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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Isabella«, sagte er stolz.
    Priests Blick fiel auf eine hübsche junge Mexikanerin in den Zwanzigern. Sie trug ein gelbes Kleid und ein gelbes Haarband. Auf der Hüfte trug sie ein Baby; neben ihr stand schüchtern ein dunkelhaariger Junge. »Deine Kinder?«
    Mario nickte. »Ross und Betty.«
    Priest verkniff sich ein Lächeln über die englischen Vornamen.»Sehen gut aus, deine Kids.« Er dachte an seine eigenen Kinder, und um ein Haar hätte er Mario von ihnen erzählt. Gerade noch rechtzeitig widerstand er dem Impuls und fragte: »Wo wohnen sie?«
    »In El Paso.«
    In Priests Gehirn keimte eine Idee. »Siehst du deine Familie oft?«
    Mario schüttelte den Kopf. »Ich schufte und schufte, Mann. Spar‘ jeden Cent, damit ich ‚n Haus für sie kaufen kann. Ein schönes Haus mit ‚ner großen Küche und ‚nem Swimmingpool im Garten. Sie haben‘s verdient.«
    Die Idee blühte auf. Priest unterdrückte seine Erregung und fuhr im lockeren Gesprächston fort: »Ja, ja. ‚n schönes Haus für ‚ne schöne Familie, stimmt‘s?«
    »Genau. Das hab‘ ich vor.«
    Wieder piepte das Funkgerät, und der Laster fing an zu zittern. Der Lärm war wie Donnergrollen, wenn auch nicht so unregelmäßig. Er begann mit einem tiefen Baßton, der allmählich höher wurde. Nach genau vierzehn Sekunden war alles vorüber.
    In der folgenden Stille schnippte Priest mit den Fingern: »Hör mal, ich hab‘ da ‚ne Idee … Aber nee, vielleicht doch nicht.«
    »Was‘n?«
    »Nee, ich glaub‘, das klappt nicht.«
    »Ja, was‘n nu, Mann? Was?«
    »Na ja, ich dachte eben … Du hast ‚ne bildhübsche Frau und süße Kids – irgendwie ist das nicht richtig, daß du sie nicht öfter siehst.«
    »Und das soll deine Idee sein?«
    »Nein. Ich dachte mir folgendes: Den Laster könnte doch eigentlich ich nach New Mexico fahren, und du fliegst unterdessen heim zu deiner Familie.« Laß dir bloß nicht anmerken, wie wichtig dir das ist, hielt Priest sich insgeheim vor und fügte laut hinzu: »Aber es wird sowieso nicht klappen.« In seiner Stimme schwang ein »Na und wenn schon« mit.
    »Stimmt, Mann. Das geht nicht.«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber wart mal. Wenn wir morgen ganz früh losziehen und zusammen nach San Antonio fahren, könnte ich dich dort am Flughafen absetzen. Gegen Mittag wärst du dann in El Paso, schätze ich. Da kannst du mit deinen Kindern spielen, deine Frau zum Essen ausführen, zu Hause übernachten und am nächsten Tag wieder zurückfliegen. Ich könnte dich am Flughafen in Lubbock wieder abholen … Wie weit ist es von Clovis nach Lubbock?«
    »So um die achtzig, neunzig Meilen.«
    »Wir könnten noch am selben Abend oder spätestens am nächsten Morgen in Clovis sein. Kein Aas würde mitkriegen, daß du gar nicht die ganze Strecke gefahren bist.«
    »Aber du willst doch nach San Antonio.«
    Verdammt! Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Priest ließ sich rasch eine Begründung einfallen. »Aber ich war noch nie in Lubbock«, sagte er leichthin. »Und da wurde immerhin Buddy Holly geboren.«
    »Was is‘n das für ein Kerl?«
    »l love you, Peggy Sue …«, sang Priest. »Als du auf die Welt kamst, war Buddy Holly schon tot, Mario. Ich mochte ihn mehr als Elvis. Aber frag mich jetzt bloß nicht, wer Elvis war.«
    »Und du würdest die ganze Strecke fahren? Bloß meinetwegen?«
    War das Mißtrauen? Oder war Mario nur dankbar? Priest hätte es nur allzu gern gewußt. »Na klar«, sagte er. »Solange ich deine Marlboros rauchen kann.«
    Mario schüttelte verblüfft den Kopf. »Du bist ‚n Pfundskerl, Ricky. Aber ich weiß nicht so recht …«
    Also kein Mißtrauen. Aber Mario war vorsichtig und würde sich wahrscheinlich kaum zu einer Entscheidung drängen lassen. Priest verbarg seine Frustration hinter oberflächlicher Lässigkeit. »Denk halt drüber nach«, sagte er.
    »Wenn was schiefgeht, bin ich meinen Job los. Das will ich nicht.«
    »Da hast du recht.« Priest hielt seine Ungeduld in Schach. »Wir können ja später noch mal drüber reden, okay? Kommst du heute abend in die Bar?«
    »Ja, sicher.«
    »Da kannst du mir dann ja Bescheid sagen, oder?«
    »Okay, das läßt sich machen.«
    Aus dem Funkgerät ertönte das Alles-Klar-Signal. Mario legte den Hebel um, der die Stahlplatte vom Boden hievte.
    »Ich muß jetzt wieder zur Geophon-Crew«, sagte Priest. »Wir müssen noch ein paar Meilen Kabel einsammeln, bevor‘s dunkel wird.« Er gab Mario das Familienfoto zurück und öffnete die Tür. »Ich sag‘ dir eins,

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