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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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der
Fruchtbarkeit einer sommerlichen Gewitterwolke geschaffen hatte, die
Regentropfen fallen ließ. Durch diesen Ur-Raum konnte jedes Universum sich an
das andere ankoppeln, und durch das Ankoppeln an den UrRaum konnte, wie das Antimaterie-Projekt
bewiesen hatte, jedes aus einem grenzenlosen, endlosen Hyperbereich am Dasein
erhalten, genährt und erneuert werden, das so riesenhaft und unvorstellbar
war, daß alles Existierende, von Mikroben bis zu den fernsten noch erkennbaren
Quasaren, ein bloßer Schatten nur eines Körnchens davon war.
    Pernak stand hinter seinem Schreibtisch auf, an dem er gearbeitet hatte,
und trat ans Fenster, um auf die Rasenflächen zwischen den beiden
Gebäudeflügeln hinunterzublicken. Lehrkräfte und Studenten tauchten in großer
Zahl auf. Manche sonnten sich, andere spielten in Gruppen, als die
Mittagspause nahte. Er war daran gewöhnt, unter Menschen zu leben, die Gefühle
der Bedeutungslosigkeit und Angst vor einem Universum bekundeten, das sie als
kalt und leer empfanden, beherrscht von Kräften der Auflösung, des Zerfalls
und zuletzt des Todes - ein Universum, in dem die zerbrechliche Seltsamkeit,
genannt Leben, sich mühselig und nur flüchtig an eine Zufallsexistenz klammern
konnte, die im Plan der Dinge keinen rechtmäßigen Platz hatte. Die Wissenschaft
war vorgedrungen zu den Anfängen all dessen, was man wissen konnte, und diese
düstere Antwort hatte man geschrieben gefunden.
    Die Chironer sahen im Gegensatz dazu ein reiches, leuchtendes,
vibrierendes Universum, das auf jeder Ebene und in jedem Maßstab dieselbe
unwiderstehliche Kraft der Evolution, die sich selbst ordnete und organisierte.
Sie hatte Atome aus Plasma gebaut, Moleküle aus Atomen, dann das Leben selbst,
und von dort aus die höchste Erscheinung des Denkens und all dessen, was dadurch
erschaffen werden konnte. Die schwachen Kräuselungen, die der
Evolutionsströmung entgegenliefen, waren so unfähig, sie aufzuhalten, wie
schwacher Wind einen Fluß aufhalten konnte; die Verheißung der Zukunft waren neue
Horizonte, die sich ohne Ende zu einem immer weiter werdenden Blick von
größerem Wissen, ungeahnter Ressourcen und Aussichten ohne Grenzen eröffneten.
Weit davon entfernt, die Anfänge all dessen erfaßt zu haben, was es zu wissen
gab, hatten die Chironer mit dem Lernen erst begonnen.
    Und deshalb wiesen die Chironer den Todeskult der Kapitulation gegenüber
der Unausweichlichkeit einer letztendlichen Stagnation und des Zerfalls im
Universum zurück. So wie ein Organismus starb und zerfiel, wenn ihm keine
Nahrung gegeben wurde, oder eine von ihren Erbauern verlassene Stadt zu Staub
zerfiel, so nahm die Entropie nur in geschlossenen Systemen zu, die von Quellen
der Energie und des Lebens abgeschnitten waren. Aber das chironische Universum
war kein geschlossenes System mehr. Wie ein im Boden verwurzelter Steckling,
von Wasser und Sonnenlicht umspült, oder eine Eizelle, die sich in einem
Uterus teilte und Gestalt annahm, war es ein gedeihender, wachsender Organismus
- ein offenes System, genährt von ihrer unerschöpflichen Quelle.
    Und für ein solches System war das Grundgesetz nicht der Tod, sondern das
Leben.
    Seltsamerweise war es eben diese Erkenntnis von der Hingabe der Chironer
an das Leben, die Pernak bedrückte. Je mehr er von ihrer Geschichte und ihrer
Lebensweise erfuhr, desto klarer begriff er, wie hartnäckig und entschlossen
sie ihre Freiheit verteidigen würden, um dieser Hingabe Ausdruck zu verleihen.
Sie verteidigen sie einzeln, und er konnte sich nicht vorstellen, daß sie sie
mit ebensolcher Entschlossenheit gemeinschaftlich verteidigen würden. Sie
hatten seit gut zwanzig Jahren gewußt, daß die »Mayflower II« landen würde, und
hinter ihrer legeren Freundlichkeit waren sie alles andere als eine passive,
unterwerfungsbereite Rasse, die ihre Zukunft dem Zufall und der besseren Natur
anderer ausliefern würde. Sie waren Realisten, und für Pernak stand fest, daß
sie sich auf das Schlimmste vorbereitet haben würden, was aus der Situation
entstehen mochte. Obwohl ihm gegenüber niemand je von Waffen gesprochen hatte,
konnte nach dem, was er von den chironischen Wissenschaften zu sehen bekommen
hatte, das, was sie gegen das Schlimmste aufzubieten haben würden, überaus
potent sein.
    Er war überzeugt davon, daß die Chironer niemals Feindseligkeiten
herausfordern würden, weil sie keine Angst vor den Terranern hatten und sie
bereitwillig akzeptierten. Das hatte der ganze Verlauf seit der

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