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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wie er ihr – da war sie sich jetzt ganz sicher – mit voller Absicht den falschen Termin genannt hatte, damit sie sich verspätete. Dahinter steckte die Strategie, ihr die Glaubwürdigkeit zu nehmen und gleichzeitig sich selbst ins beste Licht zu setzen. Judy kam die Galle hoch.
    Unvermittelt stand Honeymoon auf. »Ich werde dem Gouverneur raten, die Drohung zu ignorieren«, sagte er und fügte hinzu:
    »Ich danke Ihnen.« Damit waren sie entlassen.
    Judy sah ein, daß es jetzt zu spät war, den Kabinettssekretär zu bitten, mit den Terroristen Kontakt aufzunehmen. Sie hatte den geeigneten Moment dafür verpaßt – ganz davon abgesehen, daß Kincaid ohnehin jeden Vorschlag von ihr hintertrieben hätte. Sie spürte, wie Verzweiflung in ihr aufstieg.
    Angenommen, die Drohung ist doch echt – was dann? Angenommen, die Kerle schaffen es doch- irgendwie?
    »Wir stehen Ihnen natürlich jederzeit zu weiteren Auskünften zur Verfügung«, sagte Kincaid. Honeymoon wirkte leicht ungehalten. Um die Dienste des FBI in Anspruch zu nehmen, bedurfte er kaum einer besonderen Einladung. Dennoch reichte er Kincaid höflich die Hand.
    Einen Augenblick später standen Judy und Kincaid vor der Tür.
    Auf dem Weg zurück durch das Hufeisen, die Lobby und die marmorverkleidete Eingangshalle sagte Judy kein Wort. In der Halle blieb Kincaid stehen und sagte: »Sie haben sich prächtig geschlagen, Judy. Machen Sie sich bloß keine Gedanken.« Ein bösartiges Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
    Judy war fest entschlossen, ihn auf keinen Fall merken zu lassen, wie sehr es in ihr brodelte. Am liebsten hätte sie ihn angebrüllt, aber sie zwang sich zu einer Antwort, die ruhig und besonnen klang: »Ich glaube, wir haben unseren Job getan.«
    »Genau. Wo haben Sie Ihren Wagen stehen?«
    »Im Parkhaus gegenüber.« Sie deutete mit dem Daumen in die Richtung.
    »Meiner steht auf der anderen Seite. Wir sehen uns.«
    »Klar.«
    Kincaid ging, und Judy sah ihm einen Augenblick nach. Dann drehte sie sich um und entfernte sich in die andere Richtung.
    Als sie die Straße überquerte, fiel ihr ein Süßwarenladen ins Auge. Sie ging hinein und kaufte sich eine Schachtel Pralinen.
    Auf der Rückfahrt nach San Francisco futterte sie die ganze Schachtel leer.
Kapitel 7
    Priest mußte sich unbedingt körperlich abreagieren, wenn er nicht vor Unruhe durchdrehen wollte. Daher ging er nach der Versammlung im Tempel in den Weinberg und jätete Unkraut. Es war heiß, so daß er schon bald zu schwitzen an fing und sein Hemd ablegte.
    Star arbeitete Seite an Seite mit ihm. Nach etwa einer Stunde sah sie auf die Uhr und sagte: »Zeit für eine kleine Pause. Komm wir gehen und hören uns die Nachrichten an.«
    Wenig später saßen sie in Priests Wagen und stellten das Radio an. Die Nachrichtensendung war identisch mit der letzten, die sie gehört hatten. Priest biß frustriert die Zähne zusammen. »Verdammt, dieser Gouverneur muß sich doch jetzt bald mal äußern!«
    »Du erwartest doch nicht etwa, daß er sofort klein beigibt, oder?«
    »Nein, aber ich habe fest mit einer Art Angebot gerechnet, mit irgendeinem versteckten Hinweis auf einen Kompromiß. Unserer Forderung nach einem Baustopp für Kraftwerke ist ja schließlich kein Schwachsinn. Bestimmt wären Millionen von Kaliforniern damit einverstanden.«
    Star nickte. »Mensch, in Los Angeles ist die Luftverschmutzung so schlimm, daß schon das Atmen gefährlich ist. Mir will einfach nicht in den Kopf, wie man freiwillig unter solchen Bedingungen leben kann, Herrgott noch mal.«
    »Und trotzdem wird nichts getan.«
    »Wir haben ja von Anfang an vermutet, daß wir ihnen erst einen kleinen Denkanstoß geben müssen, bevor sie auf uns hören.«
    »Ja, das stimmt.« Priest zögerte, dann rief er aus: »Wahrscheinlich hab‘ ich bloß Angst, es könnte nicht funktionieren!«
    »Was? Der seismische Vibrator?«
    Er zögerte erneut. Soviel Offenheit wagte er nur Star gegenüber; dennoch tat ihm das Eingeständnis seiner Zweifel fast schon wieder leid. Da er nun aber einmal damit angefangen hatte, konnte er ihr auch gleich alles sagen: »Diese ganze Geschichte, meine ich. Ich hab‘ Angst, daß das mit dem Erdbeben nicht klappt. Und dann sind wir aufgeschmissen.«
    Er merkte, daß er Star erschreckt hatte. So kannte sie ihn nicht. Normalerweise trug er bei allem, was er sich in den Kopf setzte, ein unverwüstliches Selbstbewußtsein zur Schau. Nur: Das, was sie jetzt vorhatten, war absolut beispiellos.
    Auf dem

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