Die Kinder Paxias
Aufnahmefähigkeit sicher machte.
„Dich kann ich hier momentan gar nicht brauchen, Iain, es ist für alle Beteiligte besser, du verschwindest in das angrenzende Arbeitszimmer zu deinem Bruder und versuchst ihm in seiner Not beizustehen.“
Nicht bereit sich auf irgendeine Form der Diskussion einzulassen, schob sie ihn auf die gewiesene, fest verschlossene Tür zu.
Seine Folgsamkeit schien regelrecht marionettenhaft, und das passte ihr in der gegenwärtigen Situation überhaupt nicht, wenn sie an den zweifelhaften Geisteszustand Drakos dachte. Ihre Hand umfasste mit eindringlichem Blick sein Kinn.
„Komm zu dir, Iain, ich bitte dich. Dein Bruder braucht dich jetzt.
Ich will ehrlich zu dir sein: Es ist sehr ernst.“
Er schloss die Augen, hauchte nur ein Wort.
„Lianna?“
Colia nickte, ihre Stimme war erfüllt von Trauer.
„Ich habe Drako noch nichts gesagt, es ist besser so, aber bereite dich auf das Schlimmste vor.“
Er schluckte schwer, das verräterische Brennen hinter seinen Lidern, sein rasendes Herz, verrieten ihm seine eigene wackelige Beherrschung.
Nur seine Willenskraft schaffte es, die kriechende Verzweiflung zu bezwingen und gegen Liebe und tiefes Mitgefühl für seinen Bruder zu ersetzen, der – wie Iain ihn kannte – außer sich sein musste.
Er trat entschlossen einen Schritt zurück, löste sich damit aus Colias Umklammerung. Diese atmete erleichtert auf, als sie die erkämpfte aber stabile Beherrschung in seinen verhangenen Augen erkannte. Seine nächsten, ruhigen Worte bestätigten ihren Eindruck, Drako in ihm eine brüderliche Stütze zu senden.
„Sorge dich nicht um uns, kümmere dich nur um Lianna.“
Es war alles gesagt.
Colia hielt nichts mehr bei dem scheidenden Diplomaten, der unverzüglich seine beistehende Mission antrat – ungeachtet seiner eigenen Gefühle.
Sie machte auf dem Absatz kehrt und eilte mit hektischen Schritten auf die Schatten hinter den Vorhängen des Himmelbettes zu. Ein kräftiger Ruck und eine Seite öffnete sich ihren Blicken.
Sie fand Saya auf der Matratze, neben der wimmernden, flach atmenden Lianna sitzend, die seit Stunden von schweren Wehen geschüttelt wurde, ohne dass ein sichtbarer Fortschritt der Geburt greifbar gewesen wäre – eher das Gegenteil.
Sanft wischte sie der Schmerz geschüttelten Herrscherin den rinnenden Schweiß von dem blassen Gesicht, aus dem die Augen in seltsamer Teilnahmslosigkeit ins Leere starrten. Ihre andere Hand tastete mit unendlicher Behutsamkeit untersuchend über ihren gewölbten Leib. Mit jeder Sekunde, die dabei verstrich, wurde ihre Miene finsterer. Wortlos deutete sie Colia, ihr aus dem direkten Bereich der Liegestatt zu folgen.
„Beckenendlage“, konstatierte Saya emotionslos. Ein kühler Kopf arbeitete schneller – auch Colia verstand diesen Hinweis und passte sich an.
„Dies ist nicht meine erste Geburt in dieser Lage. In der Regel halfen Kräutermischungen als Dämpfe oder Tee aus, um das Baby in die richtige Position zu bringen.
Aber diesmal haben alle mir bekannten Mittel versagt, ich weiß mir ehrlich keinen Rat mehr und hoffe auf Eure Unterstützung, Saya.
Ich bete, Eure medizinischen Kenntnisse beinhalten nicht nur die reine Verletzungsversorgung und Anatomie, sondern vielleicht auch die Geburtshilfe?“
Der Mut der Medizinerin sank in beginnende Resignation, als Saya verneinend den Kopf schüttelte, das Gesicht nachdenklich Richtung Lianna abgewandt. In ihren Augen flackerten unruhige Sterne, und ihre Hände ballten sich zu kämpferischen Fäusten. Niederlagen ohne Gegenwehr zählten nicht zu ihrem Erfahrungsschatz. Sie wünschte auch nicht, ihm solche hinzufügen zu müssen.
„Wie ist der bisherige Verlauf?“, erkundigte sie sich mit gesenkter Stimme. Colia war nur zu bereit ihre Informationen preiszugeben, statt in Tatenlosigkeit verdammt zu sein.
„Um zehn Uhr heute morgen wurde ich von Drako hierher gerufen, die Fruchtblase war geplatzt. Obwohl die Wehen sofort eingesetzt hatten und eine schwer ertragbare, schmerzhafte Heftigkeit entwickelt hatten, verlief der erste Verlauf der Geburt völlig normal.
Ich habe ihr Kräutertee verabreicht, um die Öffnung des Muttermundes zu beschleunigen und das Baby zum Drehen zu bewegen.
Gegen zwei Uhr nachmittags war der Geburtskanal bereit für die Presswehen, aber das Baby verharrte in seiner Lage. Ich habe Lianna in ein Kräuterdampfbad gesetzt und danach Räucherstäbchen neben ihr im Bett positioniert, zwischendurch immer wieder
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