Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Tür und sahen ihnen zu. Es war still im Garten. Keiner wusste, was er sagen sollte. Keiner wusste, ob sie überhaupt reden sollten. Mirron beobachtete Gorian, der den Boden anstarrte. Es war an ihm, den ersten Schritt zu tun.
    »D-danke, dass ihr eingewilligt habt, mich zu sehen«, sagte er. Es fiel ihm schwer, die Worte über die Lippen zu bekommen. Unsicher blickte er zur Tür zurück. »Mir ist klar, dass ich nicht ändern kann, was geschehen ist, aber jedenfalls tut es mir wirklich leid, und ich verspreche euch, dass es nie wieder passieren wird.«
    »Bis wann soll das gelten?«, fauchte Ossacer. Er legte die Hand auf den Verband, der seine Verbrennungen bedeckte. »Du willst es nie, aber du tust es trotzdem.«
    Mirron entging nicht das Blitzen in Gorians Augen, obwohl er nickte. »Ich kann mich ändern«, versprach er. »Ich will mich ändern.«
    Die Worte hingen wie dicke Wolken vor ihnen in der ruhigen Luft. Mirron wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie es schien, fiel auch Arducius keine Antwort ein. Allerdings spürte sie, dass er angestrengt nachdachte und eine Lösung suchte.
    »Es tut mir leid, dass ich dir wehgetan habe, Ossacer«, fuhr Gorian fort. »Ich wollte auch nicht, dass du dir die Knochen brichst, um ihn zu beschützen, Arducius.«
    »Ich hätte das Gleiche getan, um dich zu beschützen, Gorian«, sagte Arducius leise. Mirron stiegen die Tränen in die Augen.
    »Und ich hätte dir gesagt, was du wissen wolltest«, warf Ossacer ein. »Du hättest nur warten müssen, bis ich bereit dazu war. Aber das konntest du nicht.«
    »Das verstehe ich jetzt«, sagte Gorian. »Es ist mir wichtig, dass ihr mir verzeiht.«
    Wieder gab es ein Schweigen, und niemand war bereit, die nötigen Worte auszusprechen. Gorian sah Mirron an, die seinem Blick auswich und lieber Ossacer beobachtete, der vor Wut zu kochen schien.
    »Wir haben keinen Grund, dir zu trauen«, sagte Ossacer.
    Gorian atmete scharfein, als müsse er gleich weinen. »Ich weiß, ich weiß. Aber ihr müsst mir noch eine Chance geben. Wir müssen zusammenhalten.«
    »Daran hast du leider nicht gedacht, als du mich verbrannt hast«, widersprach Ossacer.
    Gorian schwieg eine Weile. In seinen Augen glänzte es feucht, und er schauderte nicht nur wegen der morgendlichen Kälte. »Danke, dass du Arducius heilen konntest«, sagte er.
    »Mir blieb nichts anderes übrig«, erwiderte Ossacer. »Die Brüche seiner Handgelenke waren so schlimm, dass er seine Hände verloren hätte.«
    Mirron entging nicht, dass Gorian reagierte, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Sein Gesicht wurde so bleich, wie es die Kälte niemals vermocht hätte. Wieder musste sie sich zurückhalten. Sie konnte ihn später noch trösten.
    »Ich hatte … ich wollte doch nicht …«
    »Aber du hast es getan«, sagte Ossacer. »Überlege dir, was hätte geschehen können. Wo wären wir dann jetzt? Die vier Aufgestiegenen. Einer blind, einer ohne Hände, einer ohne Kontrolle über seine Ausbrüche und eine, die nicht sicher ist, was sie ist. Das wäre ein erbärmliches Ergebnis, nachdem Vater Kessian uns so viel Liebe geschenkt hat.«
    »Es reicht.« Arducius stand auf und wirkte auf einmal sehr energisch und entschlossen. »Wir können uns nicht ewig Vorwürfe machen. Wir sind geboren, um zusammenzuhalten, und so muss es sein.« Er trat vor und packte Gorian am Kragen. »Ich weiß, dass dir leidtut, was du getan hast, und ich weiß auch, dass du es ungeschehen machen würdest, wenn du könntest. Wir werden dir jetzt verzeihen, auch wenn wir dir noch nicht trauen. Aber wir müssen aneinander glauben können, wie wir es immer getan haben, denn sonst sind wir verloren. Ich kann das nicht ohne euch tun.« Er winkte Mirron und Ossacer, ebenfalls aufzustehen. Die Geste war zu schnell, als dass Ossacer die Energiebahnen hätte verfolgen können, aber Mirron flüsterte es ihm ins Ohr und half ihm.
    »Von jetzt an tun wir alles, was wir tun, gemeinsam. Immer. Und wir werden niemals etwas voreinander verheimlichen, so geringfügig es auch sei. Beschwört es und kommt zu mir.«
    Sie taten es und umarmten sich gegenseitig. Mirron drückte Gorian fest, der sofort reagierte. Links von ihr klammerte sich Arducius an sie, drückte mit den Fingern und forderte ihre Zustimmung. Doch ihr gegenüber stand Ossacer, der Gorian nur zögernd und mit bedrückter Miene berührte. Es würde lange dauern, bis er Gorian ganz und gar vergeben hatte.
     
    Obwohl die Mittagsstunde gerade erst vorüber war, brannten

Weitere Kostenlose Bücher