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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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nicht weniger erschöpft einschätzte.
    Sie hatte der Gelehrten nur den nüchternen Wink gegeben, Liannas Blut von ihren Händen zu waschen – ihre eigene Hautfarbe war nicht mehr erkennbar gewesen – ebenso den verschmierten Dolch zu reinigen und das befleckte Oberkleid abzulegen. Diesen Hinweis hatte Saya kurzentschlossen so interpretiert, das gesamte Schreckbild Blut aus dem Gemach zu entfernen, indem sie, über die vorgeschlagenen Maßnahmen hinaus, die Bettlaken und Leinentücher verbrannte.
    In Gegenwart von Drako und Iain trug sie ihre saubere Bluse und einen einfachen hellen Leinenrock aus dem aussortierten Bestand Priyas, Liannas ältester Tochter.
    Nichts deutete auch nur einen Hauch des nächtlichen Geschehens an. Und keine der beiden Frauen plante, durch detaillierte Schilderungen aus einem passiven Albtraum eine aktiv quälend, zerstörerische und vor allem bildhaft verfolgende Erinnerung entstehen zu lassen.
    Der reine Selbsterhaltungstrieb sprach ihnen dieses Tabu aus.
    Den Inhalt des vor Saya liegenden Berichtes, würde sie sich bezüglich ihrer Ausführlichkeit nicht diktieren lassen. Sie nickte den erstarrenden Männern einen ausreichend knappen, stummen Gruß zu, um sich und ihnen weitere Einleitungen zu ersparen.
    „Ihr habt eine Tochter, Herrscher Drako.
    Wir mussten sie mit einer Herzmassage wiederbeleben, und Colia hat ihre Atmung die ersten Stunden unterstützt, aber sie ist gesund und kräftig. Ich glaube nicht, dass Ihr Euch Sorgen um ihr Wohlergehen machen müsst.“
    „Ein kleines Mädchen“, Drako strich sich mit der Hand über die schweißbedeckte Stirn, in seinen Augen stürmte es. Er wagte es kaum die Frage, die ihn so sehr beschäftigte, an Saya zu richten. Iain legte ihm besorgt einen Arm um die Schultern, doch sein Bruder schüttelte ihn unwillig ab, einen Schritt auf die Gelehrte zumachend.
    „Und Lianna?“
    Saya kämpfte mit der Formulierung einer sinnbringenden Antwort. Es fiel ihr schwer, ihre Gedanken zu fokussieren. Sie spürte, wie ihre Klarheit in einen dumpfen See nebliger Informationen verschwamm.
    Drakos Anspannung ließ ihn alle Geduld und Vorsicht vergessen. Zu Iains Entsetzten, packte er in brutaler Heftigkeit nach Sayas Arm, den warnenden Ausruf seines Bruders nicht einmal wahrnehmend.
    „Was ist mit Lianna? Sprecht!“
    Die unkontrollierte Kraft seiner Aura, strömte wie ein reißender Fluss über Saya hinweg.
    Aber statt sich – wie bei ihrem Charakter zu erwarten gewesen wäre – ihm gewaltsam entgegenzustemmen, ließ sie sich willig von ihm mittreiben, nutzte auf diese Art seine Stärke als Nahrung für ihren ausgehungerten Geist. Mit jedem Moment des Sogs, steigerte sie ihre Konzentrationsfähigkeit zur Sortierung der wild durcheinander wirbelnden Wortfetzen in ihrem Kopf und deren Sinnzusammenhang. Die Härte seines Griffs ignorierte sie vorerst.
    „Eure Gemahlin hat sehr viel Blut verloren, aber sie ist außer Lebensgefahr.
    Colia flößt ihr seit ihrem Erwachen aus der Narkose, ununterbrochen eine Kräutermischung ein, die die Blutneubildung beschleunigt, um ihre Erholung einzuleiten.
    Die Medizinerin glaubt, dass Herrscherin Lianna in wenigen Wochen ihre Belastbarkeit zurückgewonnen haben wird und ihren Platz an Eurer Seite wieder einnehmen kann.
    In der ersten Zeit gilt allerdings absolute Schonung. Mein Eingriff sollte sie die nächsten zwei Tage ans Bett fesseln, danach steigernd erste Spaziergänge unter strenger Aufsicht.“
    Drako fühlte seine Knie unter sich nachgeben. Seine Hand löste sich von Saya, und er schwankte merklich, während Tränen brennende Spuren in seine dunklen Augen zeichneten.
    Zum ersten Mal in seinem Leben beobachtete Iain, wie seinen disziplinierten Bruder Schwäche überkam. Hastig umfasste er den vor Erleichterung zitternden Herrscher stützend – seine eigenen Gefühle in den Hintergrund bannend. Viele Fragen und noch mehr Dankbarkeit erfüllten sein Herz.
    Drako jedoch beherrschte vorerst nur ein einziges Bedürfnis.
    „Ich möchte zu ihr. Darf sie mich empfangen?“
    Saya nickte.
    „Sie verlangt nach Euch.“
    Nach dieser Erlaubnis hielt den leidgeprüften Mann nichts mehr. Alles in ihm drängte, dem Lager seiner geliebten Lianna entgegenzustreben und für sie da zu sein.
    Iain achtlos abschüttelnd, durchquerte er mit großen Schritten den Raum, an Saya vorbei Richtung Tür.
    Die erschöpfte Wächterin hielt ihn mit einem eindringlich mahnenden Ruf zurück.
    „Eins noch, Herrscher Drako. Etwas habe ich

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