Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
die Richtung nicht. Der Bolzen fiel ein Stück hinter ihnen ins Meer. Sie ruderten weiter, bis sie fünfzig Schritte hinter der Trireme waren.
Das Neunte Kommando war früher eingeschwenkt, um im Nebel zu verschwinden und nach einem Wendemanöver auf den Bug des feindlichen Schiffs zu zielen.
Er stieß die Ruderpinne von sich weg und wendete den Korsaren. Das tsardonische Schiff erhöhte die Schlagzahl, er konnte das dumpfe Dröhnen der Trommeln hören. Sie ruderten mit zwanzig, vielleicht zweiundzwanzig Schlag. Als er sich dem Heck seines Ziels näherte, bemerkte Iliev zum ersten Mal den Fehler in der tsardonischen Konstruktion.
Der Ausleger für die oberste Reihe der Ruderer war ein wenig zu breit, ebenso das geschwungene Heck von der Wasserlinie bis zur Ruderpinne. Er änderte ein wenig den Kurs.
»Vertraut mir«, sagte er. »Und macht euch bereit, sofort nach dem Aufprall zurückzurudern. Vierzig Schlag. Ein rascher Spurt, Siebtes Kommando, dann ist es vorbei.«
Der Korsar nahm Geschwindigkeit auf. Zwei Marinesoldaten kamen auf dem Laufsteg nach vorn und drückten den Bug hinunter. Inzwischen hielt auch das Neunte Kommando schräg auf den Feind zu und wendete, um von backbord den Bug der Trireme zu treffen. Iliev war vor Steinen und Bolzen geschützt. Die Tsardonier drängten sich im schmalen Bug und hatten sich von der Backbordseite entfernt, um freies Schussfeld auf ihn zu bekommen. Das Schiff wendete nach backbord, um den Schusswinkel zu verbessern. Die Trommel schlug schneller.
»Dazu ist es jetzt zu spät«, sagte Iliev. Erneut korrigierte er den Kurs. »Macht euch bereit für den Aufprall. Wir stoßen aufwärts zu.«
Lächelnd beobachtete er seine Ruderer. Sie saßen mit dem Rücken zum Ziel, und keiner drehte sich um. Disziplin, Ordnung, Sieg. Die ersten Pfeile schlugen ein. Iliev knirschte mit den Zähnen. Zwei Marinesoldaten schossen zurück. Ein Pfeil traf einen Ruderer mitten im Rücken. Der Mann sank in sich zusammen. Sofort sprang ein Soldat herbei, zog das Ruder aus dem Wasser und schob den Toten zur Seite. Er war jedoch nicht schnell genug, um zu verhindern, dass sich auf der Steuerbordseite die Ruder verhedderten. Iliev drückte die Ruderpinne herum und glich die Verzögerung und die unverhoffte Kursänderung aus. Beim nächsten Ruderschlag traf der Korsar das das feindliche Schiff.
»Festhalten!«
Die Marinesoldaten rannten auf dem Laufsteg zurück. Der Schwung des Korsaren trieb den Rammsporn bis zur Ruderpinne des tsardonischen Schiffs hinauf. Der kräftige Pfahl war jedoch nicht geeignet, diesem Druck standzuhalten. Iliev hörte das Krachen, als die Steuerung zerbrach. Der Korsar prallte auf die Wellen zurück, und der Rammsporn zerstörte die Planken im Heck des feindlichen Schiffs.
»Rückwärts«, befahl Iliev.
Die Trireme bockte und drehte sich nach Steuerbord. Auch das Neunte Kommando hatte zugeschlagen. Ilievs Korsar zog sich zurück.
»In freies Wasser.«
Wieder flogen Pfeile und trafen Ruder und Ruderer. Iliev ließ das Boot herumschwenken.
»Vierzig Schlag, sobald es möglich ist. Los jetzt, Siebtes Kommando, wir haben unsere Arbeit getan.«
Der Korsar entfernte sich eilig von der Trireme, auf der sich die Tsardonier vorbeugten, um den Schaden zu begutachten. Wahrscheinlich hatten sie ein Ersatzruder dabei, aber das einzupassen würde sicher einen ganzen Tag dauern.
Von Süden her näherten sich weitere Feinde. Überall, wo der Nebel sich lichtete, tauchten am Horizont Segel auf, darunter auch zahlreiche der Konkordanz. Viele Schiffe hatten die Blockade durchbrochen, und nun lag es bei ihnen, je nach ihren Befehlen langsamer zu werden und die feindliche Flotte zu zerstören. Für Iliev und das Siebte Kommando der Ocenii war eine lange Nacht vorbei.
Er führte sie außer Reichweite der feindlichen Katapulte und reihte sich in die Flottille ein, zu der auch die Cirandons Stolz, gehörte. Er freute sich schon, sich auf dem Deck des caradukischen Flaggschiffs ausstrecken zu können, während die Mannschaft des größeren Schiffs seinen Korsaren hochzog, bis er über dem Steuerruder am Heck hing.
»Fünfundzwanzig Schlag«, sagte er. »Ihr könnt euch bald ausruhen, Marinesoldaten, und dann wollen wir unserer Toten gedenken.«
Thomal Yuran, der ehemalige Marschallverteidiger von Atreska, war inzwischen im Grunde der König des Landes. Das war auch der einzige Gedanke, der jetzt noch die Andeutung eines Lächelns auf seine Lippen zu zaubern vermochte. Allerdings
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