Die Kinder von Alpha Centauri
Blick irrte ab und richtete
sich dann voll auf Colmans Gesicht. »Hören Sie, Steve, wegen der Sache auf dem
Schiff in der Pumpenstation. Ich, äh ... ich...«
»Vergessen wir's«, unterbrach ihn Colman. »Passiert jedem mal. Tun wir's
zu dem anderen, das man besser da oben läßt.«
Bernard nickte und schien erleichtert zu sein, wirkte aber keineswegs
glücklich, als er sich Kath zuwandte, die von den anderen weggetreten war und
neugierig zusah. Bernard schien etwas sagen zu wollen, ohne zu wissen, wo oder
wie er beginnen sollte.
Jay entwickelte offenbar eine Neigung zur chironischen Direktheit.
»Wir machen uns Gedanken wegen der Besucher«, sagte er vorlaut. »Vor
allem mein Vater. Es ist merkwürdig, daß man ihm nichts davon gesagt hat.«
Bernard wirkte betroffen, aber Kath war offenbar weder beleidigt noch
überrascht.
»Das dachte ich mir«, entgegnete sie und nickte vor sich
hin. »Nanuk hat mir davon erzählt.« Sie sah Bernard an. »Wir haben nicht viel
Zeit für Geheimnisse«, erklärte sie ihm. »Famhill behauptet, das gehöre zu
einem Austauschbesuch, aber das ist nur ein Vorwand, von dem er nicht weiß, daß
wir ihn durchschauen, weil er uns nie gefragt hat. Sie sehen sich die Anlage
hier für den Fall an, daß sie den Entschluß fassen, sie unter ihre Kontrolle zubringen.
Deshalb ist Ihr Chef Merrick dabei. Er soll prüfen, ob Ihre Ingenieure damit
fertigwerden. Er hat Walters und Hoskins dafür ausgesucht, hier anzutreten,
falls der Direktor das Vorgehen billigt.«
Bernards anfängliches Erstaunen über ihre Offenheit machte rasch einem
bitteren Ausdruck Platz, als die Worte seine ärgsten Befürchtungen bestätigten.
Es war, als hätte er sich störrisch an einen Rest Hoffnung geklammert, es wäre
doch alles ein Mißverständnis, und nun, da die Hoffnung dahin war, schien er sichtlich
zusammenzusacken. Jay starrte auf seine Füße, während Colman überlegte, was er
sagen sollte.
Kath sah ein paar Sekunden lang stumm zu, schien die Situation aber aus
irgendeinem Grund als belustigend zu empfinden. Bernard blickte mit einem
Gemisch aus Unsicherheit und Gereiztheit vor sich hin.
»Ich glaube, ich weiß, was Ihnen durch den Kopf geht«, sagte sie zu ihm.
»Aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir nehmen hier keine Befehle von Farnhill oder
Merrick entgegen. Hoskins versteht noch nicht viel von Hochflußtechnik, und
Walters ist zwar gut, hat aber kein Auge für Einzelheiten. Wenn die Leute hier
einen Neuen akzeptieren würden, dann nur jemanden, der weiß, was sie machen,
und der nichts dem Zufall überläßt, und sei es noch so nebensächlich.«
»Worauf... wollen Sie hinaus?« fragte Bernard, als traue er seinen Ohren
nicht und sei gleichzeitig argwöhnisch.
Kath setzte wieder ihr schelmisches Lächeln auf.
»Das ist alles, was ich sagen möchte«, gab sie zurück. »Jedenfalls
jetzt. Ich dachte nur, das wollten Sie hören.« Sie wandte sich an Jay, um das
Thema zu wechseln. »Tschang hat meinem Sohn Adam von dir erzählt, und Adam
meint, du solltest einmal vorbeikommen, Jay. Er wohnt in Franklin, das wäre
also nicht weit. Warum machst du das nicht?«
»Klingt prima. Mache ich. Wie finde ich hin? Über das Netz?«
»Richtig.« Kath lächelte.
Jay warf einen Blick auf Colman, dann sah er Bernard an. In Bernards
Augen trat ein neuer Ausdruck, als ihm die Bedeutung von Kaths Worten aufging.
Jay zögerte noch, kam aber zu dem Schluß, daß sein Vater in der richtigen
Stimmung war.
»Weißt du, hier ist es ein bißchen gefährlich, Paps«, sagte er mit
unheilschwangerer Stimme. ȟberall werden die Leute erschossen und so.
Ich könnte in die größten Schwierigkeiten kommen, wenn ich allein bin. Ich bin
sicher, du fühlst dich viel wohler, wenn ich kompetenten Schutz habe.«
Bernard sah ihn argwöhnisch an.
»Was hast du denn jetzt wieder vor?«
Jay grinste eine Spur zu einfältig.
»Ah ... wärst du böse, wenn ich Steve bitten würde, mitzukommen?«
»Adam würde sich riesig freuen«, warf Kath ein. Sie blickte Bernard auf
eine Weise erwartungsvoll an, bei der auf der »Mayflower II« die
Reaktorschüssel geschmolzen wäre.
Bernard blickte von Kath zu Colman, zu Jay und wieder zu Colman. Er war
geschlagen und wußte es. Nach Kaths rätselhafter Mitteilung verspürte er aber
keine große Neigung zu heftigem Widerspruch.
»Ach, so schlimm ist es nicht. Er braucht niemanden, der darauf achtet,
daß er nicht erschossen wird«, antwortete er. Jay machte ein langes Gesicht.
Bernard
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