Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
auf einem Stuhl saß und zuschaute.
    Mirron hörte ihn wie aus großer Entfernung. Seine Worte verliehen ihr sehr viel Zuversicht. Sie presste ihre Finger ein wenig stärker auf Arducius’ Kopf. Er kniete vor der Villa auf dem Boden an einer Stelle des Hügels, wo die Bewässerung versagt hatte und die Nutzpflanzen wegen der Trockenheit einzugehen drohten. Eine Hand hatte er in einen Wassereimer gesteckt, die andere zum Himmel erhoben.
    Ihre Fähigkeiten hatten sich in der letzten Jahreszeit stark entwickelt. Als würde ein Nebel sich lichten und den Ausblick auf ein neues Land erlauben. Sie hatten gelernt, sich selbst zu schonen, während sie die Energien der Elemente ringsum benutzten, verstärkten und formten, um Ergebnisse zu erzielen, die zugleich wundervoll und entsetzlich waren.
    Mirron hatte vor dem, was sie tun konnte, Angst bekommen. Alle hatten Angst, dachte sie, alle bis auf Gorian, auch wenn er sich anscheinend verändert hatte. Er war ruhiger und fleißiger geworden und nicht mehr so hitzköpfig. Sie schob den Gedanken an ihn fort, denn dabei begann jedes Mal ihr Herz heftig zu pochen, und in ihrem Bauch entstand eine große Hitze. Konzentriere dich, sagte sie sich und ahmte innerlich die Stimme des Vaters nach.
    Arducius leitete die natürlichen Energien des Wassers durch ihre Körper. Er war der Windleser und hatte die Führung übernommen, sie verstärkte seine Bemühungen. Bisher hatten sie es nur in der Abgeschiedenheit der Villa probiert, aber jetzt brauchten die Bauern von Westfallen ihre Hilfe. Die Aussicht, in den Augen der Bürger von Westfallen an Achtung zu gewinnen, spornte sie an.
    Arducius keuchte und verkrampfte sich. »Halt still, Mirron«, sagte er. »Wir schaffen das schon, siehst du?«
    Mirron schaute auf. Die Energie des Wassers strömte ruhig und gleichmäßig durch ihren Körper. Sie war der Energie der Erde nicht unähnlich, aber kühler. Sie ließ sich davon erfüllen und stärken, und dann leitete sie die Kraft durch ihre Finger an Arducius weiter. Sie konnte sogar sehen, wie die Energiebahnen seine gespreizten Finger verließen und zum Himmel über ihnen hinaufgriffen. Die kühle Energie traf die heiße Luft und wurde in Form einer rasch wachsenden Wolke sofort sichtbar. Arducius benutzte die neue Energie, um die Wolke zu halten, damit sie sich nicht gleich wieder zu Dunst auflöste.
    Sie staunte über seine Geschicklichkeit. Die Wolke war nicht groß, aber die Tatsache, dass er die Energien im Himmel lesen konnte wie jeder andere große Windleser und sie dann auch noch nach seinem Willen zu nutzen vermochte, war verblüffend. Sie fragte sich, ob sie seine Ideen auf ihre Experimente mit dem Feuer übertragen konnte.
    Über ihnen wallte die Wolke und füllte sich, sie verdunkelte sich und warf einen Schatten auf den Boden, der sie selbst, die Villa und die Felder in der Nähe bedeckte. Sie schwebte nur einige Hundert Fuß über ihnen, niedriger, als Wolken eigentlich flogen, und war halb so groß wie der Hang des Hügels.
    »Sie ist schön, Ardu. Mach weiter.«
    »Solange du mich unterstützt.«
    Sie wurden beide müde. Nachdem sie so viel Energie aufgewandt hatte, wurden ihr die Knie weich, und auch Arducius zitterte unter ihren Händen.
    »Seid jetzt vorsichtig«, warnte Kessian. »Überanstrengt euch nicht. Ihr habt schon so viel erreicht.«
    »Es wird Zeit, die Wolke freizugeben«, sagte Arducius. »Der Eimer ist leer. Bist du bereit?«
    »Ja.«
    Er klatschte in die Hände und zog sie auseinander, als wollte er mit Krallen ein Spinnennetz zerreißen. Ein Regentropfen landete auf Mirrons Stirn, dann noch einer und noch einer, schließlich schüttete es förmlich, und der Boden wurde nass. Sie umarmte Arducius, und trotz ihrer Müdigkeit lachten und tanzten sie im Regenguss.
    Vater Kessian jedoch starrte entzückt zum Himmel hinauf und musste im Regen heftig blinzeln. In der Nähe begrüßten der Bauer, seine Frau und zwei seiner Arbeiter mit emporgestreckten Händen das Wasser und konnten kaum glauben, was sie sahen und fühlten. Dennoch mussten sie lächeln.
    »Nun beruhigt euch wieder, ihr zwei.« Mithilfe seiner Stöcke stand Kessian von seinem Stuhl auf. »Ihr müsst euch jetzt ausruhen, ihr seid sicher müde.«
    Mirron strahlte ihn an, und die beiden kamen zu ihm und umarmten ihn.
    »Sieh nur, was wir tun können«, sagte Arducius etwas atemlos.
    »Wirklich, ihr habt einen alten Mann sehr glücklich gemacht«, stimmte Kessian zu.
    »Im nächsten Jahr kann ich mit einem

Weitere Kostenlose Bücher