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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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er. »Lasst uns diese Hunde hetzen.« Damit ließ er sein Pferd die Hacken spüren, und die Extraordinarii folgten seinem Beispiel. »Ich will am Abend den Kopf ihres Kommandanten zum König von Tsard schicken.«
    Laut rufend galoppierte er los und folgte seiner siegreichen Truppe.

 
22

     
    848. Zyklus Gottes, 40. Tag des Genasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    D ie Straße nach Westfallen war in ausgezeichnetem Zustand, gesäumt von hervorragenden Unterkünften und äußerst sicher. Außerdem konnten die Reisenden eine friedliche und schöne Landschaft bewundern. Es war in jeder Hinsicht das ideale Heilmittel für Jhereds üble Laune nach seinem Streit mit der Advokatin.
    Seine Entscheidung, den Vorbereitungen und den Spielen selbst fernzubleiben, die zu seiner Empörung den Titel »Ruhm der Konkordanz« trugen, musste jeder vornehme Bürger der Konkordanz als Beleidigung empfinden. Allerdings wussten sie nichts über die wahren Gründe seiner Abwesenheit und darüber, welche Auswirkungen diese möglicherweise auf ihren Glauben haben sollten.
    Die Reise nach Port Roulent, Caraduks Haupthafen am Tirronischen Meer, war schrecklich gewesen. Er hatte mit einer Magenverstimmung, die ihm die Stärke, den Appetit und seine Seetauglichkeit genommen hatte, das Bett hüten müssen. So krank war er im ganzen Leben noch nicht gewesen. So empfand er es als Segen, als er endlich die Falkenpfeil verlassen konnte.
    Aufgrund seiner Schwäche war er mit der Kutsche nach Cirandon gefahren und hatte sich die meiste Zeit ein nach Kräutern duftendes Tuch vor die Nase gehalten. Vasselis hatte sich wie üblich freundlich und großzügig gezeigt und darauf bestanden, dass er in der prächtigen dreistöckigen Villa des Marschallverteidigers mit ihren erstaunlichen Gärten und den luxuriösen privaten Bädern Quartier nahm.
    Dank der Hilfe von Vasselis’ hervorragenden Ärzten und ihrer Kräuter und Gemüsesuppen hatte sich sein Zustand rasch gebessert. Das galt freilich nicht für seine Stimmung. Er misstraute Vasselis’ Motiven und hatte bislang kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Erst jetzt, als die Sonne seinen Körper wärmte, während er mit seinem Freund auf zwei vorzüglichen Pferden ritt, entspannte er sich allmählich.
    Die Straße nach Westfallen verlief über weite Strecken am Ufer des Weste entlang. Wie alle wichtigen Straßen der Konkordanz war sie gut unterhalten. Auf dem Weg von Easthale nach Cirandon kamen viele Händler durch Westfallen, und nur selten mussten sie auf der Straße lange allein reisen.
    Am Ufer des träge fließenden flachen Flusses wuchsen unzählige Blumen, dort wimmelte es von neuem Leben. Die Straße verlief am Südufer, während das nördliche Ufer der Natur überlassen blieb.
    Ringsum erstreckten sich stellenweise fast hundert Meilen weit Marschen bis hin zu den hohen Dukanbergen. Die Sümpfe waren ein unvergleichliches Forschungsgebiet für alle, die wilde Tiere studieren wollten, aber allgemein ein unüberwindliches Hindernis. Es war ein flaches, konturloses Land, dessen Leere jeden Betrachter überraschte. Jhered mochte diese menschenfeindliche Region, die Rufe der Raubvögel und die klagenden Schreie der Tiere, die sich zu weit in den Sumpf gewagt hatten, aus dem sie nicht mehr entkommen konnten. Dies war eine gute Erinnerung daran, dass man die Erde immer achten musste. Gott herrschte hier mit all seiner Macht, und selbst in den friedlichsten Ländern gab es gefährliche Winkel.
    Im Süden aber lag in Jhereds Augen die wahre Schönheit dieser Region. Dort gab es Ebenen voller Heidekraut und hoher Gräser, die sich im dort vorherrschenden Ostwind wiegten. Dahinter erhoben sich sanfte, mit Bäumen bedeckte Hügel mit kleinen Ansiedlungen, einzelnen Gehöften und den Alterssitzen reicher Beamter der Advokatur.
    Er kannte dieses Land gut. Es war leicht, beim Jagen und Angeln die Zeit zu vergessen oder einfach nur durch die Wälder und an Seeufern zu wandern, wo das Licht auf kleinen Wellen tanzte. Irgendwann im nächsten Jahrzehnt wollte er dort auch für sich selbst eine Villa bauen, die fertig sein sollte, wenn seine Tage als Einnehmer vorüber waren. Eigentlich hätte er als Politiker weiter der Advokatur dienen können, aber die Vorstellung widerte ihn an. Er mochte weder Menschenmengen noch Speichellecker. Der Ruhestand und der Friede waren unendlich anziehendere Aussichten. Vorausgesetzt, es gab überhaupt noch eine Konkordanz, wenn die Zeit für den Ruhestand gekommen war.
    »Hast du dir

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