Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
sprach aber weiter. »Aber er braucht unbedingt jemanden, der ihn von
den vielen Mädchen der Stadt fernhält.« Er nickte Colman zu und grinste schief.
»Passen Sie gut auf ihn auf, Steve. Er ist raffiniert.« Er wandte den Kopf und
starrte seinen Sohn resigniert an. »Und du kommst rechtzeitig nach Hause und
sagst deiner Mutter nichts davon«, knurrte er.
     
    17
     
    General Johannes Borfteins schlichte und praktische Lebensphilosophie
war die, daß der alles bekommt, der hingeht und es sucht und es sich im Notfall
nimmt. Niemand würde irgendeinem irgend etwas umsonst geben, und niemand
behielt lange, was zu verteidigen er versäumte. Überleben hieß das Spiel. Die
Regeln hatte er nicht gemacht; sie waren der Natur lange vor seinem Erscheinen
eingeprägt.
    Zivilisiert sein und mit allen auskommen zu wollen, war eine feine
Sache, solange das funktionierte, aber letzten Endes blieb das einzige, was die
Leute bewog, auf die am Verhandlungstisch gesprochenen hohen Worte auch zu
achten, die Zahl der Divisionen und ihrer Sprengköpfe, die dahinterstand. Und
wenn, falls alles andere scheiterte, einer Nation zur Verteidigung ihrer
Interessen nur noch die Möglichkeit blieb, sie mit Gewalt zu verteidigen,dann
lag die beste Aussicht für das Überleben darin, die Sache voll und ganz zu
vertreten und alle Mittel einzusetzen; Halbheiten waren tödlich.
    Der kurzfristig zu entrichtende Preis war bedauerlich, aber seit wann
servierte die Natur kostenlose Mahlzeiten? Und was hatte das auf längere Sicht
zu besagen? Die Sowjets hatten im Zweiten Weltkrieg zwanzig Millionen Tote zu
beklagen und ein Dreivierteljahrhundert später trotzdem den Dritten führen
können. Bei dieser Auseinandersetzung hatten die USA geschätzte hundert
Millionen verloren, sich aber in der halben Zeit wieder zu einer Großmacht
aufgeschwungen. Die sentimentalen Empfindungen von Politikern und
irregeleiteten Idealisten unterschätzten bestenfalls die Widerstandskraft der
Rasse und riefen im schlimmsten Fall eben die Kriege hervor, die sie
verabscheuten, weil sie dem Gegner vorgaukelten, die Beute sei leicht zu holen.
Hätte Hitler sich fast ganz Europa unterworfen, wenn Chamberlain nach München
gegangen wäre, auf der Insel zehn Geschwader schwerer Bomber hinter sich? Und
war, wenn das Gefasel verklang, alles von Bedeutung in der Geschichte nicht
zuletzt von den Generälen erzielt worden?
    Wie jener gereifte Realist hatte Borftein sich mit der bedauerlichen
Wahrheit abgefunden, daß bei Gelegenheit die von ihm gebilligten Pläne und
Strategien zu Verlusten führen würden, oft auf qualvolle und entsetzliche
Weise, aber er hatte gelernt, mit der von seinem Beruf geforderten Distanz
»objektiv zu sehen«. Die Zahl der Toten und Verwundeten bei einem geplanten
Einsatz wurde von seinen Analytikern mit den Bezeichnungen »Verlustfaktor« und
»Kampfstärkerückgangsfaktor« belegt; eine Stadt, die zusammen mit ihren
Bewohnern in Schutt und Asche gelegt werden sollte, wurde »nominiert«, ein
Gebiet, überflutet mit Napalm und mit Bombenteppichen belegt, wurde
»aggressiver Vorwärtserkundung« unterworfen, und ein dem Erdboden
gleichgemachtes Dorf als Warnung gegen die Aufnahme von Aufständischen galt als
Objekt für eine »Schutzreaktion«. So waren die Regeln.
    Als Artilleriemajor Anfang Dreißig hatte er erkannt, daß für Südafrika
die Sache letzlich verloren war, und sich von seinen Wurzeln losgerissen, um
Dienste und Erfahrung der Neuen Ordnung von Groß-Nordamerika zur Verfügung zu
stellen, wo man dringend Fachleute für die Bekämpfung von Guerillaoffensiven
und zivile Unruhen als Gehilfen bei der »Renormalisierung« des vom Krieg
hinterlassenen Chaos suchte. Rasch befördert in den Reihen einer Elite, der die
Macht der neuen Nation anvertraut war, erhaschte Borftein einen kurzen Blick
auf die Vision, eine Streitmacht zu befehligen, die wahrhaftig in der Lage war,
die ganze Welt zur Raison zu bringen. Lange hatte die Vision nicht angedauert.
Eine goldene Möglichkeit bot sich, als Asien - damals der einzig ernsthafte
Rivale - sich im Ringen um die Vorherrschaft zwischen China und Japan-Indien
selbst zerfleischte. Die Chance hatte sich jedoch verflüchtigt, weil die Politiker
zauderten und war ganz entschwunden, als China sich durchsetzte und die
Ostasiatische Föderation festen Stand gewann. Danach hatte die Zukunft nur noch
die Aussicht auf einen möglichen Zusammenprall zwischen den beiden
Erdhalbkugeln geboten und ruhmlose Jahrzehnte Aufruhr

Weitere Kostenlose Bücher