Die Kinder von Alpha Centauri
von der »Mayflower II« und Tschang, Adams
dunkelhäutiger Freund, es ihm nach.
»Sie brauchen nicht nachzusehen«, sagte Driscoll lässig. »Sie haben zwei
Könige.« Adam schnaubte durch die Nase und warf die Karten offen auf den Tisch,
Herz- und Pikkönig und drei ungleiche Karten.
»Und ich?« fragte Ci und sah Driscoll an. Sie beugte sich auf die Seite,
damit ihre Mutter die Karten sehen konnte.
Driscoll starrte sie an.
»Drei Damen, und ich käme drüber«, verkündete er. Ci und Shirley
tauschten verblüffte Blicke.
Paula blickte ihn schelmisch an.
»Mich kannst du auch schlagen?« fragte sie neugierig.
»Sicher«, gab Driscoll zurück. Er zwinkerte. »Wenn du wissen willst, wie
- mit Assen.«
»Bist du sicher, Tony?« fragte Paula. »Du möchtest nicht zufällig eine
Wette darauf eingehen?« Paula drehte den Kopf und lächelte verstohlen ihre
Freundin Terry an, die hinter ihr saß.
Driscoll erwiderte ruhig ihren Blick.
»Ich würde es riskieren«, sagte er. »Klar, wenn es echt zuginge, würde
ich Geld setzen.«
»Wieviel?« fragte Paula.
Driscoll zog die Schultern hoch.
»Was würdest du setzen?«
»Zwanzig?«
»Klar, da würde ich mitgehen.«
»Fünfzig?«
»Auch noch.«
»Hundert?«
»Hundert.«
Paula warf fröhlich vier Asse auf den Tisch.
»Verloren! Was sagt ihr dazu? Ich habe ihn eben geschlagen. Ich wußte
doch, daß er nur blufft.«
»Von wegen Bluff.« Driscoll legte fünf Asse auf den Tisch, und im Zimmer
erhoben sich Gelächter und Beifall.
»He, mich habt ihr nicht gefragt«, protestierte Tschang. »Ich bin
besser.«
»So?« Driscoll sah ihn verblüfft an.
Tschang warf die Karten hin und streckte zwei schwarze Finger über den
Tisch.
»Eine Smith and Wesson übertrifft fünf Asse.« Er grinste und stand auf.
»Alle noch was zu trinken?« Am Tisch erhob sich allgemeine Zustimmung. Tschang
ging zur Bar auf der anderen Seite.
Driscoll hatte Shirleys Einladung angenommen, sich bei ihr zu melden, und
er war zu einer Party in Franklin gebeten worden und hatte mitbringen dürfen,
wen er wollte. Driscoll hatte also Colman, Swyley, Maddock und Stanislau
eingeladen, denen es gemeinsam gelungen war, auch Sirocco zum Mitkommen zu
bewegen; Sirocco wiederum hatte vorgeschlagen, ein paar Mädchen von der
»Mayflower II« mitzubringen. Adam, der sich als ein Freund von Ci erwies, war
zusammen mit Kath ebenfalls eingeladen worden, und sie hatten Adams
Zwillingsbruder Casey und dessen Freundin aus dem Schiff eingeladen - die
lebenslustige Frau, die Colman nicht gleich hatte unterbringen können.
Sie hatte sich als überaus wohlproportionierte Rothaarige namens
Veronica erwiesen; auf der »Mayflower II« wohnte sie im Modul Baltimore. Ihr
Gesicht kam ihm nicht unbekannt vor, aber vorher hatte Colman nicht gewußt, wer
sie war. Bei einer Unterhaltung an der Bar schien sie von Colman ebenso
fasziniert gewesen zu sein wie er von ihr.
»Sicher bin ich dortgewesen«, hatte er auf eine Frage erwidert, die sie
mit verruchtem Augenzwinkern stellte. »In zwanzig Jahren kommt man überall
hin.«
»Was mag ein gutaussehender Sergeant wie Sie oben im Modul Baltimore
getrieben haben?«
»Wen interessiert das?«
Veronica hatte sein ausdrucksloses Gesicht eine Weile studiert und mit
leiser Stimme gesagt: »Sie sind es, nicht wahr?«
»Selbst wenn wir annehmen, daß ich weiß, was Sie meinen, werden Sie wohl
nicht erwarten, daß ich darauf antworte.« Nun wußten sie es also beide, und
jeder wußte, daß der andere es wußte. Beide hatten die Diskretion des anderen
geprüft, und beide respektierten das Ergebnis. Es brauchte nichts mehr gesagt
zu werden.
Da nach der Schießerei der Zutritt zu allen öffentlichen Bars für die
Soldaten der »Mayflower II« verboten worden war, hatte die Party zu keinem
besseren Zeitpunkt stattfinden können, dachte Colman, als er an der Bar lehnte,
das Glas in der Hand, und den Blick durch das Zimmer gleiten ließ. Swyley und
Stanislau standen hinter ihm mit einer gemischten Gruppe von Chironern in
einer Ecke und schienen sich für die Reisemöglichkeiten auf dem Planeten zu
interessieren; Sirocco stand bei einer anderen Gruppe in der Zimmermitte, und
Maddock, der ein wenig zerzaust wirkte, lag auf einem Sofa in einer Nische,
den Arm um Wendys Brüste gelegt, auch von der »Mayflower II«. Sie schien zu
schlafen. Es war besonders schön, dem politischen Zank entrinnen zu können,
der seit dem Morgen nach der Schießerei die Mission in verschiedene Parteien
Weitere Kostenlose Bücher