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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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und Geplänkel, um den
völligen Zerfall aufzuhalten. Die Bedingungen, in der Welt eine Großordnung
einrichten zu können, würden, solange er lebte, nicht mehr eintreten. So hatte
er sich aufgemacht, um eine lohnendere Bestimmung bei der »Mayflower II« zu
finden. Es war eine Ironie, dachte er oft bei sich, daß Ungeduld und
Ruhelosigkeit ihn zu einer Entscheidung getrieben hatten, die ihn zwanzig Jahre
lang im Weltraum unbeweglich machte.
    Seine Ungeduld machte sich nun wieder geltend, als Borftein im
Arbeitszimmer von Richter William Fulmire, dem Obersten Richter der »Mayflower
II« saß und zuhörte, wie Howard Kalens und Marcia Quarrie über die Feinheiten
der Missionsverfassung diskutierten, während auf dem Planeten die Truppen
offen mit der Seite fraternisierten, die zum Feind werden konnte, und im Weltraum
zwei Jahre entfernt das Sternenschiff der OAF mit jedem Tag näherrückte. Die
Nachrichten von der Erde sprachen von einem Dreieckskonflikt, der das östliche
Afrika erfaßt hatte, schwarze Nationen gegen die Araber im Norden und die
Weißen im Süden, australische Streitkräfte in Malaysia gelandet, und die
Europäer verzweifelt bemüht, die Flammen auszutreten, während die OAF sie
kräftig anfachte. Diese Nachrichten würden die Pagode längst eingeholt haben,
und wie die Absichten der Menschen an Bord aussehen mochten, wußte niemand. Das
war nicht die Zeit, sich über mehrdeutige Formulierungen und juristische Details
zu unterhalten.
    Obwohl die Meinungsumfragen ihm nach wie vor einen bequemen Vorsprung
zubilligten, quälte Kalens die Sorge, daß ihn selbst als führenden Mann die
Machtteilung mit dem Kongreß des Schiffes hindern würde, die konzentrierte
Autorität auszuüben, die nach seiner Ansicht die Lage verlangte. Nur ein
starker Führer mit der Macht, auch zu handeln, würde Aussicht haben, die Probleme
lösen zu können, und die Verfassung der »Mayflower II« war darauf abgestellt,
zu verhindern, daß es einen solchen gab. Ihr Geist stellte einen Anachronismus
dar aus der alten Zeit, als eine neugegründete Föderation sich gegen erneuten
Kolonialismus hatte schützen wollen, und das Regierungssystem verkörperte diesen
Geist durchaus in wirksamer Weise. Das war das Problem.
    Soviel Borftein sehen konnte, besaß Kalens an Autorität alles, was er
brauchte, wenn er und die Armee hinter ihm standen - vorausgesetzt freilich,
er gewann die nächsten Wahlen. Nachdem Kalens mit Sterm darüber gesprochen
hatte, war ihm jedoch klargeworden, daß ein Versuch, Chiron unverhüllt zu
unterwerfen, die Gefahr heraufbeschwor, die Bevölkerung der »Mayflower II« gegen
sich aufzubringen. Verlangt war ein unauffälliges Vorgehen. »Letzten Endes
klammern die menschlichen Instinkte sich an das Bekannte und Vertraute«, hatte
Kalens später zu Borftein gesagt. »Die erkennbare Absicht, sich an das Gesetz
zu halten, als Alternative zur Gesetzlosigkeit dieses Planeten, ist der
richtige Weg, den Zusammenhalt zu bewahren. Wir können es uns nicht leisten,
das zu gefährden.« Borftein hatte sich also bereiterklärt, das Spiel nach ihren
Wünschen fortzuführen, das abhing von Vorschriften im Gesetz, ausgerichtet auf
normwidrige Umstände einer zwanzigjährigen Reise durch den Weltraum.
    Um rasche und wirksame Reaktionen auf Notfälle zu ermöglichen, besaß
der Missionsdirektor die Befugnis, den demokratischen Prozeß, repräsentiert
durch den Kongreß, zu suspendieren und für die Dauer solcher Notsituationen,
die er für gegeben erklärte, alleinige und totale Machtbefugnis zu übernehmen.
Obwohl dieses Vorrecht als Konzession an die Unbekannten des interstellaren
Fluges gedacht gewesen war und nur bis zur Beendigung der Reise gelten sollte,
hatte Richter Fulmire Kalens Auslegung bestätigt, daß sie technisch in Kraft
blieb, bis Wellesleys Amtszeit beendet war. Die Frage lautete jetzt: Konnte dieses
Vorrecht auf den Nachfolger übertragen werden, und wenn ja, wer war befugt,
dem Gesetz eine solche Ergänzung anzufügen? Der Kongreß in seiner Gesamtheit
konnte das natürlich, würde es aber nicht tun, weil das bedeutet hätte, sich
selbst aufzulösen. Konnte Wellesley es unter den einzigartigen Vollmachten tun,
die ihm zustanden und technisch noch in Kraft waren?
    Kalens hatte die Meinung vertreten, Wellesley sei dazu in der Lage,
gestützt auf die Meinung von zwei Juristen, mit denen er sich am Vortag ausführlich
unterhalten hatte. Gleichzeitig hatten die Juristen jedoch darauf hingewiesen,
daß die

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