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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Lianna verschwiegen, es ist besser, sie erfährt es von Euch.“
    Drako verharrte erstarrend mitten im Schritt. Der ernste Ton alarmierte jede im Augenblick funktionstüchtige Region seines Gehirns, auch wenn allein die Emotionen herrschten. Er wandte sich mit besorgter Miene Saya zu, bemüht seine Aufmerksamkeit auf die junge Frau vor ihm zu fokussieren.
    „Sprecht, Gelehrte.“
    „Die vergangene Nacht war ein Kampf um Liannas Leben, es gab Momente, da sie es fast nicht geschafft hätte.
    Ich habe das Baby aus ihrem Leib schneiden müssen, und es wird eine beachtliche Narbe als Zeuge zurückbleiben.
    Diese Narbe wird vielleicht für immer verhindern, dass sie weitere Kinder auf normale Weise entbinden kann.
    Ich weiß Ihr wünscht Euch eine große Familie mit Dutzenden von Nachkommen, aber seid Euch für Eure Planung bewusst, dass jedes zukünftige Kind ein Spiel mit Liannas Leben bedeutet – und ein Spiel bedeutet sowohl Gewinn, als auch Verlust. Der Ausgang wird stets von Unsicherheit beherrscht sein.“
    „Habt keine Sorge, Gelehrte Saya, in dieser Nacht habe ich meine Prioritäten grundlegend korrigiert.“
    Eine leichte Bewegung im Hintergrund, brachte ihm Iains Gegenwart erstmals in den Fokus seines Bewusstseins. Er kehrte noch einmal zu ihm zurück, umarmte den treu verharrenden Bruder. Dann verließ er endgültig das Arbeitszimmer.
    Hinter ihm fiel die Tür klickend ins Schloss.
    Stille herrschte.
    Als die Blicke der beiden Zurückgebliebenen sich trafen, erkannte Saya das Entsetzen in den verhangenen Augen des Diplomaten.
    Er hatte – im Gegensatz zu Drako – den gesamten Inhalt ihrer Worte erfasst.
    Saya hatte mit ihrem Dolch an dem geöffneten Unterleib seiner zierlichen Schwägerin gearbeitet und dadurch deren Leben bewahrt.
    Er war bemüht, diese Wahrheit zu verarbeiten und seine daraus resultierenden, sehr bildhaften, von Blutströmen geprägten Vorstellungen zu verdrängen.
    Ihren herausfordernden Kommentar, konnte sie sich nicht verwehren.
    „Das Grauen steht dir prägend ins Gesicht geschrieben.“
    Unzählige Fragen schwirrten in Iains Kopf, drängten ungeduldig nach Antworten. In dem festen Bestreben diese sofort zu erlangen, trat er vor, deutete mit seinem Kopf auf die Tür Richtung Schlafgemach Liannas, aber Saya hob gebieterisch die Hand, unfähig ihre wachsende Müdigkeit weiterhin zu verbergen.
    Erschrocken registrierte Iain endlich, dass die vergangenen Anstrengungen ihre Kräfte völlig verausgabt hatten. Jedes Aufschieben einer Regeneration würde zu einem physischen Kollaps führen.
    Wie ein erhellendes Licht verstand er nun das Ausmaß ihres Opfers.
    Temporäre Schutzlosigkeit in einem fremden Reich einer unbekannten Welt, ohne eine vertraute Umwelt.
    „Das Baby und Lianna leben, der Rest ist Schweigen – für heute. Weise mir den Weg zu meinem Schlafplatz, Iain.“
    Er tat mehr als das.
    Seine Erschöpfung selbst an ihrer Grenze, nutzte er seine letzten Reserven, um die nur wenig widerstrebende Gelehrte auf seinen Armen fliegenderweise zu ihrem Gemach, bis an ihr Bett zu bringen – diesmal ohne abkürzende Geheimwege.
    Behutsam auf ihr verletztes Bein achtend, setzte er sie auf dem Boden ab, ihre eisigen Hände in seinen warmen haltend. Diese Geste erntete einen Blick missbilligender Verachtung, den er jedoch diesmal ignorierte, um dem leisen Flüstern seines Gewissens und auch seines Herzens zu gehorchen. Mit der ganzen Bewunderung und Achtung, die er stetig steigernd für sie empfand, leuchteten seine Augen in die ihren.
    „Du hast diesem Reich einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Dein rasches Handeln hat nicht nur zwei Leben gerettet, sondern die Zukunft eines gesamten Volkes – auch wenn dir die Auswirkungen nicht wirklich bewusst waren und dich nur das ehrenhafte Bestreben zu helfen geleitet hatte.
    Außerdem hast du meinem Bruder die Gemahlin und mir meine Schwägerin und meinen Bruder erhalten.
    Ich danke dir dafür.“
    Zu geschwächt, ihre Hände mit Gewalt aus seinem entschlossenen Griff zu befreien, musste Saya mit erstarrter Wut und schockiertem Unverständnis ertragen, wie der sonst so beherrschte Iain alle Regeln der Diplomatie missachtete, um seine tief empfundene erkenntliche Gesinnung zu demonstrieren.
    Sengende Hitze brannte auf der Haut ihres Handrückens, wo seine Lippen einen langen Moment pressend verweilten.

Kapitel 11
    Es war ein wahrhaft beeindruckendes Reich von ungeahnten Ausmaßen, wie sie mit stillem Erstaunen und gesteigerter Wachsamkeit

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