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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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nicht in diesem Jahr. Vielleicht nicht einmal in zehn Jahren. Aber eines Tages wird es geschehen. Ihr müsst mir nur vertrauen.«
    Yuran hatte das Gefühl, er müsste gleich ersticken. In seinem Kopf hämmerte etwas, und er zitterte an allen Gliedern. Er tastete nach der Wand und stützte sich schwer dagegen. Die Tsardonier, in deren Augen die nackte Angst gestanden war, hatten die Wahrheit gesagt. Einer von ihnen stand jetzt vor ihm. Ein Junge, der einen Berg zum Einsturz bringen konnte.
    »Wer bist du?«, quetschte er heraus.
    Wieder lächelte der Junge. »Ich bin einer, der die Wahrheit sieht. Ich bin Gorian Westfallen und biete Euch demütig meine Dienste an, Marschall Yuran.«

 
32

    848. Zyklus Gottes, 16. Tag des Dusasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    D as Jucken unter der Augenbinde hatte wieder eingesetzt. Die Narbe reizte ihn bis zur Weißglut, und draußen wurde es immer kälter. Der Ausfluss – von Tränen wollte er nicht sprechen – gefror auf seiner Haut und drückte die Wundränder auseinander. Er fuhr mit den Fingern darüber, das ganze Stück von seiner rechten Wange bis zum Kiefergelenk.
    Der Arzt hatte gesagt, er hätte Glück gehabt. Die tsardonische Klinge, an der noch der Dreck aus Scintarit geklebt hatte, war abgerutscht, statt ihn mit voller Wucht zu treffen. Hätte der Hieb gesessen, dann wäre er tot, statt als einer der wenigen Überlebenden des Angriffs hier zu stehen. Doch wenn er über die Verteidigungsanlagen hinweg auf das Meer von Feinden blickte, die sich versammelt hatten, dann fragte er sich, ob es nicht besser gewesen wäre zu sterben. Es war schwer, eine Niederlage hinzunehmen. Zweimal zu scheitern, war Anlass für einen Selbstmord, und sie würden ganz sicher nicht siegen.
    Die Brieftaube aus Gestern hatte die älteren Offiziere aufgemuntert und den Legionen, die sich zur Verteidigung zusammengezogen hatten, neuen Mut gemacht, aber die Realität dort draußen war unübersehbar. Roberto war noch vier Tagesmärsche entfernt, und das waren zwei Tage zu viel. Beinahe hätten sie es geschafft. Die in Atreska verstreuten Legionen hatten den vorrückenden Tsardoniern und den Rebellen zugesetzt. Sie hatten den Verteidigern Zeit erkauft, damit diese die Anlagen aufbauen und verstärken konnten. Jedes Geschütz, das sie irgendwo hatten auftreiben und reparieren können, stand nun an der Front. Sie hatten alle Bürger bewaffnet, die stark genug waren, aufrecht zu stehen, und die Legionen üben lassen, bis ihre Disziplin makellos war. Sie hatten sogar hinter den festen Verteidigungsanlagen eine Straße gebaut, die so gut und breit war wie eine Hauptstraße der Konkordanz, um ihre Beweglichkeit zu verbessern. Alles war an seinem Platz, nur die Zahl von Kämpfern, die er brauchen würde, war nicht vorhanden.
    Vom südlichen Ufer des Iyresees bis zu den Steilklippen der Gawberge war die Grenze zwischen Neratharn und Atreska nur neunzehn Meilen lang. Der Grenzübergang an der Hauptstraße war stark befestigt, und das Land im Süden war für ein großes Heer undurchdringlich. Irgendein großes geologisches Ereignis hatte in ferner Vergangenheit einen gewaltigen Felssturz verursacht, der jetzt eine Falle für Räder, Hufe und Füße darstellte. An der gesamten Grenze waren Späher eingesetzt und Festungen eingerichtet, die er alle bemannen würde, auch wenn dort nicht mit größeren Vorstößen zu rechnen war.
    Danach blieb jedoch immer noch ein fast zwei Meilen weiter Bereich, den er verteidigen musste. Er hatte ein gepanzertes Tor und Geschützplattformen an der Straße aufgestellt, es gab Vorrichtungen, um heißes Öl und Felsbrocken einzusetzen, er hatte Standorte für Bogenschützen vorgesehen und geschützte Aufmarschplätze für Kavallerie und Infanterie eingerichtet. In einer Meile Abstand gab es zwei weitere Festungen, und er hatte es dem atreskanischen Bürgerkrieg der letzten Jahrzehnte zu verdanken, dass sie immer noch standen und in gutem Zustand waren. Dies alles war jedoch kaum geeignet, dem Widerstand zu leisten, was ihm an diesem kalten Morgen gegenüberstand.
    Er blickte nach Süden über seine Verteidigungsanlagen hinweg. Eigentlich konnte er stolz auf das sein, was sie in so kurzer Zeit geschafft hatten. Ein großer Teil war sogar schon entstanden, bevor er gekommen war und die Befehlsgewalt übernommen hatte. Der freie Raum zwischen den beiden Festungen und dem Tor auf der Hauptstraße war durch einen Wall aus Stein und Holz gesichert und zusätzlich mit Zement

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