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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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angeblich Wasser umlenken und Wurzeln aus der Erde emporschnellen lassen. Er hatte es als das Geschwätz verzweifelter Männer abgetan, die der Klinge entgehen wollten. Er hatte ihnen ins Gesicht gelacht, als sie am Lagerfeuer ihr Blut verloren hatten.
    Vielleicht hätte er nicht lachen sollen. Die Wolken änderten die Richtung, sammelten sich über seinem Heer und verdunkelten mit unnatürlicher Geschwindigkeit den Himmel. Wolken, die sich gegen den Wind bewegten. Die ersten Schneeflocken brannten auf seinem Gesicht, angetrieben von einem Sturm, der nach dem Bösen stank.

 
27

    848. Zyklus Gottes, 2. Tag des Dusasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    V or ein paar Tagen hat man euch der Gelegenheit beraubt, euch an den Tsardoniern zu rächen. Ich weiß, wie viele unter euch vor dem Angst hatten, was sie gesehen haben.«
    Roberto ritt langsam vor seiner Truppe auf und ab, die dreihundert Schritte breit und vierhundert Schritte tief angetreten war. Keine hundert Schritte hinter ihm fiel unter Kontrolle der Aufgestiegenen ein wahrer Schneevorhang. Sie hörten sogar noch den Orkan, der ihn herbeigetrieben hatte. Hier jedoch fiel nur ein leichter Regen, und der Wind war nicht mehr als eine steife Brise. Es war bizarr und unnatürlich, und sein Heer war nur zögernd vorgerückt.
    »Ich weiß es, weil ich genauso große Angst hatte wie ihr. Aber heute seid ihr an der Reihe.«
    Lautes Brüllen schlug ihm entgegen, als seine Worte nach hinten weitergetragen wurden. Er betete, dass Arducius recht behielt, was die Lautstärke des Orkans hinter dem Schneevorhang anging. Schließlich hob er beide Hände.
    »Die meisten von euch kennen diese Kinder inzwischen. Sie sind anders als wir, aber sie sind nicht böse. Sie sind ein Geschenk Gottes. Die Tatsache, dass ich hier vor euch im Sattel sitze, ist der beste Beweis.«
    Wieder erhob sich Gebrüll. Roberto stieß die Faust in die Luft.
    »Wenn ich das Signal gebe, dann werden die Hörner ertönen, und ihr greift an. Ihr kennt eure Befehle. Der Vorhang wird fallen, und der Schneesturm und der Wind werden aufhören. Versagt nicht. Macht keine Gefangenen. Heute kämpfen wir, um unsere Konkordanz zu retten. Heute werden wir den Feinden einen Schlag versetzen, der ihnen das Herz bricht. Ihr seid mein Heer, mein ganzer Stolz. Zeigt ihnen, was das bedeutet.«
    Roberto zog das Schwert aus der Scheide und hob es hoch. Auf der Spitze spiegelte sich die Sonne. Dann ließ er es sinken, und die Kriegshörner erhoben ihre Stimmen.
     
    Die Schlacht tobte weiter, aber beide Heere waren nicht mehr ganz bei der Sache. Der Schnee fiel so dicht, dass die Kämpfer kaum noch den Feind vor Augen erkennen konnten, und die Gefahr, versehentlich Gefährten zu treffen, war groß. Wieder flogen die Geschosse der Onager pfeifend durch die Luft, aber jetzt antworteten die Geschütze des Prosentors und fanden ihre Ziele.
    Kreysun rannte zu seinen Onagern zurück, die inzwischen dicht hinter der Front standen. Vor ihm tauchten aus dem Schneegestöber Soldaten auf. Über ihm flogen kreischend ein paar Steine vorbei. Der Tod würde die Krieger völlig unvorbereitet treffen. Vor sich hörte er die Einschläge in der Festung.
    Abgerissene Jubelrufe drangen durch den Orkan zu ihm. Endlich erreichte er die vorderen Linien und stand vor einem Sentor, der Mühe hatte, mit den fünf Schritte entfernten verschwommenen Schatten und Gestalten etwas anzufangen.
    »Ihr müsst im Zentrum nachsetzen«, rief er. »Gib Nachricht an die Flanken, dass sie durchhalten sollen.«
    »Ja, Prosentor.«
    Die Schlacht ließ sich nicht mehr steuern. Er konnte auch nicht zum Rückzug blasen, denn die Gefahr, von den feindlichen Onagern getroffen zu werden, war viel zu groß. Er musste alles nach vorn werfen und auf den Sieg setzen. Je weiter er nach vorn kam, desto stärker war der Schnee unter seinen Stiefeln vom Blut verfärbt.
    Der Gestank des Todes und Sterbens drang ihm in die Nase. Die Wärme von Tausenden eng stehenden Kämpfern umhüllte ihn. In die Schreie, die von Triumph, Wut und Schmerz kündeten, mischte sich das Waffengeklirr. Er wollte die Festung mit eigenen Augen sehen und sich vergewissern, dass sie beschädigt war.
    Mit den Ellenbogen verschaffte er sich Platz und drängte sich durch, bis sich vor ihm aus dem brodelnden grauen Durcheinander der Front ein dunkler Umriss herausschälte. Er war zu weit entfernt, um das Gebäude genau zu betrachten, aber immerhin war seine Form zu erkennen.
    »Der verdammte Sturm«,

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