Die Kinder Paxias
letzte Bemerkung vorsichtig auf.
„Dein Schmuck ist mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen. Er ist sehr ungewöhnlich und beeindruckend schön. Darf ich etwas über seine Herkunft erfahren?“
„Der Reif ist eine Gabe meiner Eltern“, erwiderte Saya knapp, nicht bereit Näheres zu offenbaren. Sein irritierter Blick entging ihr nicht, und sie beschloss, diesem Abend zur Abwechslung einmal ein friedliches Ende zu bereiten, statt sich auf eine weitere verbale Konfrontation einzulassen. Ablenkung schien ihr ein geeignetes Mittel, nicht zuletzt, weil sie wirkliches Interesse an seiner Reaktion verspürte. Feinde konnte man nie gut genug kennen – unabhängig auf welcher Ebene. Iains Status als solcher, blieb nach wie vor unverändert.
„Was ist mit dir Iain? Auch deine Fähigkeiten als Krieger sind unbestritten. Was anderes, als freier Wille, hat dich zu einem Diplomaten werden lassen?“
„Bei mir war es tatsächlich freier Wille“, Iain schmunzelte, er beugte sich vor, dass seine Ellbogen auf seinen Knien stützten
„Als Angehöriger der herrschaftlichen Blutlinie, habe ich nur eine begrenzte Auswahl an Möglichkeiten meinen Werdegang betreffend. Es stand mir frei zu wählen zwischen der begrenzten Welt eines Mitglieds der Leibgarde meines Bruders oder seiner Nachfahren, dem nutzlosen Drohnendasein eines verwöhnten Genusswesens und dem beinahe selbstbestimmten Weg eines Diplomaten, dessen Rang und Aufgabengebiet seinen Leistungen entspricht.
Untätigkeit liegt mir nicht, ebensowenig die Bewegungseinschränkung eines Ritters mit dem Fokus auf den gegenwärtigen Herrscher.
Ich wollte Paxia in allen ihren einzigartigen Facetten kennenlernen, ihre Reiche erforschen und das Wissen mehren, welches bereits seit vielen Generationen von meiner Familie sorgsam zusammengetragen wurde.
Mein Bestreben war es immer, Kontakte zwischen den Welten zu knüpfen, die Wesen der Völker zu einen. Ich bin auf der Suche nach Gemeinsamkeiten, die den Frieden fördern und einst ein Band zwischen allen Kindern Paxias schaffen.
Ich weiß, mein Bruder wird in mir immer den fröhlichen Leichtfuß aus Kindertragen sehen, der nur mit Mühe zur halbwegs annehmbaren Pflichterfüllung gebracht werden konnte und den Ernst zu nehmen, er sich bis heute weigert. Und ich meinerseits, werde Zeit seines Lebens gegen die unfähigen Berater protestieren, die er an meine Seite drängt, um mir ihr mangelhaftes Wissen zu vermitteln.
Leider fehlt allen in der Heimat lebenden Diplomaten, wie man an dieser Tatsache bereits erkennen kann, sowohl das unverzichtbare Taktgefühl, als auch die, durch langjährige erfolgreiche Vermittlertätigkeit gewonnene Erfahrung.
Ich bin ihnen durch meinen freien, freundschaftlichen Zugang zu verschiedenen Reichen um Generationen voraus. Bedauerlicherweise habe ich nur Colia und seit kurzem auch Lianna auf meiner Seite, die meinen Widerstand wortreich unterstützen, wo Taten versagt haben.“
Iain schwieg erschöpft von der leidenschaftlichen Rede.
Saya reagierte nicht erkennbar für ihn, ihr Verhalten ließ keine Deutung ihrer Meinung oder Gedanken zu, die sie beschäftigten.
Sie hielt ihren Blick starr geradeaus gerichtet. Doch plötzlich kniff sie wachsam die Augen zusammen, ihr Körper neben ihm versteifte sich kampfbereit. Auch Iain hatte eine Bewegung in der Ferne ausgemacht, ein unbehagliches Gefühl breitete sich in ihm aus. An der Statur erkannte er deutlich, dass der Herannahende nicht zur Familie gehörte. Er konnte die muskulös wirkende Gestalt nicht eindeutig zuordnen.
Saya half ihm mit ihrem erweiterten Sehvermögen.
„Er trägt die Uniform der Leibgarde.“
Iain erhob sich sofort.
„Es ist dir nicht gestattet diesen Ort zu betreten!“, befehlende Dominanz klang in seinem Tonfall mit, dass der Ritter augenblicklich verharrte. In seiner Stimme lag dieselbe Angst, die Saya Momente zuvor, als ersten Eindruck seiner Mimik gewonnenen hatte.
„Verzeiht Iain, der Herrscher schickt nach Euch und Eurem Gast auf Colias Anweisung. Es ist höchste Eile geboten, sie befinden sich in Herrscherin Liannas Schlafgemach. Die Herrscherin – Schwierigkeiten bei der Geburt!“
„Verdammt!“, Iain verstand nur zu gut den Sinn in den wirren, hektisch hervorgestoßenen Worten.
Saya genügte das panisch werdende Gesicht des Mannes, um eilig ihre sitzende Position zu verlassen.
Mit tiefster Sorge in den schwarz bewölkten Augen, wandte Iain sich Saya zu und umfasste beschwörend ihre
Weitere Kostenlose Bücher