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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Oberarme.
    „Bitte Saya, gestatte mir dich auf direktem Weg hinzubringen. Ich will keine Zeit verlieren, die lebensentscheidend sein könnte, und geheime Gänge nutzen, die nur fliegend zu passieren sind.“
    Auch wenn Saya dieser flehende Vorschlag zutiefst widerstrebte, spürte sie doch eine eiskalte Hand ihr Herz umklammern. Sie konnte nicht verhindern, die Unruhe Iains zu teilen, war ihr doch die herzliche Natürlichkeit der zierlichen Regentin, während ihrer kurzen Bekanntschaft ungewöhnlich nah gegangen.
    Ihren Stab mit beiden Händen umfassend, trat sie in spontaner Entschlossenheit einen weiteren Schritt auf Iain zu, dass ihre Oberkörper sich fast berührten. Diskussionen über die Art ihres Weges für ein schnellstmögliches Erreichen, waren absolut unangebracht in einer Situation wie dieser. Die glitzernden Sterne in ihren Augen, verrieten dennoch ihr Unwohlsein dabei.
    Mehr überrascht als erleichtert, begriff Iain ihre Geste als stumme Zustimmung und hob sie ohne weiteres Zögern auf seine Arme, im gleichen Atemzug, mit dem er vom Boden abhob.
    Saya konnte ein unangenehm berührtes Aufkeuchen nicht vermeiden, als seine halsbrecherische Geschwindigkeit sie hautnah an der dicken gefliesten Steinmauer entlangführte, bis er in dichtes, mit weichen Blättern bewachsenes Buschwerk eintauchte. Sie rasten den steil aufwärts führenden Schacht hinter der verborgenen Öffnung im Mauerwerk empor. Dann endete ihr Weg abrupt vor einer undurchdringlichen moosbewachsenen Steinwand.
    Wenn Sayas Orientierungssinn sie nicht täuschte, musste ihre Destination im Stockwerk über ihrem Gemach, genau zwischen Mauerwerk außen und den inneren Trennwänden sein.
    Iain deutete ihr eine bestimmte Stelle zu berühren, da er keinen Arm befreien konnte, ohne sie in die Finsternis unter sich fallen zu lassen. Saya merkte erstaunt, wie die scheinbar stabil gefasste Wand unter dem leichten Druck ihrer Hand auf dem bezeichneten ovalen Stein zurückwich und den Blick auf ein saalartiges Gemach freigab, dessen Zentrum ein riesiges Himmelbett vor einem flackernden Kamin bildete. Über dem Feuer pendelte ein großer Kessel schwankend hin und her, als wäre er soeben erst aufgehängt worden. Der schwere Geruch einer dampfenden Kräutermischung erfüllte den Raum bis in die kleinsten Ritzen. Alle Wände waren mit hellblaugrauem, hochglänzenden Stein verkleidet und verliehen ihm eine fröhliche aufmunternde Atmosphäre.
    Ein markerschütternder Schrei gefolgt von Totenstille, zerstörten diesen Eindruck, noch bevor er Manifestation erlangen konnte.
    „Saya! Paxia sei Dank. Ich hatte gehofft, dass Ihr meinem Ruf Folge leistet!“, die zugezogenen Vorhänge um das Himmelbett bewegten sich raschelnd und hervor trat Colia. Ihre Erscheinung wirkte mehr als desolat, mit den hochgekrempelten Ärmeln ihrer fleckigen Bluse, die zur Hälfte aus dem Rock gerutscht war – das Überkleid fehlte gänzlich - und den zerzausten Haaren, die nur eilig mit einem Band zusammengefasst worden waren. In ihrem verschwitzten Gesicht klebten Pulverreste von Kräutern, die sich in einer breiten Spur bis in ihren Ausschnitt zogen und sogar Arme und Hände stellenweise bedeckten.
    Das Weiß ihrer Augen und die verzerrte Miene, verrieten den beiden Ankommenden deutlich ihre Angst – mehr Angst, als Iain jemals bei Colia gefunden hatte.
    Er erstarrte, völlig vergessend, dass er noch immer Saya trug.
    Diese verzichtete angesichts des emotionsgeladenen Ausrufs Colias auf eine harsche Zurechtweisung und befreite sich energisch selbst aus seinen Armen. Der Stab war ihr eine ideale Hilfe dabei, seinen leisen Schmerzensschrei ignorierte sie bewusst.
    In der wirren Mischung aus Panik, Ratlosigkeit, Trauer, Resignation, Erleichterung und Hoffnung in der Stimme der Kräuterkundigen, fühlte sie sich veranlasst, ihr mit ausholenden Schritten entgegenzutreten.
    „Es gibt Komplikationen, Medizinerin?“
    Colia nickte, froh über den Verzicht jeder Einleitung und Sayas Bereitschaft, sich ohne Zögern der gefährlichen Situation zu stellen. Stumm wies sie auf die verschleierte Ruhestätte, hinter der heftiges Atmen und gequältes Stöhnen deutlich zu vernehmen war, ihr auf diese Weise Einlass bedeutend.
    Während das hölzerne Aufschlagen Sayas unverzügliches Entfernen verriet, wandte Colia sich dem in blankem Entsetzen versunkenen Iain zu, packte ihn bei den Schultern und rüttelte ihn heftig, bis in seine blassen Augen genug Klarheit zurückkehrte, die sie seiner

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