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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Truppen hilflos ausgeliefert.«
    »Mit der Verteidigung Eures Landes habe ich nichts zu tun«, erwiderte Menas.
    Yuran antwortete nicht. Er musste fürchten, für das, was er sagte, wenn ihm der Kragen platzte, verhaftet zu werden. So räusperte er sich nur und erbrach das Siegel. Die Botschaft war kurz. Eigentlich war es eine Einladung von der Sorte, die man nicht ausschlagen konnte. Er las sie, als blickte er sich selbst über die Schulter. Es rauschte in seinem Kopf, und ihm wurde schwindlig. Schließlich ließ er das Blatt sinken und sah Menas an, die unter seinem Blick zusammenzuckte.
    »Soll das ein Witz sein?«

 
19

     
    848. Zyklus Gottes, 1. Tag des Genasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    I m Palast herrschte viel Betrieb. Viel mehr, als die Advokatin gewöhnlich zulassen würde. In den Fluren schwirrten zivile Bedienstete und einheimische Lieferanten umher, denen die Organisatoren verschiedene Aufgaben übertragen hatten. Das aufgeregte Summen in den breiten Gängen und den öffentlichen Sprechzimmern verschärfte Jhereds Zorn sogar noch.
    Eigentlich hatte er zuerst baden wollen, nachdem er gerade mit dem Schiff aus Gosland eingetroffen war, doch die Banner auf den Straßen, die freudige Erwartung in der Stadt und die Geschäftigkeit auf dem Hügel hatten ihm Übelkeit bereitet. Nachdem ihm der Anlass des Trubels bewusst geworden war, hatte er den Gladius auf seinen Schreibtisch geklatscht und den verdreckten Mantel auf den Boden geworfen, um geradewegs zum Palast zu marschieren und die Advokatin aufzusuchen.
    Sämtliche Säulen waren geschmückt, eine Beleidigung für die Büsten aller Generäle, die je für die Konkordanz einen Sieg errungen hatten. Noch schlimmer, es war auch eine Beleidigung für alle Legionäre und Kavalleristen, die im Hinterland von Tsard dem Feind gegenüberstanden. Dumpf hallten seine Schritte auf dem Marmorboden der großen Eingangshalle, die in eine behelfsmäßige Kanzlei für das große Vorhaben umgewandelt worden war. Köpfe drehten sich in seine Richtung – von ihrer eigenen Wichtigkeit ungeheuer eingenommene Leute, die ihn beinahe herablassend anstarrten.
    Er grüßte die Palastwachen mit einem knappen Nicken und marschierte durch den zentralen Garten und den Säulengang auf der linken Seite hinunter, bis er die Treppe erreichte, die zu den Privatgemächern führte, wo die Advokatin und ihr engster Kreis verborgen vor den Blicken der Öffentlichkeit lebten.
    Seine Miene und sein Rang gestatteten ihm sofortigen Eintritt, als er das breite marmorne Treppenhaus hinauflief, auf dessen Balustrade Büsten früherer Advokaten standen. Die Wände schmückten Mosaiken mit Szenen aus der Entscheidungsschlacht in der Karthakschlucht. Es war ein überwältigender Sieg gewesen, durch den die Avarneser endlich geschlagen worden waren. Damit hatte die Konkordanz die Vorherrschaft im ganzen Süden des Kontinents errungen und konnte die Legionen auf den Nordwesten konzentrieren. Jhereds Vorfahren hatten in dieser Schlacht gekämpft. Einer war als hochdekorierter Offizier in der Schlucht für die Konkordanz gefallen.
    Es war ein wundervoller Anblick, für den Jhered momentan jedoch keine Zeit hatte. Er sprang, immer drei Stufen auf einmal nehmend, hinauf und hätte beinahe zwei Leute umgerannt, die gerade herunterkamen. Sie trugen feine gewebte Togen in hellen Farben und bunten Kopfschmuck. Im letzten Augenblick konnte er ihnen ausweichen. Reiche Landbesitzer, die dank der Anstrengungen anderer fett geworden waren und keine Vorstellung von der Welt jenseits ihres bequemen, verhätschelten Lebens hatten. Sie träufelten Gift ins Ohr der Advokatin.
    »Ich hoffe, Ihr habt mit dieser Dummheit nichts zu tun«, fauchte Jhered.
    Sie lächelten ihn nachsichtig an, wie man es mit einem ungezogenen Kind tun mochte. »Ah, der erlauchte Schatzkanzler Jhered«, sagte einer mit weinschwerer Zunge. »Zügelt Euer Temperament. Wir retten die Konkordanz vor dem Zusammenbruch, indem wir an unsere Ruhmestaten erinnern.«
    »Ihr und die anderen von Eurer Art werden unser Untergang sein, weil Ihr Euch immer noch weigert, das Feuer zu sehen, wenn Ihr schon selbst verbrennt.«
    Er stürmte an ihnen vorbei und rempelte dabei den Sprecher an, der gegen seinen Freund prallte.
    »Vorsicht, Jhered, Euer Stern könnte schon im Sinken sein. Eure Freunde mögen mächtig sein, aber es sind nicht viele.«
    Jhered blieb stehen und drehte sich um. Er war schon eine Stufe über ihnen und blickte nicht zuletzt dank

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