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Die Kinder von Alpha Centauri

Die Kinder von Alpha Centauri

Titel: Die Kinder von Alpha Centauri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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beruhigen,
die sie empfand. Aber seine Begeisterung hatte Jay nicht daran gehindert, auf
eigene Faust nach Franklin zu gehen, manchmal bis spät in den Abend hinein,
nachdem er sich stundenlang im
Bad aufgehalten hatte, um seine Frisur zu verschönen und alle möglichen Hemden
und Hosen auszuprobieren, mit Krawatten zu experimentieren, von denen er bis
dahin nichts hatte wissen wollen. Was er auch vorhaben mochte, zum Glück konnte
wenigstens Marie sich mit ihren eigenen Freundinnen beschäftigen,blieb also im
Komplex.Als Jean unter der Tür erschien, beschäftigte Bernard sich mit
Gleitblöcken und Kurbeln, die er als Versuchsanordnung aufgebaut hatte. Sie sah
eine Weile zu, als er eine kleine Stange bewegte,die alles andere in
gleichmäßige Bewegung versetzte, für Jean ein Rätsel. Bernard zog die Stange
zurück, um alles wieder an seinen ursprünglichen Ort zu bringen, hob den Kopf
und lächelte.»Ich muß den Hut vor der Ausbildung bei der Armee ziehen«,sagte
er. »Eines muß man Steve Colman lassen - er weiß wirklich,was er tut. Unser
Sohn hat hier erstklassige Arbeit geleistet.« Er bemerkte den Ausdruck auf
Jeans Gesicht und wurde ernster.
»Ach, versuch dich davon freizumachen, Schatz. Ich weiß, alles ist ein bißchen
fremdartig. Was kann man nach zwanzig Jahren anderes erwarten? Du brauchst nur
Zeit, um dich daran zu gewöhnen..
Wir alle.«
    »Dir macht es nichts aus, wie? Hier ... wie die Dinge
stehen ...es stört dich nicht. Du bist wie Eve und Jerry.« Obwohl sie wußte,daß
er verständnisvoll sein wollte, konnte sie die Schärfe nicht aus ihrer Stimme
bannen.»Jerry hat ein paar interessante Dinge gesagt, die sehr wohl Sinn
ergeben«, erwiderte Bernard, stellte den Mechanismus auf den Tisch und lehnte
sich zurück. »Die Chironer mögen fremdartige Methoden haben, aber sie bringen
sehr viel Respekt auf - für uns ebenso wie für einander. Das ist keine
schlechte Art und Weise. Sicher, wir werden vielleicht lernen müssen, ohne bestimmte
Dinge auszukommen, aber es gibt einen Ausgleich dafür.«
    »War es Respekt, den sie gezeigt haben, als gestern der Junge umgebracht
wurde?« fragte sie bitter. »Und unsere Leute sagen,sie wollen gegen den Täter
nicht einmal etwas unternehmen. Was soll das für ein Leben sein? Sollen wir uns
einfach vorschreiben lassen, was wir tun müssen, indem sie jeden
niederschießen, der ihre Grenzen überschreitet? Sollen
wir nichts unternehmen, bis wir einen Anruf bekommen, daß Jay in der Klinik
liegt oder was weiß ich, weil er das Falsche gesagt hat?«
    Bernard seufzte und zwang sich zur Ruhe.
    »Jetzt hör mal... Der »Junge« hat gegen strikte Befehle verstoßen, sich
nicht zu betrinken, und er belästigte in obszöner Weise das Mädchen, obwohl er
immer wieder gewarnt worden war. Der Sohn von Van Nes war dabei. Was würdest du
tun, wenn ein Betrunkener, der sich nicht mehr in der Gewalt hat, vor deinem
Jungen mit einer Schußwaffe herumwedelt? Was tut man da?«
    »Woher weißt du das?« fuhr Jean auf. »Du warst nicht dabei. Und so hat es
sich nicht angehört, als Kalens eben seine Rede gehalten hat. Viele Leute
scheinen seine Meinung zu teilen.«
    »Er nutzt nur die Emotionen aus, Jean. Ich habe hier unten eine Weile
zugehört, hielt es aber nicht mehr aus. Ihm geht es nur darum, Punkte gegen
Wellesley zu erzielen und einen Übertritt zu Lechat aufzuhalten. Und das ganze
Gerede, die Chironer beanspruchten alles für sich - das ist doch blanker
Unsinn! Ich meine, es könnte von der Wahrheit nicht weiter entfernt sein, aber
das überlegt sich keiner.« Er runzelte die Stirn. Er war zwar nicht im
»Doppelmond« gewesen, hatte Colman aber am Morgen angerufen und eine offenbar
zutreffende Darstellung gehört. Bei der Stimmung, in der Jean sich befand,
wollte er das aber nicht erwähnen. »Die Fakten der Angelegenheit sind ja
festgelegt«, sagte er. »Du brauchst nur Jeeves zu fragen.«
    Jean schien das Thema von sich wegzuschieben. Sie sah Bernard
sekundenlang unsicher an und sagte dann: »Damit hat es eigentlich nichts zu
tun. Es ist - ach, ich kann es nicht anders ausdrücken - du bist es.«
    Bernard schien nicht übermäßig erstaunt zu sein.
    »Willst du dir etwas von der Seele reden?«
    Jean hob die Hand an die Stirn und schüttelte verzweifelt den Kopf, wie
sie das Offenkundige aussprechen mußte.
    »Als ich dich kennenlernte, hättest du nicht hier unten gehockt und mit
Eisenbahnen gespielt, während das alles draußen vorging«, erklärte sie
schließlich.

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