Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
und hat den Nachschub aus der Konkordanz im Rücken. Wir haben kaum noch genug, um uns zu ernähren, und kämpfen uns von Mahlzeit zu Mahlzeit. Wir haben zu viel Zeit gebraucht, uns richtig aufzustellen. Wenn sie noch zehn Tage durchhalten, können sie uns besiegen.«
»Die Schlacht wird keine zehn Tage dauern«, erwiderte Rensaark. »Sie sind mindestens drei zu eins in Unterzahl. Sie werden sich kaum länger als einen Tag halten können.«
Yuran schüttelte den Kopf. »Sie haben Mut und Hoffnung nicht verloren, und sie müssten inzwischen erfahren haben, was im Süden geschehen ist. Bald werden sie auch hören, dass der Bastard Del Aglios ihnen zu Hilfe eilt. Er marschiert durch mein Land, und nichts außer dem Wetter kann ihn aufhalten.«
»Er wird nichts vorfinden außer den Leichen seiner Bürger, die er begraben kann«, sagte Rensaark. »Ihm wird keine andere Wahl bleiben, als uns bis nach Estorr zu verfolgen. Die Stadt gehört fast schon uns. Sie haben verloren, und das wissen sie.«
»Dann diese neue Waffe. Diese Kinder, die Berge einstürzen lassen können. Du kannst doch nicht bestreiten, dass sie eine Bedrohung darstellen.«
»Das nicht, aber wenn sie nicht fliegen können, dann können auch sie der Konkordanz in Neratharn nicht helfen. Beruhige dich, Thomal. Nimm ein Bad und entspanne dich. Bald wird die Bedrohung durch die Konkordanz für immer vergessen sein, und wir können zwischen unabhängigen Staaten einen neuen Frieden schmieden. So, wie es früher war. Und du wirst dich im Zentrum von alledem befinden. König Yuran, unterstützt vom mächtigen König Khuran. Du musst nie wieder eine Invasion befürchten.«
Yuran verabschiedete sich von Rensaark und kehrte in seine Privatgemächer in der Burg zurück. Wie immer klangen Rensaarks Worte sehr einleuchtend. Es musste einen Haken geben, den er aber einfach nicht finden konnte. Was blieb, war der nagende Zweifel, dass Rensaark ihn wie einen Volltrottel behandelte und ihn benutzte, um Tsards Macht zu vergrößern.
Yuran befahl, man solle ihm Wasser für ein Bad bringen, und sank in seinen liebsten Ledersessel vor dem warmen Feuer im offenen Kamin. Gleich darauf erschien sein Diener und ging ins Bad, um das Wasser einzulassen. Er runzelte die Stirn, als er den Küchenjungen sah, der den schweren, mit Rädern versehenen Behälter schob. Der Bursche war älter als die meisten anderen, aber spindeldürr und ziemlich verwahrlost. Als hätte jemand ihn halb verhungern lassen und dann durch den Schlamm gerollt, bevor er seinem angehenden König aufwarten durfte.
»Du bist ein bisschen zu alt für diese Aufgabe, nicht wahr?«, sagte er. »Und du bist schmutzig. Gehen mir so langsam die Küchenjungen aus?«
»Nein, Herr«, erwiderte der Bursche. Mit gesenktem Kopf drehte er sich um. »Es tut mir leid, wenn ich Euch beleidigt habe. Das war nicht meine Absicht.«
Yuran winkte beschwichtigend, er hatte über Dringenderes nachzudenken. »Richte mir nur mein Bad. Ich glaube, ich nehme heute die Rosmarinessenz.«
»Ich muss mit Euch sprechen«, platzte der Bursche auf einmal heraus.
Yuran seufzte. »Wenn du um Essen betteln willst, dann habe ich nichts für dich. Wenn du in die Legion eintreten willst, melde dich beim Waffenmeister in der Basilika. Jetzt mach deine Arbeit und gehe, bevor ich dich von den Wachen hinauswerfen lasse.«
»Nein«, sagte der Junge, was Yuran so überraschte, dass er ihn weitersprechen ließ. »Ich brauche ein Versteck, und Ihr braucht eine Verteidigung gegen die erstarkende Konkordanz, ob die Tsardonier sie nun besiegen oder nicht. Ihr seid allein und hilflos. Genau wie ich. Es kommt eine Macht in diese Welt, die Ihr mit Schwertern nicht abwehren könnt.«
»Jetzt soll ich wohl annehmen, dass du das kannst, ja?« Yurans Hand wanderte zum Heft seines Gladius. »Deine Worte waren amüsant, aber jetzt ist deine Zeit abgelaufen, wer du auch bist.«
»Wer ich bin?«
Der Junge hob den Kopf, und Yuran wich erschrocken zurück. Unter dem schmutzigen blonden Haar entstand ein Lächeln, und ein warmes Grün durchflutete seine Augen, um gleich wieder zu einem neutralen Grau zu verblassen. Yurans Blick fiel auf die Wassersäule, die der Junge auf seiner ausgestreckten Hand ohne irgendein Gefäß trug. Er deutete darauf, brachte aber kein Wort heraus.
»Habt keine Angst«, sagte der Junge. »Lasst sie kämpfen. Lasst den Dusas verstreichen. Wartet ab und versteckt mich. Eines Tages werden Ihr und ich diese Welt regieren. Nicht heute und
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