Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder von Erin (German Edition)

Die Kinder von Erin (German Edition)

Titel: Die Kinder von Erin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut W. Pesch
Vom Netzwerk:
Hälfte ein Kind der Sonne, zur Hälfte bin ich aus dunkler Erde gemacht.‹ Und er wollte ihnen nicht sagen, was er damit meinte.
    Den Lia Fál aber nahm er mit, dass keiner jemals seine Macht missbrauche. Doch es heißt, wenn der Erlöser des Landes darüber schreitet, dann wird der Stein schreien.
    Dann ritt Lugh Lamfada davon, und niemand hat ihn je mehr gesehen.
    Also wählte man den Dagda zum Anführer, aber er nahm den Namen eines Königs nicht an. Er regierte, so gut er’s vermochte, bis die Gälen, die Söhne Mils, ins Land kamen.«
    »Noch eine Invasion?«, stöhnte Gunhild.
    »Ja, aber die letzte. Und es gab keinen Krieg mehr. Die Helden waren müde. So einigte man sich friedlich mit den Ankömmlingen. Die letzten der Tuatha Dé Danann zogen sich zurück in die hohlen Hügel und das Land unter dem Meer, in die entlegenen Stätten am Rande der Welt.
    Und dort traf man auf die Fomorier …«
    »Ich hatte mir schon so was gedacht«, meinte Gunhild.
    »Wieso?«
    »Nun ja, die Freundschaft, die zwischen euch herrschte, den Frauen und den Echsenwesen unter dem Meer, und das Haupt Balors in Manannáns Turm – da musste es irgendwie zu einer Einigung gekommen sein.«
    »Ja, diesen Streit haben wir begraben«, ergriff Eriu wieder das Wort. »Wir waren einfach zu wenige, sie und wir. Aber das Land ist immer noch uneins und zerrissen … und wir können es aus eigener Kraft nicht mehr einen.«
    Gunhild sagte nichts. Aber sie verstand nun sehr viel mehr. Mehr vielleicht, als die drei glaubten. Sie hatte nun zumindest eine Vorstellung davon, warum man sie aus ihrer eigenen Welt entführt hatte; man hatte jemanden gesucht, um eine Aufgabe zu erfüllen, die man selbst nicht mehr leisten konnte. Und sie hatte sogar eine Ahnung, warum die Wahl auf sie gefallen war. Sie dachte an den Kristall, den sie auf ihrer Brust getragen hatte und der sich nun auf wundersame Weise in einen Halsreif verwandelt hatte. Er hatte ihr das Tor geöffnet; vielleicht hatte er auch die Wesen der Anderswelt zu ihr geführt.
    Doch sie wusste nicht, wie weit sie diesen drei seltsamen Frauengestalten trauen konnte. Sie hatte das Bild des roten Mannes vor Augen, das sie in ihrer Vision geschaut hatte, und die urtümliche Kraft, die von ihm ausging, verband sich in ihrer Vorstellung mit dem Bild des roten Stiers – kraftvoll, wild und gefährlich. Und sie hatte die andere Seite noch nicht vergessen, von der Brigid bei ihrer ersten Begegnung gesprochen hatte, die dunkle Seite der Göttin.
    Gunhild merkte, dass die drei sie ansahen, als warteten sie auf eine Reaktion. Sie gähnte. »Ich bin müde«, sagte sie. »Ich möchte schlafen.«
    Im Schlaf träumte sie wieder. Doch diesmal war es kein Flug durch Raum und Zeit. Sie sah eine Frau, schwarz gewandet, die Hände in Blut getaucht, die den Himmel rot färbte. Krähen umflatterten sie. Und die Frau rief etwas. Was sie schrie, war nicht zu verstehen.
    Aber ihre Stimme war Gunhilds Stimme.



10
Das Gesetz der Fianna
    »Amergin! Amergin?«
    Keine Antwort. Ringsum Stille bis auf das Zwitschern der Vögel, das Rascheln des Windes in den Blättern und das unaufhörliche Geraune des nahen Flusses.
    »He, Druide? … Tuan?«
    Siggi hatte nach seinem Begleiter gerufen. Dann hatte er angefangen, ihn zu suchen. Schon wenige Schritte, nachdem er den schmalen Wildpfad verlassen hatte, war er völlig desorientiert gewesen. Er war allein in einem unbekannten Land, ganz auf sich selbst gestellt, und hatte keine Ahnung, wo es lang gehen sollte.
    Zum Glück hatte das Rauschen des Wassers ihm eine ungefähre Richtung gewiesen, so war er ein Stück unterhalb der Stelle, wo er den Druiden verloren hatte, wieder auf den Fluss gestoßen. Vor ihm spannte sich die Brücke, die er zuvor erspäht hatte.
    Na ja, ›Brücke‹ war fast ein bisschen zu viel gesagt. Es war eine etwas zweifelhafte Holzkonstruktion, die sich über ein paar Felsblöcke hinzog, welche den Fluss unterteilten. Unterhalb der Brücke fiel das Wasser über eine Stufe hinab in einen Teich. An gewöhnlichen Tagen mochte dies ein richtiger kleiner Wasserfall sein, doch geschwollen wie der Fluss war, war die Stufe jetzt kaum zu erkennen, und nur die Wirbel im Fluss zeugten von den Tiefen, die unter der Oberfläche lauerten.
    Dafür ragten die Felsen, welche die Brücke trugen, immerhin weit genug aus dem Wasser, dass die Flut den Steg nicht hatte mit sich reißen können. Es waren nicht mehr als ein paar grob behauene Balken, mit Steinen verkeilt, und ein

Weitere Kostenlose Bücher