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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Essen genug auf dem Teller;
ohne genug Milch, dass ein Kalb davon satt wird;
ohne Schutz, ohne Licht im Dunkel der Nacht;
ohne genug, einen Liedermacher zu entlohnen:
das sei hinfort das Schicksal von Bres.«
    »Unter ›Satire‹ stell ich mir was anderes vor«, konnte Siggi sich nicht enthalten zu bemerken.
    »Dann nenne es einen Fluch. Jedenfalls verließ von dem Tag an Bres das Glück, und die Tuatha Dé Danann vertrieben ihn und setzten Nuadu wieder als König ein.«
    »Aber ich dachte, das ging nicht, weil …«
    »… weil er keine Hand mehr hatte? Diancécht, der Heiler, hatte ihm eine Hand aus Silber angepasst, welche Goibniu, der Schmied, für ihn geschaffen und Ogma, der Weise, mit Ogham beschrieben hatte, sodass sie sich bewegte wie eine Hand aus Fleisch und Blut. Und seitdem nannte man ihn Nuadu Argetlam, Nuadu mit der silbernen Hand.
    Doch das Schwert Nuadus, welches Wunden schlägt, die niemals heilen, war mitsamt seiner Hand auf dem Feld von Mag Tuired verblieben – und dort liegt es bis auf den heutigen Tag.«
    Siggi wandte sich um. Die Sonne war ein winziges Stück weitergewandert; weit genug, dass die Steine Schatten auf die Ebene warfen. Die Wolken im Westen hatten sich höher aufgetürmt, und ein Wind war aufgekommen, welcher der schlimmsten Hitze die Kraft nahm. Aber der Wind war nicht der Grund, der ihn frösteln ließ.
    »Du meinst, unter diesem Stein?«
    Amergin nickte. Der Blick seiner dunklen Augen war ausdruckslos, aber Siggi meinte dennoch, etwas Lauerndes darin zu lesen.
    »Ein Schwert, das eines Helden würdig ist.«
    Dieser Alte, dachte Siggi, verfolgt seine eigenen Pläne, und ich bin mir nicht sicher, ob mir das schmeckt. Er hatte so seine Erfahrungen mit der Anderswelt, damals, als er mit Gunhild und Hagen in jenes unterirdische Reich gelangt war, wo verfeindete Völker seit Jahrhunderten einen Streit ausgetragen hatten, aus dem keiner am Ende als Sieger hervorgehen konnte.
    Gunhild! Und Hagen! Wo sie wohl sein mochten? Ob sie noch friedlich in ihren Betten schliefen? Er hatte gar nicht mehr an seine Schwester und seinen Freund gedacht, aber nun überfiel ihn der Gedanke umso drängender. Er musste fort von hier, musste zu ihnen.
    Immerhin, eine Waffe wäre nicht schlecht. Er vermisste den Hammer, den er bei seinem früheren Abenteuer getragen hatte. Aber das Amulett an seinem Hals, das ihm verblieben war, war ihm ebenso wie der Rest seiner Kleidung nicht auf seiner Reise in die Anderswelt gefolgt.
    Probeweise drückte er gegen den Stein. Der Fels war mindestens zweieinhalb Meter hoch und einen Meter im Durchmesser. Das Ding musste Tonnen wiegen.
    Er drückte stärker, dann mit aller Kraft, bis ihm die Arme schmerzten.
    Der Fels bewegte sich nicht. Nicht um einen Millimeter.
    Der Alte hatte sich auf den Boden gehockt und kratzte etwas in den Sand. Nicht ein Muskel in seinem Gesicht zuckte. Er hätte selbst aus Stein gehauen sein können, wie der Felsen.
    »Tja«, sagte Siggi, nur um ihn zu provozieren, »dann bin ich wohl doch nicht der Held, den du suchst …«
    »Komm her«, meinte Amergin. »Spielst du eine Partie Fidchell mit mir?«
    Siggi setzte sich zu ihm. Auf dem Boden sah er so etwas wie ein Spielfeld, acht mal acht Felder, mit acht hellen Steinen auf seiner Seite und acht dunklen auf der Seite des Druiden.
    »Du kannst ziehen oder überspringen, gerade und schräg«, erklärte dieser. »Und wenn man einen Stein des Gegners überspringt, kann man ihn wegnehmen. Wer mit einem Stein die andere Seite des Feldes erreicht, gewinnt. Verstanden?«
    Siggi nickte. »So ähnlich wie Dame«, sagte er.
    »Fidchell ist kein Spiel für Frauen, sondern für Könige – und Krieger. Bist du bereit?«
    »Du fängst an«, sagte Siggi forsch.
    »Wenn du meinst, du seist kein Held, was bist du dann?«, fragte der Alte, während er den ersten Zug machte. »Verstehst du etwas von Schmiedekunst?«
    Siggi versuchte sich zu konzentrieren. »Na ja, ich kann einen Auspuff schweißen«, meinte er. »Beim Mofa.«
    Der Druide verschob einen weiteren Stein, um eine Angriffslinie aufzubauen. »Kannst du Wunden heilen?«
    Siggi schloss seine Reihen. »Ich habe einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Für einfache Verbände reicht’s.«
    Der dritte Stein schoss im Zickzack nach vorne. »Kannst du singen?«
    Damit hatte er Siggis wunden Punkt erwischt. »Also, bis vor kurzem war ich Sopran. Jetzt singe ich eine Oktave tiefer. Meistens.«
    Das Muster auf dem Spielbrett wurde komplexer, Zug folgte auf

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