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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Nachdruck schob Priest sie auf ihren Stuhl. »Doch, Melanie, es ist wahr«, sagte er. »Es ist wirklich wahr.«
    Er wartete ab, bis sich alle einigermaßen beruhigt hatten; erst dann ergriff er wieder das Wort: »Los, Leute«, sagte er. »Machen wir uns an den Abwasch und dann wieder an die Arbeit.«
    »Warum sollten wir?« wollte Dale wissen. Er war der Winzer. Er gehörte nicht zu den Gründern der Kommune, sondern war erst in den achtziger Jahren, desillusioniert von der alles beherrschenden Kommerzialisierung, zu ihnen gestoßen und nach Priest und Star zur wichtigsten Person der Gruppe geworden. »Zur Weinlese sind wir doch schon gar nicht mehr hier«, fuhr er fort. »In fünf Wochen müssen wir weg. Was sollen wir da noch arbeiten?«
    Priest fixierte ihn mit seinem hypnotisch-starren Blick, dem nur äußerst willensstarke Menschen standzuhalten vermochten. Er wartete geduldig, bis absolute Stille herrschte. Dann sagte er: »Weil manchmal ein Wunder geschieht.«
    Eine Verordnung des Stadtrats untersagte in der texanischen Gemeinde Shiloh den Verkauf alkoholischer Getränke, doch gleich hinter der Stadtgrenze gab es eine Bar namens Doodlebug, die billiges Bier vom Faß, Kellnerinnen in engen Blue Jeans und Cowboystiefeln sowie eine Country-und-Western-Band zu bieten hatte.
    Priest kam allein. Er wollte nicht, daß Star hier auftauchte und man sich später womöglich an ihr Gesicht erinnerte. Am liebsten wäre ihm gewesen, sie hätte ihn gar nicht erst nach Texas begleitet -aber er brauchte jemanden, der ihm half, den seismischen Vibrator heimzubringen. Sie würden Tag und Nacht durchfahren, sich gegenseitig am Steuer ablösen und notfalls mit Aufputschmitteln wachhalten. Sie wollten unbedingt zu Hause sein, bevor der Lastwagen vermißt wurde.
    Er bereute seinen Leichtsinn vom Nachmittag. Mario hatte Star zwar nur aus einer Viertelmeile Entfernung gesehen und die Landarbeiter im Pickup bloß im Vorbeifahren, doch Star war eine auffällige Erscheinung. Vermutlich würde jeder dieser Zeugen einegrob umrissene Personenbeschreibung von ihr geben können: eine große Weiße, stämmig, mit langen, dunklen Haaren …
    Priest hatte, bevor er nach Shiloh kam, sein Äußeres verändert. Er hatte sich einen buschigen Vollbart und einen Schnäuzer wachsen lassen und sein langes Haar zu einem strammen Zopf gebunden, den er unter den Hut steckte.
    Sollte jedoch alles nach Plan laufen, würde kein Mensch je danach fragen, wie er und Star aussahen.
    Als er das Doodlebug betrat, war Mario schon da. Er saß an einem Tisch mit fünf oder sechs Männern aus der Geophon-Crew sowie mit Larry Petersen, dem Projektleiter.
    Priest wollte sich unter keinen Umständen anmerken lassen, daß er wie auf heißen Kohlen saß. Er bestellte sich daher zunächst ein Lone-Star-Bier, unterhielt sich, wobei er gelegentlich einen Schluck aus der Flasche nahm, mit dem Mädchen am Tresen und gesellte sich erst eine Weile später zu den anderen am Tisch.
    Lenny, ein Mann mit schütterem Haar und roter Nase, hatte Priest am Wochenende vor vierzehn Tagen den Job gegeben. Priest hatte einen Abend mit den anderen von der Crew in der Bar verbracht, nur wenig getrunken und sich als recht umgänglich erwiesen. Er hatte ein paar Brocken Fachjargon aufgeschnappt und laut über Lennys Witze gelacht. Am nächsten Morgen war er zu Lenny in den Bürocontainer gegangen und hatte ihn um einen Job gebeten. »Ich stell‘ dich auf Probe ein«, hatte Lenny gesagt.
    Das war alles, was Priest brauchte.
    Er arbeitete hart, begriff schnell und kam mit den Kollegen gut zurecht. Nach ein paar Tagen gehörte er dazu.
    Als er sich zu den anderen an den Tisch setzte, bemerkte Lenny in seinem schleppenden texanischen Tonfall: »Dann kommst du also nicht mit uns nach Clovis, Ricky, he?«
    »Nein, Lenny«, antwortete Priest. »Mir gefällt das Wetter hier viel zu gut. Ich will nicht weg.«
    »Na ja. Ich will dir eigentlich auch nur ganz ehrlich sagen, daß es mir ein Privileg und ein besonderes Vergnügen gewesen ist, deine Bekanntschaft gemacht zu haben – auch wenn sie nur von kurzer Dauer war.«
    Die anderen grinsten. Dieses Wortgeklingel war typisch. Erwartungsvoll blickten sie Priest an und harrten seiner Replik.
    Er setzte ein feierliches Gesicht auf und sagte: »Lenny, du bist immer so lieb und nett zu mir gewesen, daß ich dir noch einmal, ein einziges Mal noch, die Frage stellen möchte: Willst du mich heiraten?«
    Alles lachte. Mario klopfte Priest auf den Rücken.
    Lenny

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