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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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gesicherte Ufer, ohne Häfen, ohne leitende
Sterne. Sie hatte dort keinen Platz und wollte keinen haben. Insgeheim träumte
sie von einem Wunder, das die »Mayflower II« herumdrehen und sie wieder auf
eine zwanzigjährige Reise schicken würde, zurück zur Erde.
    Als absolvierte Biologiestudentin an der Universität Michigan, ihrem
Heimatstaat, hatte sie einst den Ehrgeiz gehabt, sich auf Biochemie und die
Genetik primitiver Lebensformen zu spezialisieren. Sie hatte gehofft, solche
Forschungen würden sie dem Verständnis näherbringen, wie unbelebte Materie
sich zu einer Komplexität organisiert hatte, die fähig war, Leben entstehen zu
lassen, und begründete das äußerlich damit, daß sie sich sagte, ihr Wissen
werde dazu beitragen, die explodierende Bevölkerung des neuen Amerika ernähren
zu helfen.
    Und dann hatte sie Bernard kennengelernt, dessen jugendlicher Eifer und
innerer Blick auf die Reformation, die über die Welt hinweggehen würde, ihr
politisches Bewußtsein geweckt und sie mit ihm in eine ganz neue Dimension
menschlicher Beziehungen und Motivationen geführt, von der sie vorher kaum
etwas geahnt hatte. Die Kräfte, welche die Welt gestalten und das Schicksal der
Menschen bestimmen würden, konnten, wie sie eingesehen hatte, nicht in
Kulturschalen oder im Niederschlag von Zentrifugen gefunden werden, sondern in
den Gehirnen, Herzen und Seelen von Menschen, die geweckt, organisiert und
mobilisiert worden waren. Und so waren sie miteinander von Tagung zu Tagung
gezogen, hatten Reden gehalten, bei den Massenversammlungen gejubelt, den
Reden der Führer Beifall geklatscht und schließlich gemeinsam die Erde verlassen,
um eine Erweiterung der Modellgesellschaft auf Chiron mitbauen zu helfen.
    Aber ohne das ständige Nachrücken von Neubekehrten hatte die Begeisterung
der politisch aktiven frühen Jahre nachgelassen. Eine Weile hatte sie sich noch
einmal auf ihre ursprüngliche Berufung gestürzt und im Modul Princeton
Lehrgänge über Dinge wie Gensplicing besucht,
später auch Forschungen angestellt und Unterricht an einer Oberschule gegeben.
Ihre Arbeit in Princeton und ihr Lehramt hatten sie in Verbindung gebracht mit
Jerry Pernak, der Forscher war, und mit Eve Verritty, die damals im Erziehungsministerium
Verwaltungsarbeit zu leisten pflegte. Durch Jean hatten die beiden sich
überhaupt erst kennengelernt.
    In den Jahren danach, als Jay und später Marie geboren worden waren,
hatte sie versucht, durch den Besuch von Vorlesungen und private Lektüre auf
dem laufenden zu bleiben, aber mit der Zeit versäumte sie die Vorlesungen immer
häufiger und verschob die Lektüre immer weiter auf ein Morgen, von dem sie
wußte, daß es nicht kommen würde. Sie stellte fest, daß sie nicht Artikel über DNS-Übertragung las, sondern über Inneneinrichtung, sich
mehr mit Bildern beschäftigte, die über die Datenbank als Komödien vermittelt wurden, als mit dem Studium der
Zelldifferenzierung, und verbrachte mehr Zeit mit den Bekannten, die
Kochrezepte austauschten als mit solchen, die sich über Erbgutstatistik unterhielten. Aber sie hatte zwei Kinder
aufgezogen, auf die sie nach ihren Maßstäben stolz sein durfte. Sie hatte ein
Anrecht auf Belohnung für die gebrachten Opfer. Und nun drohte Chiron, ihr die
Belohnung zu rauben.
    Der Gedanke erregte Unmut in ihr, als sie auf dem Sofa unter der großen
Bildwand saß und das Gesicht von Howard Kalens betrachtete, der Wellesleys
»Politik der Unentschlossenheit« als mitwirkenden Faktor beim Tod des Soldaten
verdammte, der am vergangenen Abend erschossen worden war, und »eine positive
Initiative, die Lage wieder in den Griff zu bekommen« verlangte.
    »Ein Junge von dreiundzwanzig Jahren«, hatte Kalens vor ein paar Minuten
gesagt. »Der uns als Kind anvertraut war, um Gelegenheit zu erhalten, ein
Leben der neuen Möglichkeiten in einer neuen Welt, frei von Ketten und
Behinderungen, zu führen ... mit Stolz und Würde, wie Gott es wollte - er wurde
getötet, als er diese Welt kaum erblickt oder ihre Luft geatmet hatte, Bruce
Wilson ist nicht gestern gestorben. Sein Leben endete, als er drei Jahre alt
war.«
    Jean empfand für den Soldaten zwar Mitgefühl, aber der Kurs, den Kalens
einschlagen zu wollen schien, mit der Aussicht auf weitere Auseinandersetzungen
und mehr Tote, erschreckte sie noch mehr. Warum mußte es immer so sein? fragte
sie sich. Alles, was sie wollte, war, sich gesichert und behaglich zu fühlen,
und zu sehen, wie ihre Kinder zu anständigen,

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