Die Kinder Paxias
feststellen musste – nun, da sie ihm in vollzähliger Abkommenschaft gegenüberstand. Oder besser ausgedrückt, hoch über ihren Köpfen auf sie herabsah.
Diese schweigende, in erstauntes Starren versunkene Bevölkerung, bedeutete ein Vielfaches ihrer eigenen Herkunft, wobei die beträchtliche Meute Kinder unterschiedlichen Alters besonders erwähnenswert schien.
Ein Anblick, der Saya alles andere als vertraut war, da die Sternwächter durch Regeln und Strafen strengste Geburtenkontrolle betrieben, die den Nachwuchs in einen gesetzlichen Rahmen penibler Überschaubarkeit zwangen.
Konsequente Erziehung und sorgfältig gedrillte Ausbildung ließen keinen Vergleich zu, zwischen den in Büchern versunkenen oder Waffen gestählten Kindern ihres Reiches und diesem undisziplinierten Haufen unbeschwerten Tobens und fröhlichen Lachens, der in seiner Unbekümmertheit die angespannten Mienen der Erwachsenen ignorierte.
Auch auf der fast frei schwebenden Empore, oberhalb der höchsten Stufe des Ebenensaals, vernahm Saya noch deutlich die munteren Schreie und das Kichern der kleinen Bewohner des Reiches, die die Zukunft bedeuteten. Von ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort, der nur den Familienmitgliedern des Herrschers und wenigen Ausgewählten vorbehalten war, beobachtete Saya mit unbewegter Miene dieses ausgelassene Treiben. Es ließ aufs Neue Neugier und Interesse gegenüber diesem Ort in ihrem Gelehrtensinn keimen.
Ihrem Dasein im Hintergrund, vom Status temporärer Gast, eindeutig den Vorzug gebend, war weit mehr, als die vorsichtige Überzeugungskraft Iains und die unangreifbar höflich formulierte Einladung des Herrschers nötig gewesen, ihre Anwesenheit bei dieser Versammlung zu realisieren.
Lianna selbst, die an diesem Tag erstmals seit der operativen Entbindung ihr Ruhelager verlassen hatte, brachte durch ihre abholende Anwesenheit in Sayas Gemach die widerwillige Gelehrte dazu, in ihrer noch stark geschwächten Begleitung im Ebenensaal zu erscheinen. Blass aber gerade aufgerichtet, unter Nichtachtung der dadurch einsetzenden Schmerzen, stand sie lächelnd an der Seite ihres Kraft sprühenden Gemahls, dessen machtvoller Aura nichts mehr von vergangenem Leid und tiefster Verlustangst anhaftete.
In seinen stolz gestrafften Armen ruhte mit Schlaf geröteten Wangen, die jüngste Angehörige der herrschaftlichen Blutlinie – und letzter direkter Nachkomme des gegenwärtigen Regentenpaares, wie Saya in ehrlicher Sorge hoffte.
Unmittelbar hinter Lianna und gleichzeitig neben Saya, ergänzte Colia als weitere Nichtverwandte die Runde Versammelter auf der Empore. Sie fungierte in ihrer Rolle als Medizinerin, war bemüht um Liannas Wohlbefinden und Rehabilitation.
Iain war ebenfalls auf der runden Plattform zu finden. Er allerdings hielt sich inmitten der, ihr als Töchter und Söhne Liannas und Drakos vorgestellten, Kleinkinder, Kinder und Jugendlichen am entgegengesetzten Ende auf. An seiner Hand hielt er das bisherige Nesthäkchen des herrschenden Paares, seinen anderen Arm hatte er um Rohels Schultern gelegt, dem einstigen Nachfolger Drakos.
Sie alle – wie auch das Volk unter ihnen im Ebenensaal – harrten geduldig und gespannt der angekündigten Rede Drakos.
Seine einleitenden Ruhe gebietenden Worte, brachten endlich auch die temperamentvollsten Kinder zum Verstummen. Aller Augen richteten sich nun auf den mächtigen, respektierten – nicht selten Furcht einflößenden – Herrscher und die beliebte junge Frau, die zu ihm gehörte.
„Es ist ein freudiges Ereignis – ja ein Wunder – geschehen, das uns an diesem Tage hier zusammenführt.
Volk des Himmels – endlich wieder gibt es ein Fest zu feiern.
Ein Fest, welches alle bisher dagewesenen übertreffen soll. Denn nicht nur einem Anlass allein soll es gewidmet werden.
Es gilt drei frohen Gründen einen würdigen Rahmen zu geben, unseren Gefühlen offen Ausdruck zu verleihen.
Das erste Motiv präsentiere ich euch in unserer neugeborenen Tochter Talei, die vor sechs Nächten nach schwerem Kampf, und Paxia sei Dank, gesund das Licht der Welt erblickte.“
Der Jubel, der auf diese voller Wärme ausgesprochenen Sätze ausbrach, war ohrenbetäubend. Ausreichend, um die winzige Talei aus ihrem Schlaf zu reißen und mit empörtem Geschrei den rauschenden Lärm zu ergänzen. Liebevoll amüsiert blickte Drako auf seine Tochter herab, seine leise lachende Gemahlin bedachte er voller Zärtlichkeit in den blauen Augen.
Colia trat mit einem kaum unterdrückten
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