Die Kinder von Alpha Centauri
Notsignal aus ihren beiden Kom-Geräten, im
ganzen Labyrinth begannen Alarmsirenen zu heulen. Sie sahen einander an. Der
Lärm verstummte, als Colman sein Gerät aus der Brusttasche zog und es vor sich
hinhielt, damit sie es beide sehen konnten, während Swyley das seine
abschaltete. Einige Sekunden später erschienen die Gesichter von Wellesley,
Borftein und Lechat auf dem winzigen Bildschirm. Colman schloß die Augen und
stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
»Sie haben es geschafft«, flüsterte er. »Sie sind alle dort.«
»Das ist eine Mitteilung von äußerster Wichtigkeit. Sie betrifft alle
Angehörigen der Mission«, begann Wellesley mit klarer, aber unheilverkündender
Stimme. »Ich spreche zu Ihnen allen in meiner Eigenschaft als Direktor dieser
Mission. General Borftein ist als Oberbefehlshaber sämtlicher militärischer Einheiten bei mir. Vor kurzem ist
Hochverrat in seiner übelsten und kriminellsten Form versucht worden. Dieser
Versuch ist gescheitert. Zusätzlich ist jedoch eine Täuschung erfolgt, bei der
es um Verleumdung der Chironer ging, um Anstiftung zur Gewalt, die den
politischen Bestrebungen einer korrupten Gruppe dienen sollte, und um die kalkulierte
und kaltblütige Ermordung unschuldiger Menschen. Ich brauche Sie nicht daran zu
erinnern . ..«
»Damit müssen wir den Rest des Schiffs und die Oberfläche haben«, sagte
Swyley. »Wenn die Armee sich zusammenreißt und Sterm faßt, bevor er Gelegenheit
hat, hierherzukommen, müssen wir vielleicht gar nicht hinein.«
Colman hob den Kopf und starrte wieder hinüber zur Schottschleuse. Erneut
stellte er sich das Blutbad vor, das ein direkter Angriff hervorrufen mußte.
Wer auf beiden Seiten konnte dabei etwas gewinnen, das von Sinn war? Er hatte
keinen Streit mit den Leuten, die hier als Verteidiger saßen, und sie keinen
mit ihm und seinen Leuten. Warum lag er dann hier mit einer Waffe und überlegte
sich, wie er sie am besten töten konnte? Weil sie mit Waffen dortsaßen und
vermutlich lange überlegt hatten, wie sie ihn am besten töten konnten. Keiner
von ihnen wußte, warum er das tat. Es lag einfach daran, daß man es immer schon
so gemacht hatte.
Auf dem kleinen Bildschirm wurde Celia sichtbar. Sie begann mit
schwacher, aber entschlossener Stimme zu sprechen. Colman hörte aber nur mit
halbem Ohr zu. Er versuchte so zu denken, wie es ein Chironer getan hätte.
37
Im örtlichen Leitstand hinter dem Panzerschott des Hexagons war Major
Lesley, SD, vom Gehörten noch so betäubt, daß er im Augenblick nicht klar
denken konnte. Er starrte auf die Kom-Anlage, wo ein Bildschirm den Columbia
District zeigte. Vor einigen Minuten war der Chef der SD-Wacheinheiten mit
einer Parlamentärsflagge im Kom-Zentrum erschienen, um mit Borftein zu
sprechen, und versuchte mit sich ins reine zu kommen. Captain Jarvis, Lesleys
Erster Offizier, und Leutnant Chaurez sahen stumm zu, während die Leute zu
Boden sahen und sich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigten. Sein Dilemma lag
nicht so sehr darin, daß er zum erstenmal in seinem Leben zwischen widersprüchlichen
Befehlen entscheiden mußte, weil ihre Rangordnung klar genug war und er nicht
die Pflicht hatte, Leuten zu gehorchen, die sich ihr Amt angemaßt und ihre
Befehlsgewalt in verbrecherischer Weise mißbraucht hatten, sondern in der
Entscheidung, auf welche Seite er gehören wollte. Borftein schwenkte zwar die
Urkunde, aber Stormbel hatte die Waffe in der Hand.
Jarvis starrte auf den Bildschirm.
»Die Kämpfe in Vandenberg scheinen abzuflauen«, sagte er.
»Zwei Trupps von uns halten sich in den Andockbuchten Eins und Drei, aber
die anderen scheinen mit den Regulären zusammenzuarbeiten. Die Regulären haben
praktisch das ganze Modul in der Hand. Stormbel wird von da her keine
Unterstützung kriegen, die von der Oberfläche käme.«
»Wie sieht es dort aus?« fragte Chaurez.
»Ein Durcheinander, aber in den Kasernen herrscht Ruhe«, sagte Jarvis.
»Auf dem Stützpunkt in Canaveral ist viel geschossen worden. Alle scheinen es
dort auf die schwere Ausrüstung abgesehen zu haben. Eine der Fähren brennt.«
Major Lesley schüttelte langsam den Kopf und starrte vor sich hin.
»Das dürfte eigentlich gar nicht sein«, murmelte er. »Sie sind nicht der
Feind. Sie sollten nicht gegeneinander kämpfen.«
Jarvis und Chaurez sahen einander an. Jarvis drehte den Kopf, als auf
einem der Schirme eine neue Meldung kam.
»Peterson hat sich für Borftein im Regierungszentrum
Weitere Kostenlose Bücher