Die Kinder von Alpha Centauri
wäre für alle einfacher,
wenn Sie keine Schwierigkeiten machen. Tut mir leid, aber ich habe keine andere
Wahl.«
»Haben Sie die Absicht, diese Anweisungen mit Gewalt durchzusetzen, wenn
wir uns weigern, Major?« fragte der Chironer, der Wilson erschossen hatte. Er
war schmiegsam und athletisch gebaut, hatte ein schmales, aber markantes
Gesicht, und trug Kleidung von dunkler Farbe, eher praktisch als modisch, und
anliegend, ohne eng zu sein. Er erinnerte Colman an den Schurken in alten
Westernfilmen. Der Chironer wirkte ruhig und zurückhaltend. Seine Erwiderung
war nur eine Frage und keine Herausforderung.
Der Major erwiderte seinen Blick.
»Ich habe die Pflicht, meine Befehle nach besten Kräften auszuführen«,
entgegnete er, einer direkten Antwort ausweichend. Sein Tonfall ließ erkennen,
daß er die Umstände so sehr bedauerte wie nur irgend jemand, zu einem Kompromiß
aber nicht in der Lage sei.
Die taktvolle Reaktion schien zu wirken. Der Chironer starrte ihn noch
eine Weile an und nickte. »Also gut.«
Colman seufzte innerlich erleichtert. Die Frauen waren offenbar bereit,
den Mann auch für sich sprechen zu lassen. Sie nickten einander kaum merklich
zu, standen auf und nahmen ihre persönlichen Sachen an sich. Zwei der SD-Leute
halfen ihnen mit einem Respekt, der Colman verwunderte.
Der Major zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Äh, angesichts der
Umstände ... wäre es vielleicht besser, Sie lassen uns Ihre Waffen für Sie
zurückbringen. Geht das?«
»Wollen Sie uns klarmachen, daß wir Gefangene sind?« fragte der Chironer.
»Ich möchte den Ausdruck lieber nicht verwenden«, gab der Major zurück.
Ȇber die juristischen Weiterungen habe ich nicht zu befinden. Ihre eigenen
Behörden werden aber zweifellos eine Untersuchung anstellen wollen, und die
Waffen sind als Beweismaterial erforderlich.«
»Nach Ihren Bräuchen«,
erinnerte ihn der Chironer.
»Er war einer von unseren Leuten«, hielt der Major ihm entgegen.
Der Chironer dachte nach, fand die Erklärung offenbar einleuchtend,
nickte und übergab seine Pistole. Das Mädchen, das Ramelly angeschossen hatte,
tat es ebenfalls. Colman fand es bedeutsam, daß der Major ihre Begleiterin
nicht fragte, ob sie ebenfalls bewaffnet sei. Während die SD-Leute Padawski
und seine Gruppe hochscheuchten, begab der Major sich dorthin, wo Colman und
die anderen von Kompanie D bei den Chironern standen, die mit ihnen oben
zusammen gewesen waren. Er hatte sich bereits ihre Namen geben lassen und
festgestellt, daß sie keine Augenzeugen waren.
»Ihr könnt gehen«, sagte er. »Wenn es eine Anhörung gibt, müßt ihr
vielleicht aussagen. Ihr bekommt dann Bescheid.«
»Man weiß, wo wir zu finden sind«, erwiderte Colman.
Kaths Taschenkommunikator summte. Sie zog ihn heraus, um sich zu melden.
Es war Adam, der die Nachricht gehört hatte und sich vergewissern wollte, daß
mit ihr und Colman alles in Ordnung war. Colman ging hinüber zu Anita, die in
Türnähe stand.
»Warum hast du dich mit dem Haufen eingelassen?« murmelte er. »Sei
wenigstens jetzt vernünftig und steig da aus.«
In ihren Augen war weder Bedauern noch Reue zu sehen, als sie ihn ansah.
»Das geht dich nichts an«, zischte sie. »Wie ich mich amüsiere, ist meine
Sache.«
»Das nennst du amüsieren?«
»Du weißt, was ich meine. Sie haben nichts getan. Sie hatten nur ein
bißchen zu viel getrunken. Die zwei Miststücke hätten nicht so zu reagieren
brauchen.«
»Vielleicht solltest du versuchen, das mal von ihrer Seite aus zu sehen«,
gab Colman zu bedenken.
Anitas Augen funkelten, als der Schock nachließ und zu Zorn wurde.
»Wieso ich? Bruce ist umgebracht worden, Dan hat ein Loch im Bein, und du
verlangst, ich soll es mit ihren Augen sehen? Was für ein Mann bist du
überhaupt?« Sie lächelte höhnisch über seine Schulter zu Kath hinüber, die
ihren Kommunikator einsteckte. »Ich sehe schon, warum. Du hast ja nicht lange gebraucht, wie? Ist sie gut im Ben?«
Colman ging nicht darauf ein.
»Denk darüber nach«, murmelte er. »Um deinetwillen.«
»Ich habe dir schon gesagt, das geht dich nichts mehr an. Laß mich in
Ruhe. Ich will nicht mit dir reden. Hau ab und laß mich allein.«
Padawski in der Nähe machte ein finsteres Gesicht und schien wieder an
Selbstvertrauen gewonnen zu haben, seit der SD im Spiel war.
»Laß die Finger von ihr, Blondköpfchen«, fauchte er. »Bleib bei deinen
lieben Mörderfreunden. Dich vergessen wir auch nicht.« Er drehte den Kopf
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