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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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tief ein. Vor ihm lag eine Szene, die zu betrachten er niemals müde wurde.
    Links der erstaunliche Wald von Sirrane. Zwischen den immergrünen Bäumen ragten neue Schösslinge auf. Der Wald bedeckte eine Reihe sich immer höher erhebender Hügel bis hin zu Hängen, auf denen noch der Schnee lag. Niemand wusste, wie groß die Wälder und das Gebirge wirklich waren. Agenten der Konkordanz hatten am Südrand zweitausend Meilen erkundet und immer noch kein Ende gefunden. Gut möglich, dass er ebenso weit nach Norden wie nach Süden reichte. In seinem Herzen lag der alles überragende Gipfel Gor Nassos, der mehr als dreißigtausend Fuß hoch war. An einem klaren Tag war der mit ewigem Eis bedeckte, Ehrfurcht gebietende Berg aus hunderten Meilen Entfernung zu sehen.
    Angeblich lag die Hauptstadt von Sirrane zu seinen Füßen am Ufer eines kristallblauen Sees, aber bisher war noch kein lebender Mensch so weit gereist. Sirrane war eine Nation voller Geheimnisse, die gehütet werden würden, solange der Wald noch stand. Niemand in der Konkordanz hatte bisher auch nur im Traum daran gedacht, einen Eroberungszug gegen dieses Land zu wagen. In den dichten Wäldern konnten ganze Legionen einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
    Umgekehrt hatten auch die Sirraner keinerlei Anstalten gemacht, ihre Grenzen zu erweitern. Sie wurden im Wald geboren, und dort lebten und starben sie. Nur selten entfernten sie sich weiter als ein paar Meilen von ihren Wohnsitzen. Keiner hatte jemals die Konkordanz aufgesucht. Roberto fand sie faszinierend. Sie akzeptierten die Existenz anderer Länder und trieben Handel mit ihnen, aber damit war die Diplomatie auch schon erschöpft. Ihre Kultur blieb ebenso wie ihr politisches und wirtschaftliches System ein Rätsel. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte seine erste Amtshandlung als Politiker der Konkordanz darin bestanden, einen ständigen Gesandten nach Sirrane zu schicken.
    Robertos Blick wanderte von links nach rechts zum Ziel des kommenden Feldzugs. Es war eine schöne, für einen General jedoch höchst unangenehme Landschaft. Jenseits der Hochebene, auf der sie lagerten, fiel das Land rasch ab, und dahinter erstreckte sich eine hügelige Prärie, auf der sie in der vergangenen Jahreszeit die letzten Schlachten ausgefochten hatten. Dort hatten sie einen Sieg errungen, der ihre Herzen vor dem nahenden Dusas besänftigt hatte.
    Jenseits der Ebene begann eine Landschaft, die für Tsard typisch war: schroffe Anhöhen, Täler zwischen steilen Bergflanken und Flüsse, die sich zwischen nackten Felswänden durch die Berge wanden, alles gemeißelt von der Hand Gottes. Klippen und Felsnadeln standen wie Wächter in der Landschaft und schienen die Eindringlinge zu warnen, nicht weiter vorzustoßen.
    Ein schwieriges Gelände, um zu marschieren, von einem Kampf ganz zu schweigen. Wenn die Schlachten wieder begannen, würden es die wilden und starken Kämpfer der Tsardonier Robertos Truppen schwer machen, an Boden zu gewinnen.
    Wann immer er Tsard betrachtete, diese grüne Weite, die vom Purpur und dem Blau der frühen Heideblumen durchsetzt war, empfand er ein leichtes Bedauern, dass diese atemberaubende Landschaft bald mit dem Blut von Tausenden Männern und Frauen besudelt werden würde. Sie würde mit Leichen übersät sein, die zu zahlreich waren, als dass man sie begraben konnte, überall würde zerfetztes Leder und geborstener Stahl liegen bleiben – Beutegut für die Plünderer, die hier einfallen würden, sobald die Heere weitergezogen waren. Und all das nur, weil der König von Tsard keine Vernunft annehmen wollte und sich weigerte, sich der Weisheit der Konkordanz unter der Advokatin zu beugen. Wie viele Menschen sollten noch das Leben verlieren, ehe sie sich endlich ergaben?
    Roberto erwiderte den militärischen Gruß seiner Wachen und schritt ins Lager hinaus. Es war eine größere, auf Dauer angelegte Version eines Feldlagers. Im Innern der hohen, von vier Toren unterbrochenen Palisadenzäune unterteilten gepflasterte Straßen die wichtigsten Abschnitte des Lagers.
    Seine Baumeister hatten gute Arbeit geleistet. Der Abfluss des Wassers hatten ein Problem dargestellt. Deshalb waren alle Zelte auf hölzernen Plattformen eine Handbreit hoch über dem Boden aufgeschlagen worden. Nur die Koppeln befanden sich direkt auf der tauenden Erde, und der von den Hufen aufgewühlte Schlamm zeugte von der Weisheit seiner Baumeister.
    Die Kavallerie, die Elitetruppe der Legionen, war neben den

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