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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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trotz Krankheit, Krieg und Misstrauen erhalten. So groß waren die Schwierigkeiten, dass es manchmal leichter gewesen wäre, einfach aufzugeben und alles als bloßen Mythos abzutun.
    Doch ihr Glaube war damals schon zu stark, als dass sie einfach hätten aufgeben können, und dank der Unterstützung dieser schönen Stadt konnte die Autorität weiterarbeiten. Heute ernten wir die Früchte dieser Arbeit, und jetzt ist die Zeit gekommen, stärker zu sein und besser zusammenzuhalten denn je.«
    Seine Stimme wurde härter, und während er innehielt, um Atem zu schöpfen, betrachtete er die Bürger. Seine Erinnerung an die Geschichte hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, und jetzt strahlten ihn Hunderte stolzer Gesichter an. Doch in den Stolz mischte sich auch Angst. Zu viele unter ihnen wussten sehr genau, dass nach dem Stolz und dem Selbstbewusstsein die Notwendigkeit kam, im Angesicht von Feinden nicht den Glauben zu verlieren.
    »Unsere Erfolge werden Veränderungen nach sich ziehen, und Veränderungen lösen die Angst vor dem Unbekannten und die Furcht vor der Realität aus, vor der wir jetzt stehen. Mir ist bewusst, wie ihr auf unsere jungen Aufgestiegenen reagiert, und ich kann eure Reaktionen gut verstehen. Natürlich müsst ihr tun, was ihr für euch selbst und für eure Kinder als richtig erachtet. Andererseits solltet ihr aber auch nicht übertreiben und immer bedenken, dass ihr tief mit allem verflochten seid, was hier geschieht. Das könnt ihr nicht von der Hand weisen.
    Ich bin sogar ein wenig enttäuscht, dass viele unter euch sich von ihren Ängsten verleiten ließen, die Aufgestiegenen zu meiden und ihnen auszuweichen. Sie besitzen außerordentliche Fähigkeiten, sind im Grunde ihrer Herzen aber doch nur ganz normale Kinder. Sie brauchen eure Hilfe, um gewöhnliche Kinder zu bleiben. Sie sind, genau wie die Autorität, eure Freunde. Wendet euch nicht von ihnen ab, wenn sie euch am dringendsten brauchen. Ihr wisst alle, dass mein Sohn mit ihnen befreundet ist. Er fürchtet sie nicht, sondern er schätzt sie.«
    Er hob die Hände, als er schuldbewusstes Füßescharren hörte.
    »Genug damit. Ich will euch keinen Vortrag darüber halten, wie ihr eure Kinder erziehen sollt, auch wenn ich euch bitten möchte, eure Haltung zu überdenken. Vielmehr will ich euch etwas sagen, das für uns alle weitreichende Auswirkungen haben kann.
    Wir sind nun an einem Wendepunkt angelangt. Die jungen Aufgestiegenen sind erwacht und lernen sehr schnell, ihre neuen Begabungen zu beherrschen. So besorgt ihr deshalb vielleicht auch seid, ich bin sicher, ihr wisst, was es bedeutet. Jeder Mensch hat Ängste. Ihr müsst allerdings verstehen, dass euch Veränderungen bevorstehen, und dass euer Leben nicht mehr so sein wird wie früher.
    Es liegt in der Natur des Aufstiegs, dass er eines Tages der Welt bekannt gegeben wird. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen.«
    Die Bestürzung lief durch die Menge wie der Wind durch ein Kornfeld. Vasselis bat mit erhobenen Händen um Ruhe.
    »Bürger von Westfallen, meine Freunde. Keiner von uns wusste, ob dies noch zu unseren Lebzeiten geschehen würde. Wir sollten unseren Triumph feiern, auch wenn die Gefahr auf dem Fuße folgen mag. Ich bin vor Kurzem aus Estorr zurückgekehrt, wo ich die Advokatin persönlich gesprochen habe. Ich habe ihr erzählt, was wir hier erreicht haben, und um ihr Verständnis gebeten.«
    Der Schreck brachte alle Zuhörer schlagartig zum Schweigen. Vasselis lächelte, so gut er konnte, auch wenn ihm das Herz bis zum Halse schlug. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, in welche Gefahr er das Leben der Menschen in diesem Ort gebracht hatte. Es kostete ihn Mühe, das Zittern seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Die Tatsache, dass ich heute vor euch stehe, belegt, dass sie uns dieses Verständnis geschenkt hat. Es gibt jedoch eine Bedingung. Um eure Ängste zu beschwichtigen, kann ich außerdem bestätigen, dass der Orden nicht eingeweiht ist, und wenigstens für den Augenblick kann ich ihn hier fernhalten, wie ich es schon seit zwanzig Jahren tue. Aber die Advokatur wird Ermittler schicken, und wir können nichts tun, außer alle Fragen in völliger Offenheit zu beantworten. Der Blick der Advokatur ruht auf Westfallen, und wir dürfen jetzt nicht versagen. Nichts darf verborgen bleiben, und keiner darf schlecht über den Aufstieg sprechen, der uns alle so sehr durchdringt.«
    Vasselis wartete, während die Bürger verdauten, was er ihnen aufgetischt hatte.
    »Diese Stadt und alle

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