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Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
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Heiler.‹
    ›Fragt mich. Ich bin ein Weiser.‹
    ›Wie haben bereits einen Weisen, Ogma, den Erfinder der Schrift.‹
    ›Fragt mich. Ich bin ein Sänger.‹
    ›Wie haben bereits einen Sänger, Corpre, den Meisterdichter.‹
    ›Fragt mich. Ich bin ein Harfenspieler …‹
    Und so ging es weiter und weiter, und auf jede Frage sagten ihm die Türsteher, dass es bereits einen unter den Tuatha Dé Danann gebe, der sich auf diese Kunst verstehe.
    Da sprach Lugh: ›Geht nun zu eurem König und fragt ihn, ob er einen in seinem Gefolge hat, der all dies zugleich beherrscht, und wenn es einen gibt, dann werde ich umkehren und niemals mehr in Tara Einlaß begehren.‹
    Die Türhüter gingen zum König und sagten ihm: ›Da ist ein junger Mann am Tor, der sich Lamfada nennt, doch sein Name sollte Samíldanach sein, der Meister aller und jeglicher Kunst. Denn alles, was irgendeiner in Tara kann, vermag auch er und dies alles zugleich.‹
    Da ging der König selbst hinaus, um den Fremden mit dem Fidchell-Brett zu prüfen. Sieben Partien spielten sie, und Lugh gewann sie alle. Da bat König Nuadu ihn herein und ließ ihn auf dem Sitz des Wissens Platz nehmen, und dreizehn Tage lang lauschten er und sein Gefolge dem, was Lugh Lamfada sie lehrte.«
    Siggi wartete, dass noch etwas kam, aber der Alte hatte anscheinend seine Geschichte zu Ende erzählt und schwieg jetzt. Der Schatten des Felsblocks hatte sich über das Fidchell-Spielfeld geschoben. Siggi blickte wieder zu dem hohen Stein auf. Verdammt, es musste doch eine Möglichkeit geben, dieses Ding zu knacken!
    Er stand auf und besah sich den Felsen. Der Stein war flacher, als es zunächst den Anschein gehabt hatte; irritiert von der Inschrift, hatte Siggi zuerst versucht, ihn von der Schmalseite her zu bewegen, was natürlich mit der größten Kraftanstrengung verbunden war. Wenn er nun von der flachen Seite aus dagegen drückte …
    Ruhig, immer nur mit der Ruhe, sagte er sich. Der Steinblock war trotz allem zwei bis drei Tonnen schwer. Keine Chance.
    Er brauchte einen Hebel. Kraft mal Kraftarm gleich Last mal Lastarm, das hatte er in der Schule gelernt. Gib mir einen genügend langen Hebel, und ich werde die Welt aus ihren Angeln heben, wie der alte Archimedes gesagt hat. Er brauchte einen Baumstamm, der lang genug war und dick genug, dass er nicht brach, aber auch leicht, sodass man ihn schleppen konnte und …
    Er sah sich um. Kein Baum weit und breit. Im Süden sah er einen grünen Streifen Wald am Horizont, aber der mochte Kilometer weit entfernt sein.
    Ein Seil? Woher nehmen? Siggi befingerte den Lederriemen, der seine Gewandung zusammenhielt – jene seltsame Fell- und Lederkleidung, mit der er in der Anderswelt aufgewacht war. Aber selbst wenn er auch noch den Alten um dessen Gürtel bat und beide aneinander knotete, würde es nicht reichen.
    Siggi spürte, wie die Wut wieder in ihm hochkochte. Dieser verdammte Stein! Aber er beherrschte sich. Ruhe und Beherrschung! Das war es, was der Druide ihn gelehrt hatte. Dies hier war eine Aufgabe, die es zu lösen galt, und der Alte hätte ihn nicht hierhergebracht, wenn es keine Lösung dafür gäbe.
    Er setzte sich nieder. Vielleicht, wenn er es sich nur lange und fest genug wünschte, dann würde der Stein sich von alleine heben. Wie in Krieg der Sterne . Immerhin war dies die Anderswelt, und da gab es so etwas wie Magie und Macht. Möge die Macht mit dir sein! Aber er war nicht Luke Skywalker, und das hier war kein Kino.
    Denk nach! Ein unbewegliches Objekt, das es zu bewegen galt. Wie würde Lugh Lamfada diese Aufgabe lösen? Oder Hagen? Wenn alle anderen Möglichkeiten ausscheiden, dann … dann muss man die Sache eben von einer anderen Seite angehen.
    Wenn wir das Ding nicht bewegen können, dachte er, dann lassen wir es einfach stehen.
    Er besah sich den Untergrund. Rechts und links ruhte der riesige Block auf gewachsenem Fels. Dazwischen war loser Sand.
    Siggi begann zu graben.
    Schon bald hatte er, selbst mit bloßen Händen, eine Vertiefung in den Boden gescharrt. Als er sich einen flachen, scharfkantigen Stein zu Hilfe nahm, ging die Arbeit schneller voran. Direkt über ihm ragte der Felsblock empor; gegen die ziehenden Wolken schien er in einer Abwärtsbewegung begriffen zu sein, als senke er sich langsam, aber stetig auf ihn herab. Aber Siggi schenkte dem keine Beachtung. Er grub immer tiefer, bis der Stein in seiner Hand auf Metall knirschte.
    Dann nahm er wieder die Hände und legte Stück für Stück das

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