Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
nicht leisten. Ich muß es leider verkaufen.«
    Priest wußte nun, worauf er hinauswollte.
    Bones zog erneut an dem Joint, gab ihn jedoch nicht zurück. »Ist wahrscheinlich so um die fünfzigtausend wert. Ich will aber nur zehntausend.«
    Priest nickte. »Klingt nach einem guten Geschäft – für den, der so was braucht.«
    »Vielleicht könnt ihr‘s ja kaufen«, sagte Bones.
    »Was soll ich denn mit einem Karussellwagen anfangen?«
    »Ist ‚ne gute Investition. Wenn ihr mit euerm Wein mal ein schlechtes Jahr habt, könnt ihr mit dem Ding durch die Gegend fahren und ein bißchen Geld verdienen.«Es gab schlechte Jahre, gewiß. Auf das Wetter hatten sie keinen Einfluß. Aber Paul Beale war stets bereit, ihnen Kredit einzuräumen. Er glaubte an die Ideale der Kommune, obwohl er es in seinem eigenen Leben nicht geschafft hatte, sich danach zu richten.Außerdem wußte er, daß die Ernte schon im nächsten Jahr wieder anders ausfallen würde.
    Priest schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, nein. Aber ich wünsch dir viel Glück, alter Kumpel. Laß nur nicht locker. Du findest schon noch einen Kunden.«
    Obwohl Bones gewußt haben mußte, daß er kaum Chancen hatte, sein Gefährt hier loszuwerden, schien ihn plötzlich eine Art Panik zu befallen. »Du, Priest, um die Wahrheit zu sagen … Mir geht‘s verdammt mies. Kannst du mir vielleicht tausend Dollar leihen? Damit käme ich erst mal wieder klar.«
    Damit willst du dich volldröhnen bis zur Bewußtlosigkeit, das meinst du doch. Und nach ein paar Tagen bist du wieder genauso weit wie vorher.
    »Wir haben kein Geld«, sagte Priest. »Wir benutzen hier keines, hast du das vergessen?«
    Bones grinste verschlagen. »Komm, Priest, irgendwo habt ihr doch bestimmt ‚n paar Penunzen verbuddelt.«
    Und du bildest dir ein, ich würde das ausgerechnet dir auf die Nase binden?
    »Tut mir leid, Kumpel, ich kann dir nicht helfen.«
    Bones nickte. »Das ist ein ganz schöner Hammer, Mann. Ich meine, ich stecke echt ziemlich tief in der Patsche.«
    »Und versuch bloß nicht, hinter meinem Rücken Star anzupumpen«, sagte Priest. »Von ihr bekommst du nämlich die gleiche Antwort.«
    Er schlug absichtlich einen harschen Ton an. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Klar doch …« Bones sah verängstigt aus. »Immer schön cool bleiben, Mann, ganz cool …«
    »Ich bin cool«, sagte Priest.
    Den ganzen Nachmittag über kreisten Priests Gedanken um Melanie.
    Vielleicht hat sie ihre Meinung geändert und ist zu ihrem Mann zurückgekehrt. Vielleicht hat sie auch bloß Schiß bekommen, sich in ihr Auto gesetzt und aus dem Staub gemacht. Dann bin ich erledigt…
    Er war auf sie angewiesen. Außer ihr gab es weit und breit niemanden, der die Daten lesen konnte, die sie von Michael Quercus gestohlen hatten, und außer ihr konnte niemand sagen, wohin Priest am folgenden Tag mit dem seismischen Vibrator fahren sollte.
    Zu seiner großen Erleichterung fand sich Melanie dann plötzlich am späten Nachmittag wieder ein. Priest berichtete von Flowers Festnahme und erzählte Melanie, daß ein oder zwei Kommunarden ihr und ihren modischen Kleidern die Schuld daran zuschieben wollten. Sofort versprach sie, sich im Laden mit Arbeitskleidung einzudecken.
    Nach dem Essen ging Priest zu Song in die Hütte und holte sich ihre Gitarre. »Brauchst du sie gerade?« fragte er höflich. Nie hätte er gesagt: »Darf ich mir deine Gitarre auslernen?«, denn theoretisch war alles in der Kommune Gemeineigentum und er demnach Mitbesitzer ihrer Gitarre, auch wenn Song sie selbst gebaut hatte. In der Praxis freilich wurde in solchen Fällen immer gefragt.
    Priest ließ sich mit Flower vor seiner Hütte nieder und stimmte das Instrument. Spirit, der Hund, sah ihm aufmerksam zu, als wolle er ebenfalls Gitarre spielen lernen. »Die meisten Lieder bauen auf drei Akkorden auf«, begann Priest. »Wenn du die beherrschst, kannst du neun von zehn Liedern spielen.« Er zeigte ihr den C-Dur-Akkord.Während Flower sich bemühte, die Saiten mit ihren weichen Fingerkuppen hinunterzudrücken, studierte er im Licht Abendsonne ihr Gesicht – die makellose Haut, das dunkle Haar, Stars grüne Augen, die vor Konzentration leicht gerunzelte Stirn.
    Ich muß am Leben bleiben, damit ich mich um dich kümmern kann.
    Er mußte daran denken, wie er selbst in Flowers Alter gewesen war – ein Verbrecher schon damals, erfahren, geschickt, hart im Nehmen wie im Austeilen, voller Haß auf die Bullen und voller Verachtung für die Spießbürger,

Weitere Kostenlose Bücher