Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
machen, aber er hielt die Stellung. Sein Gladius triefte vom Blut dreier Opfer, und jetzt fühlte er sich stark und unbesiegbar. Die Principes setzten den Tsardoniern hart zu und trieben ihre dünner werdende Linie noch weiter zurück. Garrelites ging mit ihnen, stieß mit dem Schild und schlug mit dem Gladius zu.
Er hörte Hufschlag und spürte das Pochen der Hufe durch die Erde. Unter dem Schildwall konnte er nicht erkennen, auf wessen Seite die Reiter kämpften und wie nahe sie waren. Die Ankunft der Principes deutete sicherlich daraufhin, dass das Schlachtglück sich gewendet hatte. Gewiss stieß Meisterin Kastenas nun zwischen die feindlichen Truppen vor.
Der Schweiß lief ihm in Strömen am Körper herab. Seine Arme taten weh, die Beine brannten höllisch. Direkt vor ihm wurde die tsardonische Linie in die Enge getrieben, als würde Gott sie mit seiner mächtigen Hand zerquetschen. Die Gegner gerieten in Panik. Hinter ihm brüllten die Hastati und wollten sich am Vorstoß beteiligen. Garrelites spähte über seinen Schild hinweg. Die Tsardonier schauten nicht mehr nach vorn. Er trieb einem feindlichen Soldaten das Schwert tief in die Seite und riss es wieder heraus, um sofort weiterzulaufen, als der Mann stürzte. Die Tsardonier waren so gut wie besiegt. Schon bemerkte er, wie die Reihen lichter wurden, als viele sich umdrehten und wegliefen.
Ein weiteres lautes Brüllen ertönte rings um ihn, dann stürzten die Legionen auf die Feinde los, angeführt von der unerschütterlichen Linie der Principes. Rechts schwenkte gerade die Infanterie ab und vollendete die Zangenbewegung. Sie hatte die Phalanx umrundet, die bisher wie ein Anker den feindlichen Linien einen Halt gegeben hatte. Garrelites schwang das Schwert über dem Kopf und schaltete sich in den Angriff ein. Überall rannten jetzt Kämpfer, es herrschte ein heilloses Durcheinander. Dann rutschte er auf den Leichen der tsardonischen Krieger aus und musste seinen Schild als Stütze einsetzen.
Die Siegesfreude kam über ihn wie ein Rausch. Vor ihm glitt ein Tsardonier aus und stürzte. Garrelites knallte ihm die Kante des Schildes in den ungeschützten Rücken und stieß sein Schwert in den Kopf des Feindes. Blut spritzte auf die aufgewühlte Erde. Es war unglaublich. Die Schlacht hätte den ganzen Tag dauern sollen. Er war so schnell in die vorderste Linie aufgerückt, dass er noch keine Zeit gehabt hatte, sich zu fragen, wie er überhaupt überlebt hatte. Er lachte, ließ sich von den begeisterten Hastati mitreißen und rannte weiter zum tsardonischen Lager hinauf.
Garrelites sah die Klinge nicht, die seinen Schenkel traf und bis in seinen Schritt fuhr. Er hatte nicht auf die Gefallenen geachtet, sondern nur nach vorne zu den rennenden, besiegten Tsardoniern geschaut. Noch einen Schritt konnte er tun, ehe die Schmerzen ihn überwältigten und auf die Knie zwangen. Er stürzte auf seinen Schild, ein Arm lag unter ihm. Dann kam der Schock. Mühsam drehte er sich auf den Rücken. Die Hastati rannten an ihm vorbei.
Er sah den Mann, der ihn getroffen hatte. Ein Tsardonier, dessen schwer verletzter Kopf in einer Blutlache lag. Die Klinge entglitt seiner Hand, als Garrelites entkräftet umfiel.
»Schweinehund«, sagte er. »Möge Gott dich den Windteufeln überlassen.«
Schaudernd befreite er sich von seinem Schild, betastete sein Bein und den Schritt und spürte das Blut. Die Klinge war ohne Widerstand durch seinen Körper geglitten, wo er keinen Panzer trug. Das Blut strömte viel zu schnell aus der Wunde. Er tastete nach dem Schnitt und wollte die Wunde zusammenpressen, doch das Blut quoll unter seinen Fingern hervor.
Er rief um Hilfe, aber der Lärm ringsum war zu groß. Trampelnde Füße, donnernde Hufe. Er streckte eine tropfende Hand aus.
»Bitte«, sagte er.
Jemand kam. Irgendjemand hatte ihn bemerkt und seine gefährliche Lage erkannt. Die Welt verschwamm ihm vor den Augen. In seinen Ohren toste es. Er lag jetzt auf der Seite und presste beide Hände auf die Wunde. So viel Blut.
Er fragte sich noch, ob er es abwaschen konnte, eher er dem General aus der Rüstung helfen musste.
Roberto konnte nicht einfach herumsitzen und zusehen. Er stieß einen erfreuten Ruf aus und wandte sich an seine Extraordinarii, die begeistert und entzückt das Geschehen verfolgten.
»Was für ein Sieg!«, sagte er. »Was für ein unvergleichlicher Sieg! Gott liebt Rovan Neristus. Gott liebt die Konkordanz.«
Er hob das Schwert über den Kopf.
»Estorea!«, rief
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