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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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durchtränkte Cape zum würgenden Feind werden zu lassen. Aufgebläht von einzelnen Sturmstößen, zerrte es mit steigender Intensität ihrer Laufrichtung entgegen, als trachtete es, sie ihres Vorhabens zu hindern.
    Fluchend wickelte Saya sich in das widerspenstige Kleidungsstück, eng genug, um den aggressiven Böen Angriffsfläche zu rauben. Sie konzentrierte ihr Augenmerk einzig auf ihr Ziel, ungeachtet der prasselnden Wassertropfen, die ihr nadelgleich ins Gesicht stachen und von dort ihren gesamten Körper hinabrannen, keine Stelle trocken lassend. Ihre Kleider klebten wie eine lebende Masse an ihrer Haut, machten sie unbeweglich.
    Aber auch wenn sie längst nicht mehr so schnell vorwärtskam, wie zu Beginn des Unwetters, nahte sie sich in beruhigender Beständigkeit dem Unterschlupf.
    Feine Rauchschwaden, die aus dem schmalen Schornstein stiegen, erweckten die Hoffnung in ihr, eine Feuerstelle vorzufinden, für deren trocknende Eigenschaft sie sogar die flackernde Hitze als störende Begleiterscheinung akzeptieren würde.
    Die Hütte allerdings entpuppte sich als überraschend stabil wirkendes Holzhaus, das bequem einer kleinen Familie Platz bot, mit einem angebauten Stallgebäude, aus dem Saya gedämpfte Tierlaute vernehmen konnte, als sie die schlichte Eingangstür erreichte. Nur kurz erwog sie die Möglichkeit, der unberechenbaren Begegnung mit paxianischen Einwohnern auszuweichen, indem sie stattdessen bei den Tieren Unterkunft suchte.
    Sie entschied sich beim Anblick des wenig sturmsicheren Stallgebäudes mit einem entschlossenen Kopfschütteln dagegen und hob die Hand, um gegen die Tür zu hämmern.
    Ein schneller Gedanke zwang sie mitten in der Bewegung einzuhalten und stattdessen in die eingenähte Innentasche ihres Capes zu greifen. Sie brachte ein schwarzes Tuch aus schleierartigem Gewebe zum Vorschein, dass dicht genug war, um ihre Augen vor der Außenwelt zu verbergen, aber gleichzeitig auch ausreichend durchscheinend, um ihren Blick nicht zu trüben.
    In der Abenddämmerung und im farbfälschenden Schimmern des Feuers würde ihre, für die Bewohner Paxias abnormale Hautfarbe sicher nicht auffallen. Aber ihre andersartigen sternschimmernden Augen bedeuteten in jeder Umgebung Verräter ihrer Herkunft. Da erzeugte sie vorzugsweise die Täuschung von Blindheit.
    Nach dem Abbinden ihrer oberen Gesichtspartie, zog sie die Kapuze ein wenig zurück, um den bedrohlichen Eindruck einer schwarzgewandeten Gestalt nach Möglichkeit zu mindern und klopfte vernehmlich gegen das glatt geschliffene Holz.
    Stille.
    Dann leise Stimmen, ein kratzendes Geräusch, das vom Schieben diverser Möbel stammen musste.
    Wieder Stille.
    Und endlich, langsame Schritte, die zögerndes Nahen erkennen ließen.
    Saya fand Verständnis für dieses Verhalten und aus diesem auch die Geduld ruhig auszuharren, bis ein dumpfes Knarren unmittelbar vor ihr, das Zurückziehen des inneren Türriegels verriet.
    Gedämpftes Licht drang aus dem schmalen Spalt nach außen und warf einen erhellenden Streifen über ihre Gestalt. Sie blickte in taxierende grüne Augen.
    Ehe eine weitere, vielleicht ablehnende Reaktion erfolgte, brachte sie, um höfliche Wortwahl bemüht, ihr Anliegen hervor.
    „Eine Wanderin bittet um Gewährung, am Feuer verweilen zu dürfen für die Dauer des Unwetters.“
    Die Gestalt schwieg. Während Saya mit der verlockenden Überlegung rang, Waffengewalt einzusetzen und die Stufe ihrer dabei verwendeten Brutalität erwog, öffnete sich plötzlich mit einem Ruck die Tür.
    „Tretet rasch ein. Bei uns findet Ihr Wärme und einen Platz am Tisch bei unserer Abendmahlzeit. Ein freundlicher Gast ist stets erwartet und willkommen.“
    Die überraschende Herzlichkeit im Tonfall des Paxianers, zu dem die grünen Augen gehörten, ließ Saya mit Fassung ringend an ihrer Position verharren. Misstrauen und Widerwillen hätten ihren Erwartungen entsprochen, nicht jedoch die uneingeschränkte Aufnahmebereitschaft, nachdem aus der kurzen Musterung ein Entschluss geboren war.
    Offenbar begriff ihr Gegenüber ihre verblüffte Starre und zog sie ohne weiteres an der Hand in die Wärme des Hauses.
    Sie unterzog dem vor ihr liegenden Raum einer oberflächlichen Analyse. Helle Holzdielen bedeckten Wände und Boden. Ein großer Kamin nahm einen Teil der seitlichen Wand ein, vor dem auch ein großer Tisch mit sechs Stühlen stand. Drei von ihnen wirkten unordentlich zurückgezogen, als wären sie kurzfristig verlassen worden. Vor diesen befanden

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