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Die Kinder von Avalon (German Edition)

Die Kinder von Avalon (German Edition)

Titel: Die Kinder von Avalon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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war es, dass ich die Männer von Prydain in eine solche Lage gebracht habe.‹ So verbarg er sich unter den Toten von Erin und wurde mit den übrigen in den Kessel geworfen. Doch der Kessel, der nur das kalte Fleisch von Toten bereitete, wurde durch die Wärme des Lebenden so heiß, dass er zerplatzte und Evnissyen mit ihm.
    Am Ende waren alle Männer von Erin erschlagen und alle von den Männern von Prydain bis auf sieben, nicht eingerechnet Brân, der von einem vergifteten Pfeil in den Fuß getroffen worden war. Unter den Sieben waren Pryderi und Manawyddan. Brân befahl ihnen, ihm den Kopf abzuschneiden. ›Und nehmt ihn mit euch‹, sagte er. ›Auf der Reise wird der Kopf zu euch reden und euch Gesellschaft sein.‹
    Da schnitten die Sieben Brân den Kopf ab und taten, wie er ihnen befohlen hatte, und Branwen fuhr mit ihnen, zusammen mit ihrer Tochter, die sie aus dem Feuer gerettet hatte. Mit sich nahmen sie die Schätze von Erin: ein Schwert, das Wunden schlägt, die niemals heilen, und einen Speer, der sein Ziel niemals verfehlt. Doch aus den Stücken des zerborstenen Kessels schuf Govannon, der Schmied, der auch einer der Sieben war, einen Kelch, und er setzte darin jenen wundersamen Kristall ein, den man den Stein des Schicksals nennt.«
    Taliessin warf einen Blick auf Gunhild, aber diese saß da mit halb geschlossenen Augen und gab durch kein Zeichen zu verstehen, ob sie ihm zuhörte oder nicht.
    »Als sie aber zu den vorgelagerten Inseln kamen, verlangte Branwen, dort mit ihrer Tochter an Land gehen zu dürfen, und sobald sie den Fuß auf das Ufer setzte, rief sie aus: ›Weh ist mir, dass ich je geboren wurde; um meinetwillen wurden zwei mächtige Inseln entvölkert.‹ Und ihr Herz brach, und man bestattete sie auf dem Strand, und das Eiland heißt Ynis Branwen bis auf den heutigen Tag. Die Sieben mit dem Haupt Brâns aber fuhren weiter gen Prydain, und als sie an Land kamen, hörten sie, dass in der Zwischenzeit ein anderer König über die Insel der Mächtigen herrschte. Da gingen sie an einen geheimen Ort, den das Haupt Brâns ihnen wies, und dort fanden sie eine prächtige und königliche Stätte oberhalb des Meeres vor. Da war auch eine große Halle mit drei Türen; die eine von ihnen war offen, die andere geschlossen und die dritte war die Tür des Meeres. Dort verbrachten sie eine lange Zeit. Und trotz allen Leids, das sie mit angesehen hatten, kam ihnen weder die Erinnerung daran noch an irgendeinen Kummer der Welt in den Sinn …«
    Der Erzähler blickte zur Seite. Seine Zuhörerin hatte den blonden Schopf an seine Schulter gelegt. Ihre Augen waren geschlossen; ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Der Alte lächelte.
    Gunhilds Augen zuckten im Schlaf.
    Sie befand sich in einem geschlossenen, überkuppelten Raum. Lampen brannten in Nischen an den Seiten, abgesehen von den beiden Wänden, die von großen Türen verschlossen waren, die eine mit dunklem Silber beschlagen, die andere mit hellem Gold. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, reich gedeckt. In dem Raum waren Gestalten; es war schwer zu sagen, wie viele, da einige von ihnen nur Schatten zu sein schienen, andere dagegen wirklich, aus Fleisch und Blut. Sie nahmen von den Speisen, aber so viel sie auch aßen und tranken, wurde der Tisch doch niemals leer.
    In der Mitte des Tisches stand auf einer Schüssel ein Haupt. Es war riesig. Ganz aus Bronze schien es gemacht zu sein, aber es war lebendig, und es redete mit den Schatten, und sie antworteten ihm und tranken ihm zu. Alle waren fröhlich und guter Dinge.
    Unter den Schatten war einer, der in einen Mantel gekleidet war, dunkel wie das Meer, und sein Haar war lang; sie hatte das Gefühl, sie hätte ihn schon einmal gesehen, aber sie konnte sich nicht erinnern. Ein anderer war kleiner und in Braun gekleidet, ein Sohn der Erde, und ein weiterer rußig wie ein Schmied, aber von edlerer Herkunft. Andere waren da in reich bestickten Gewändern, und einer, den kannte sie wohl, obwohl er nicht alt war, sondern jung; er trug den blauen Mantel eines Barden. Er schlug eine Harfe und sang dazu. Aber es war kein Laut zu hören.
    Vor allem aber gab es da zwei, die inmitten der anderen saßen und doch für sich. Sie waren in Decken gehüllt, und sie schienen von dem, was ringsum vorging, nichts zu sehen. Sie aßen und tranken, als hätten sie großen Hunger. Schließlich stand der eine auf und ging auf den bronzenen Kopf zu, der auf dem Tisch stand. Und das Haupt öffnete die Augen und sah ihn

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