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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Stimme Taliessins.
    Vor ihr war ein hellerer Streifen zwischen großen Steinen: Sand und Kies, die Wind und Wasser hierher getragen hatten. Es war kein richtiger Weg, aber es war besser, der Spur zu folgen, als sich über die Felsblöcke zu quälen.
    Der Wind war nun nur noch eine eisige Hand in ihrem Nacken, aber die hohen Felswände hielten das schlimmste Wüten des Wetters ab. Höher und höher führte der Weg. Schließlich musste sie doch über Felsen klettern, was nicht so einfach war, da sie keine Hand frei hatte, um sich abzustützen. Draußen heulte immer noch der Sturm, doch hier war es nun fast windstill.
    »Komm, ich geb dir eine Hand«, sagte Taliessin. »Es ist nicht mehr weit.«
    Er kam und nahm ihr einen Teil der Last ab, sodass sie nun freier gehen konnte. Voraus beschien die Laterne, die er dort abgestellt hatte, einen kleinen umschlossenen Raum. Das Licht flackerte über die Wände, sodass man nicht erkennen konnte, ob die Kammer natürlichen Ursprungs war oder aus dem Fels gehauen. Aber Gunhild interessierte das im Moment auch nicht besonders. Sie war so müde, dass ihr jeder Ort recht gewesen wäre, wo es ein bisschen Ruhe und Frieden gab.
    »Hier kannst du schlafen«, sagte der Alte. »Hier kann dir keiner etwas tun.«
    An der Rückwand stand ein großer steinerner Kasten. Im Handumdrehen hatte Taliessin ihn mit Decken ausgelegt, sodass er ein weiches, tiefes Bett abgab. Gunhild sehnte sich nur noch danach, sich hineinzulegen. Aber etwas störte sie daran. Es sah nicht aus wie ein Schlaflager, eher wie ein –
    »Sarg«, sagte sie. »Es sieht aus wie ein Sarg.«
    Der Alte lachte. »Es ist ein Sarg – oder es war einer. Aber keine Angst. Es liegt kein Toter darin. Und wenn du den Deckel nicht zumachst, wirst du auch morgen wieder erwachen. Vertrau mir.«
    Gunhild ließ sich in die Decken sinken. Sie waren klamm von der Feuchtigkeit, aber es störte sie kaum.
    »Ich gehe noch einmal zurück«, sagte der Barde, »aber ich komme wieder. Ich will nur noch ein paar Dinge holen und das Maultier abschirren. Den Wagen brauchen wir jetzt nicht mehr.«
    Aber Gunhild hörte schon gar nicht mehr hin. Der Strudel der Müdigkeit, der sie hinabzog, war übermächtig. Irgendwann hatte sie noch das Gefühl, dass jemand bei ihr war und fürsorglich die Decken um sie feststeckte. Dann schlief sie tief und traumlos.



5.
Das bronzene Haupt
    »Stark«, sagte Siggi. »Wie der junge Obi-wan Kenobi. Nur die Jeans passen nicht ganz dazu.«
    Hagen grinste. Anstelle eines T-Shirts trug er nun eine wollene Tunika, die ihm bis auf die Knie reichte. Sie war mit goldbestickten Bordüren versehen. Gold glänzte auch an seinen Handgelenken: schwere, gedrehte Reifen, die eine Art Armschutz bildeten. Auch der Dolch, der an seinem Gürtel hing und der eher wie ein Schmuckstück als wie eine Waffe wirkte, war in Gold gefasst, und seine Scheide war mit feinen Drähten und winzigen Kügelchen geschmückt. Selbst das lange schwarze Haar, das Hagen zuvor mit einem Gummiband gebändigt hatte, wurde nun von einer goldenen Spange zusammengehalten. Mit dem blauen Umhang um die Schultern und dem Speer in der Hand sah er aus wie einer jener legendären Krieger der Vorzeit – oder der ferneren Zukunft.
    »Das musst du gerade sagen, junger Skywalker«, meinte er herablassend. »Du mit dem Laserschwert. Und du willst wirklich auf deinen schönen Parka verzichten?«
    Siggi hatte mit seiner hellen Kleidung und den Wickelgamaschen wirklich etwas von dem jungen Helden aus Krieg der Sterne an sich. Das Einzige, was er von seiner alten Kleidung behalten hatte, waren die weißen Turnschuhe, auch wenn sie noch ein wenig klamm waren. Bei Hagens Worten blickte er ein wenig bedauernd auf die grüne Jacke, die ihm so gute Dienste geleistet hatte. Aber während Hagens Jeans fast schon wieder trocken waren, waren seine Hose und der Parka immer noch feucht von ihrer nächtlichen Tauchpartie. So legte er statt der Jacke mit Schwung den Umhang um seine Schultern. Er war feuerrot.
    »Warte mal ab, was die Girls sagen, wenn ich so in der Disco auftauche. Sie werden sagen: He, von welchem Planeten kommst denn du?«
    Der bronzene Riesenkopf auf dem Tisch verzog die Mundwinkel zu einem belustigten Lächeln. »Seit Äonen habe ich mich nicht mehr so amüsiert«, dröhnte der Mund. »Nicht seit sie fortgegangen sind, Manawyddan mab Llŷr und Pryderi, die Söhne Dôns und die anderen, an deren Namen ich mich nicht mehr erinnere. Es ist so langweilig, sein Leben mit

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