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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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plätschern. So folgte sie dem Geräusch, um zu trinken und sich den Staub abzuwaschen.
    Ringsum wimmelte es vor Leben. Sie öffnete ihre Sinne weit für die Vögel in der Luft, die ihr folgten. Zwitschernd flatterten und landeten sie über ihr in den Bäumen. Mirron lächelte. Die Vögel sangen für sie. Im Gehen schlang sie die Arme um sich. Die starken Energien der Bäume waren wie eine Umarmung. Vor ihr gurgelte der Bach über die Felsen. Über dem Wasser konnte sie die unruhigen Energien erkennen, die sich verteilten und wieder sammelten oder vom Wind mitgerissen wurden. Ossacer sagte, sie könnten auch diese winzigen Energien nutzen, aber Mirron war nicht so sicher.
    Als sie den kleinen, kaum einen Schritt breiten Bach erreicht hatte, folgte sie einem Stück weit seinem Lauf. Hinter dem Wald lief er plätschernd weiter abwärts und stürzte schließlich über die Kante der Hochebene, wo … ihre Welt verfinsterte sich schlagartig, als die Erinnerungen an den vergangenen Tag erwachten. Immer noch hörte sie die Schreie, das Donnern der Felsen und der Wassermassen, die Männer und Pferde einfach zermalmt hatten. Das war ihr Werk gewesen.
    Die Schönheit des Stroms, der Gräser und Blumen, die an seinem Rand noch standen, war besudelt. Sie stellte sich vor, wie sich das Wasser rot färbte, kniete am Rand des Bachs nieder und betrachtete ihr eigenes schwankendes Spiegelbild. Sie sah nicht sehr gut aus. Die langen dunklen Haare waren zerzaust und klebten auf ihrem Kopf, ihr Gesicht war voller Staub.
    Das Wasser war kalt, sie erkannte es an den tiefen, langsam wechselnden Farben seiner Energien. Schließlich holte sie tief Luft und tauchte mit dem Gesicht hinein. Abrupt durchfuhr sie die Kälte.
    Dann schöpfte sie mit beiden Händen Wasser und goss es sich über den Kopf. Als sie zufrieden war, hob sie rasch den Kopf und schleuderte die Haare zurück, sodass sie auf den Rücken ihrer Tunika klatschten.
    Als sie sich am Bach niederließ, setzte ihr Herz eine Sekunde aus.
    »Du hast mir einen Schreck eingejagt«, sagte sie.
    »Entschuldige«, sagte Gorian. »Das wollte ich nicht.«
    Er kam zu ihr und setzte sich neben sie, streckte die Hand ins Wasser und zuckte zusammen, als er die Kälte spürte.
    »Es tut gut«, sagte sie. »Du solltest das auch machen.«
    Darauf strich Gorian ihr das Haar über den Kopf zurück und glättete es auf ihrem Rücken. Sie spannte sich an und wich der Berührung ein wenig aus. Unwillkürlich atmete sie schneller. Als er einen Tropfen von ihrer Wange wischte, lächelte sie.
    »Menas hat mich geschickt, dich zu suchen«, sagte er.
    »Oh.« Sie war ein wenig enttäuscht. »Nun, jetzt hast du mich gefunden.«
    »Ja, ich habe dich gefunden.«
    Sie spürte seinen warmen Körper neben sich und rutschte ein wenig näher, da das kalte Wasser ihr Kleid durchnässt hatte. Er legte den Arm auf ihre Schultern, und sie schmiegte den Kopf an seine Brust.
    »Macht es dich nicht traurig, dass wir so viele Menschen getötet haben?«, fragte sie. »Ich kann diesen Gedanken nicht abschütteln.«
    »Wir wollten sie daran hindern, unsere Bürger anzugreifen«, erwiderte Gorian. »Sicher, es ging weiter, als wir dachten, aber was dort geschehen ist, das ist nicht unsere Schuld.«
    »Wie kannst du das sagen? Wir haben die Steine mit den Wurzeln geschwächt. Wir haben den See auslaufen lassen. Mir wird übel, wenn ich an die Schreie der Menschen denke.«
    »Sie waren Eindringlinge«, sagte Gorian. »Sie hätten nicht dort sein sollen. Sie haben uns zum Handeln gezwungen und mussten die Konsequenzen tragen.«
    »Aber sie hatten keine Rückzugsmöglichkeit und haben keine Vorwarnung bekommen.«
    Gorian beugte sich vor, berührte ihre Wange und zog ihren Kopf zu sich herum. »Sie sind Feinde. Sie würden Hesther, Andreas und Jen und alle anderen in Westfallen töten, wenn sie könnten. Auch Ossacer, Ardu, mich und dich. Trauere nicht um sie, sie haben es verdient.«
    Sie ließ den Blick sinken, aber wieder hob er ihren Kopf, und sie küssten sich. Die Hitze entstand in ihrem Bauch und breitete sich im ganzen Körper aus. Sie spürte seine weichen Lippen, dann seine Zunge in ihrem Mund. Sie reagierte, legte eine Hand hinter seinen Kopf und zog ihn an sich, bis sie ihre Münder fest aufeinander pressten. Ihr Herz hämmerte in der Brust. Er streichelte ihren Rücken, und sie bekam eine Gänsehaut. Es war wundervoll und kitzelte.
    Dann drängte er sich an sie, und sie sank aufs weiche Gras zurück. Sein Gesicht war

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