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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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geachteten, verantwortlichen
Erwachsenen heranwuchsen, die sich in den beruhigenden Kokon der Vertrautheit
um sie einspannen - ebenso um ihres eigenen künftigen Wohlbefindens willen wie
um des ihrigen. Soviel durfte sie erwarten, weil sie Opfer gebracht hatte, um
es sich zu verdienen. Das bedrohte keinen. Warum sollten anderer Leute
Streitigkeiten, für die sie nichts konnte, sie damit bedrohen, ihr alles
wegzunehmen?
    An diesem Morgen hatte Paul Lechat, den sie bis dahin für nicht
sonderlich bedeutsam gehalten hatte, sich zum Spätkandidaten für die Wahl
erklärt und die Errichtung einer getrennten Terranerkolonie in Iberia irgendwo
oben in Selene angekündigt. Er wollte, daß die Menschen von der Erde ihre
Lebensweise beibehalten konnten, ohne in der nahen Zukunft störenden
Einflüssen ausgesetzt zu sein, und erwog, eine solche Einrichtung auf Dauer zu
schaffen, wenn genügend Menschen das wünschen sollten. Für Jean war die
Mitteilung eine Gottesgabe gewesen, wie für viele andere auch, wenn man nach
der öffentlichen Zustimmung gehen konnte, die binnen Stunden von allen Seiten
deutlich geworden war. Warum konnten nicht alle es so sehen? dachte sie. Es war
doch so naheliegend. Warum gab es immer Leute, die störrisch waren und
politische Interessen dem gesunden Menschenverstand voranstellten, wie etwa
Kalens, der jetzt auf Lechat wie auf eine Bedrohung reagierte und seine eigenen
Anhänger zum Handeln aufrief.
    »Sollen wir davonlaufen und uns auf der Rückseite des Planeten
verstecken, aus Angst, eine desorganisierte und undisziplinierte Rasse zu
beleidigen, die uns alles verdankt, was sie für selbstverständlich hält und
wahllos vergeudet, so, als besitze nichts einen Wert oder müsse verdient
werden?« fragte Kalens vom Bildschirm. »Wessen Wissenschaft und Arbeit hat die Kuan- yin entworfen und gebaut, und mit ihr die Maschinen, die den
Reichtum von Chiron geschaffen haben? Wessen Wissen und Fähigkeiten schufen
die Chironer selbst, die jetzt alles, was sie sehen, für sich beanspruchen und
uns wie Bettler von dem Festmahl wegschicken, das wir angerichtet haben?« Er
schwieg einen Augenblick. Seine Miene nahm unter der Silbermähne einen finster
zornigen Ausdruck an. »Ich sage Nein! Ich lasse mich auf eine solche Weise
nicht vertreiben. Ich erwäge das nicht einmal. Ich sage öffentlich und ohne
Vorbehalt, daß jeder derartige Vorschlag nur als Kapitulation vor moralischer
Feigheit zu sehen ist, die nicht einmal Verachtung verdient. Wir sind
hierhergekommen, nachdem wir vier Lichtjahre hinter uns gebracht haben, und
hier bleiben wir, um an dem teilzuhaben, was unser Recht ist, und das zu
genießen, was uns zusteht.« Donnernder Beifall. Jean hatte genug gehört und
wies Jeeves an, abzuschalten.
    Nachdem sie Lechat zugehört, hatte sie eine Weile gehofft, seine
Ankündigung könne einen Erdrutsch der Meinung bewirken, der eine andere
Politik erzwingen konnte, aber die Hoffnung war schon zwei Stunden später
verflogen, als Eve und Jerry zu einem kurzen Abschied vorbeigekommen waren,
bevor sie sich der chironischen Lebensweise anschlossen. Offenbar taten das
viele Leute, und es gab sogar Gerüchte über Desertionen aus der Armee. Jean hatte das Gefühl nicht unterdrücken
können, daß auch Eve und Jerry von ihr desertierten, aber sie hatte freundlich
bleiben und ihnen alles Gute wünschen können. Es war, als verschwöre sich
Chiron gegen sie persönlich, um ihre Welt niederzureißen und alle Facetten des
Lebens, das sie gekannt hatte, zu zerstören.
    Das Haus hier gehörte auch dazu. Sie sah es nicht mehr als den Traum, wie
er am Tag des Umzugs erschienen war, sondern statt dessen als Bestandteil
derselben Verschwörung - eine billige Bestechung, um sie zu verführen, daß sie
ihre Seele so verkaufte, wie ein Posten an der Universität und die Lockung mit
einem kostenlosen Haus Jerry und Eve verfuhrt hatte. Chiron wollte sie nicht
in Ruhe lassen. Sie sollte genauso werden. Es war wie ein Virus, der in eine
lebende Zelle eindringt und die vorgefundenen Lebensprozesse übernimmt, um
Nachbildungen von sich selbst zu produzieren.
    Sie fröstelte bei dem Gedanken und stand auf, um Bernard zu suchen. Ohne
Zweifel würde er im Kellerraum sein, in dem er und Jay eine Werkstatt
eingerichtet hatten. Bernard hatte in letzter Zeit mehr Interesse an Jays
Lokomotive bewiesen als auf der »Mayflower II«. Jean vermutete, daß er das tat,
um Jay zu bewegen, mehr zu Hause zu sein, und einige der Bedenken zu

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