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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Ihr und ich an den Grenzen des Erlaubten operieren müssen, um das Land, das wir lieben, und auch diejenigen zu retten, die uns beherrschen. Mein sechster Sinn sagt mir, dass dies einer dieser Augenblicke ist.«

 
34

     
    848. Zyklus Gottes, 20. Tag des Solasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    F elice Koroyan, die Kanzlerin des Ordens der Allwissenheit und auf Gottes Erden nur der Advokatin Untertan, stand im Bug der Ewige Wahrheit. Sie konnte die böse Ketzerei schon im Wind riechen.
    Die Galeere fuhr allein mit der Kraft der Ruder anmutig nach Port Roulent ein, da die Segel wegen des böigen Landwindes eingerollt waren. Während der siebentätigen Seereise hatten sie Gebete gesprochen, um die Kraft und den Mut für ihre Aufgabe zu finden. Die See war glücklicherweise ruhig geblieben, und so hatten sie ihr Ziel rasch erreicht. Von Port Roulent aus mussten sie noch einmal vier Tage mit Pferd und Kutsche bis Westfallen reisen. Dann würde die Säuberung beginnen, und wer noch für Gott gerettet werden konnte, sollte gerettet werden. Diejenigen, für die es zu spät war, sollten bis in alle Ewigkeit mit den Teufeln im Wind tanzen.
    Stolz flatterte die Flagge des Ordens am Mast. Der stilisierte Kreis bestand aus verflochtenen Händen und war auf dem geviertelten Untergrund von Sonne, Baum, Pferd und einander umarmenden Liebenden umgeben. Die goldene und grüne Umrandung zeigte, dass sich die Kanzlerin an Bord befand. Dies war durch die Spähgläser, die auf jedes Schiff gerichtet wurden, das an der Hafenfestung vorbeikam, um an der Anlegestelle für große Schiffe festzumachen, sicher gut zu sehen. Es war eine Ehre, dass sie dem Ort diesen Besuch abstattete. Wenn es doch nur einen Grund zum Feiern gegeben hätte.
    Hörner verkündeten, dass sie in den Hafen einlaufen durfte. Flaggen markierten die Liegeplätze für ihre Schiffe. Eilige Bewegungen am Ufer zeigten, dass man sich überstürzt auf ihre Landung vorbereitete. Während ihr Schiff sich der Hafenmole näherte, suchte Koroyan in der rasch anschwellenden Menge nach ihren Vertretern. Als sie noch einen Tag vom Hafen entfernt gewesen war, hatte sie zwei Brieftauben geschickt. Es wäre ausgesprochen unangenehm gewesen, wenn sie ihren Bestimmungsort nicht erreicht hätten.
    »Euer Gnaden.«
    Sie drehte sich zu Horst Vennegoor um, dem Ersten Schwertkämpfer des Allwissenden und dem Oberkommandierenden ihrer Streitkräfte. Er hatte eingewilligt, persönlich für den sicheren Ablauf des Verfahrens zu sorgen, das in Westfallen stattfinden würde. Ihm standen einhundert Gottesritter aus der Dritten Legion des Allwissenden zur Verfügung. Eine erfahrene Truppe für die kommende schwierige Aufgabe. Alle Reiter wussten mit Bogen, Schwert und Speer gut umzugehen. Alle waren ergebene Gotteskrieger und darauf vereidigt, der Lehre von Recht und Wahrheit auf Gottes Erde Geltung zu verschaffen.
    »Ich habe dich gar nicht kommen hören, Erster Schwertkämpfer«, sagte sie.
    Vennegoor neigte den Kopf. Er hatte ein schmales Gesicht und das mittlere Lebensalter bereits erreicht. Das schüttere graue Haar war mit Öl geglättet. Voller Verehrung sah er sie mit seinen warmen braunen Augen an. Diese Augen hatten, zusammen mit seiner sanften Stimme, schon viele Verbrecher verleitet, sich zu verraten.
    »Geräuschlosigkeit ist eine Waffe, die man niemals unterschätzen sollte«, sagte er lächelnd. »Doch wenn Ihr es wünscht, trage ich auch Schuhe mit Stahlkappen.«
    »Ich bin nicht sicher, was ich mehr fürchten würde, wenn ich das Ziel deiner Bemühungen wäre«, sagte sie. »Zu wissen, dass du kommst, oder mich umzudrehen und festzustellen, dass du schon da bist. Du wolltest mich sprechen?«
    »Eigentlich nur, um Euch auf das Empfangskomitee hinzuweisen«, sagte Vennegoor.
    Koroyan kicherte. »Damit verliere ich die Wette über die Fähigkeiten deiner Vögel. Gut so.« Sie blickte wieder zum Hafen. »Wo sind sie?«
    »Sie kommen gerade vom großen Haus der Masken herunter.«
    Vennegoor deutete auf ein Haus, das etwas abseits vom geschäftigen Hafen auf einem Hügel stand, der die südliche Bucht überblickte. Dort waren die Fischerboote auf den Strand gezogen. Bei der kleinen Truppe von Reitern, die drei Kutschen begleiteten, entdeckte sie nun auch die Flaggen und Banner des Ordens. Genau, wie sie es verlangt hatte. Sie beobachtete den Zug, während die Ewige Wahrheit langsam zu ihrem Liegeplatz bugsiert wurde. Ihr Erster Schwertkämpfer wartete neben ihr, die Hand wie immer

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