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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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hatten und trappelnd durch die Finsternis irrten.
    Des Tages zwitscherten kleine Vögel fröhlich aus den Baumkronen und Steppenbüschen, oder flatterten, von einem anderen Tier aufgeschreckt, aus ihren Verstecken dem Horizont zu, bis sie als winzige Punkte in der Ferne verschwanden.
    In der Summe all ihrer, die Imagination weit übertreffenden Impressionen, hielt Saya es für unmöglich, eine Steigerung dieser Wunder Paxias zu erfahren.
    Dann begegnete sie dem Meer.
    Das Rauschen der unkontrollierbaren Wellengewalt erschien ohrenbetäubend und wurde, dieses Volumen überbietend, nur unterbrochen von dem spritzenden Klatschen, wenn die wild schäumende Gischt auf die scharfkantigen, wuchtigen Klippen traf.
    In fassungsloser Starre ergab sie sich diesem Naturschauspiel ungezähmter Kraft, welches tief unter ihr tobte.
    Wasser, das sich gegen die Macht des Windes aufbäumte, sich in breiten Wogen sammelte und den Kampf am Ende weiß brechend verlor, nur um sich gleich darauf wieder kriegerisch von Neuem empor zu wölben.
    Einen ganzen Tag widmete sie der Wirkung dieser Elementargewalt auf ihr Sein, verzichtete auf die stärkende Erholung ihres sonst so penibel selbst diktierten Schlafes und ignorierte das schmerzhafte Brennen ihrer lichtempfindlichen Augen.
    Wie bereits im Reich des Himmels, bevorzugte sie auch auf dieser Reise die Fortbewegung bei Nacht, ließ ihren mit einem schwarzen Cape verhüllten Körper von der Dunkelheit verschlingen.
    Ein einziges Mal war sie bisher dicht genug an einer Stadt vorbeigekommen, um nur mit Mühe einer Begegnung mit den paxianischen Bewohnern zu entkommen. Sie war sich bewusst, wie eigenartig und ungewöhnlich ihr Erscheinungsbild auf die Paxianer wirken musste, die die Existenz ihrer einer, als erfundene Sagen abtaten. Saya suchte sie durch stetiges Ausweichen, nicht in ihrer Lebensweise und dem damit verbundenen Weltbild zu verstören. Die dichte Wolkenschicht, die Abend für Abend über die schreckliche Wahrheit die selige Decke des Verbergens breitete, rief ihr Iains begründende Worte ins Gedächtnis und gemahnte sie dieser Verhaltensweise.
    Iain.
    Die Erinnerung an den aufreibenden Diplomaten ließ sie, unverändert erbost, den Kopf schütteln.
    Was für eine unglaubliche Torheit von ihm anzunehmen, dass sie sich seiner aufgedrängten Begleitung unterwerfen würde. Eine nachtblinde Lichtgestalt bedeutete nichts anderes, als Ärger und Verzögerung – eine maßlose Belastung in Anbetracht ihrer verlorenen Zeit. Wenn die Regenerationsdauer ihres Beines ihre Mission noch nicht zum Scheitern verurteilt hatte, die in Dunkelheit verloren torkelnde Gestalt des ermüdend beharrlichen Mannes, bedeutete ein sicheres Ende.
    Sich dieser Tatsache mehr als bewusst, hatte sie die Gelegenheit seines erschöpften Einschlafens neben ihr augenblicklich erkannt und genutzt. Geräuschlos hatte sie sich ihre eigenen Kleider angezogen, das Cape, welches sie Colia in weiser Voraussicht einige Tage zuvor entwendet hatte, übergeworfen und war den Gängen Richtung Ebenensaal gefolgt – in der Hoffnung, angrenzend einen dem Volk zugänglichen Park zu finden, wo sie mit der Überzeugungskraft ihres Stabes einen Bewohner zu überreden geplant hatte, sie in Paxias Reich zu eskortieren.
    Es war zwar kein Park gewesen, der sich ihr eröffnet hatte, als sie zwei hohe Flügeltüren aus dem Weg geschoben hatte, sondern der ehemalige unfähige Berater Iains, der beim Verlassen der dahinterliegenden Räumlichkeiten wuchtvoll in sie hineingerannt war, dass sie ein leises Stöhnen nicht hatte unterdrücken können. Aber die Mischung aus Hass und Todesangst mit der er sie angeblitzt hatte, während ihm Schweißperlen über Gesicht, Hals und der an seiner Kehle kratzenden Klinge ihres Dolches geronnen waren, hatten ihn zu einem überaus geeigneten Werkzeug ihres Vorhabens gemacht. Zumal ihm die Tatsache sich ihrer Anwesenheit endlich entledigt zu haben und seiner Verantwortung dabei, für alle Zukunft den Mund geschlossen hatte.
    Seit ihrem abschiedslosen Verlassen waren nunmehr zehn Tage vergangen, in denen Saya der kargen Wegbeschreibung, die Iain ihr einst in Form einer Richtungsweisung gegeben hatte gefolgt war, und sie erwartete, jeden Moment die Häuser Resus in Sichtweite erscheinen zu sehen.
    Am späten Nachmittag hatte sie jedoch nur ein winziges Fischerdorf passiert, was sie zu der Annahme verleitete, sich in unmittelbarer Nähe eines endlich passierbaren Weges zum Meer zu befinden.
    Nach kurzer

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