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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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daß man sehen konnte, wie schmal ihre Taille war. Auch jetzt wirkte sie noch zum Vernaschen sexy.
    John Truth hatte eine flache, nasale Stimme von manchmal geradezu hypnotischer Eindringlichkeit. Seine Spezialität bestand darin, laut auszusprechen, was seine Zuhörer insgeheim dachten, sich aber genierten, offen einzugestehen. Das meiste war der übliche rechtsradikale Mist: AIDS sei die Strafe für schlimme Sünden und Intelligenz ein erbliches Rassemerkmal; die Welt lechze angeblich nach mehr Strenge und Disziplin; Politiker seien ausnahmslos strohdumm und korrupt … die ganze Palette eben. In Priests Vorstellung setzte sich Truth‘ Zuhörerschaft weitgehend aus feisten Weißen zusammen, die ihr gesamtes Wissen in der Bar und am Stammtisch aufgeschnappt hatten.
    »Dieser Kerl verkörpert alles, was ich an Amerika hasse«, sagte Star. »Vorurteile, Scheinheiligkeit, Heuchelei, Selbstgerechtigkeit und eine Dummheit, bei der dir das Kotzen kommt.«
    »Stimmt«, sagte Priest. »Aber jetzt hör zu.«
    »Ich verlese noch einmal die Stellungnahme des Kabinettssekretärs, Mr. Honeymoon«, sagte Truth.
    Priest sträubten sich die Haare im Nacken, und Star sagte: »Dieser Scheißkerl!«
    Honeymoon war die graue Eminenz, die hinter den Plänen für den Staudamm im Silver River Valley stand. Sie haßten ihn.
    Langsam und gewichtig, als käme es auf jede Silbe an, fuhr John Truth fort: »Im Wortlaut heißt es: ›Das FBI hat die Drohung überprüft, die am ersten Mai auf einem Internet Bulletin Board erschien. Den Untersuchungsergebnissen zufolge ist sie gegenstandslose«
    Priest war tief enttäuscht, obwohl er mit so etwas gerechnet hatte. Er hatte sich zumindest die Andeutung einer gewissen Kompromißbereitschaft erhofft. Honeymoons Kommentar klang jedoch völlig unnachgiebig.
    Truth las weiter: ›»Auf Empfehlung des FBI hat GouverneurMike Robson beschlossen, keine weiteren Maßnahmen in die: Angelegenheit zu ergreifen,‹ Dies, meine Freunde ist die gesamte Stellungnahme!« Truth hielt sie offenbar für empörend kurz. »Geben Sie sich, liebe Zuhörer, damit zufrieden? Das Ultimatum de Terroristen läuft morgen ab. Fühlen Sie sich jetzt sicher? Rufen Sie mich an und sagen Sie der Welt, was Sie davon halten.«
    »Das heißt, wir müssen handeln«, konstatierte Priest.
    »Ich habe nie damit gerechnet, daß der Gouverneur ohne ein handfeste Demonstration unsererseits einlenkt«, sagte Melanie.
    »Ich eigentlich auch nicht.« Priest runzelte die Stirn. »Das FBl wird gleich zweimal in dem Text erwähnt. Klingt, als würde Robson schon nach Sündenböcken suchen für den Fall, daß doch noch was schiefgeht. So sicher scheint er sich seiner Sache gar nicht zu sein.«
    »Wenn wir ihm also beweisen, daß wir sehr wohl ein Erdbeben auslösen könnnen …«
    »… überlegt er sich‘s vielleicht noch anders.«
    Star wirkte niedergeschlagen.
    »Verdammt«, sagte sie. »Ich hab‘ wohl die ganze Zeit gehofft, sie würden uns nicht zum Äußersten treiben.«
    Priest erschrak. Daß Star in dieser Phase kalte Füße kriegte hatte ihm gerade noch gefehlt. Ihre Unterstützung war unerläßlich, wenn die übrigen Reisesser bei der Stange bleiben sollten.
    »Wir können es schaffen, ohne daß dabei jemand zu Schaden kommt«, sagte er. »Melanie hat die ideale Stelle gefunden.«
    Er drehte sich um. »Erzähl ihr mal, worüber wir gesprochen haben, Melanie.«
    Melanie beugte sich vor, entfaltete eine Karte und hielt sie so, daß auch Star und Priest sie einsehen konnten. Daß Priest keine ; Karten lesen konnte, wußte sie nicht. »Hier ist die Owens-Valley-Störung«, sagte sie und deutete auf einen roten Strich. »Dort kam es in den Jahren 1790 und 1872 zu größeren Erdbeben. Das nächste ist also überfällig.«
    »Erdbeben halten sich doch nicht an genaue Fahrpläne, oder?«
    »Nein, aber aus der Geschichte dieser Störung geht hervor, daß sich der Druck, der zu einem Erdbeben führt, in einem Zeitraum von ungefähr hundert Jahren aufbaut. Und dies wiederum heißt, daß wir dort ein Beben auslösen können, wenn wir an der richtigen Stelle ein bißchen nachhelfen.«
    »Und das wäre wo?«
    Melanie deutete auf einen bestimmten Punkt auf der Karte. »Ungefähr hier.«
    »Genauer geht‘s nicht?«
    »Doch, aber erst wenn ich vor Ort bin. Michaels Daten geben uns den Punkt auf ungefähr eine Meile genau an. Im Gelände müßte ich den richtigen Fleck dann eigentlich erkennen.«
    »Woran?«
    »An den Spuren früherer Erdbeben. Sie sind

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