kriegerältesten jedoch begriffen nur den Vorteil einer unzerstörbaren Kampfmaschine – ihre ewige Gewährleistung des Triumphs.
    Es war schlussendlich der Bruder meines einstigen Kriegsmeisters, mein späterer Mentor, der mich auf den Weg der Wissenschaft brachte, ohne beim Verpflanzen meine Wurzeln aus angestammter Erde zu reißen. Sie wird immer an mir haften – genau wie dieses Symbol“, ihre Finger glitten federleicht über ihren Halsschmuck – fast zärtlich. Ihre Augen schlossen sich unter den dichtbewimperten Lidern. Iain räusperte sich leise.
    Diese Fremdbestimmung im Angesicht des ewigen Lebens war kein unbekannter Faktor für ihn. Die Welt der Gedanken drohte auch ihn zu übermannen. Um sich vor dem unangenehmen Versinken ins Grübeln zu bewahren, griff er ihre

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