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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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man eigentlich erwarten konnte, und immer noch gehorchten sie ihm.
    Es dämmerte schon, ein fahler Schein entstand über dem auf Meereshöhe wirbelnden Nebel, der sich allmählich lichtete. Überall Feuer und Rauch, auf dem Wasser trieben Wrackteile. Seine Marinesoldaten standen im Heck und hielten den beschädigten, verbogenen Rammsporn über Wasser. Nach drei Gefechten hatte er sieben Ruderer und zwei Marinesoldaten verloren. Das war noch nicht kritisch, aber er musste sich mit einem weiteren Kommando zusammentun, ehe er einen letzten Angriff unternahm.
    Es war schwer, den Erfolg ihres Ausbruchsversuchs zu bestimmen. Sein Kommando befand sich mehrere Meilen nördlich des Docks und begleitete eine Flottille von zwanzig Triremen und Biremen, die sich aus dem Belagerungsring befreit hatten und den Hafen von Estorr ansteuern wollten. Ihr Ziel war, wenn man volle Segel setzen und außerdem rudern konnte, zehn Tagesreisen entfernt. Zehn Tagesreisen, das waren nach Ilievs Ansicht drei Tage zu viel. Die Ocetanas mussten irgendwo Unterstützung finden. Sein Kommando würde sie begleiten, soweit es möglich war.
    Die Schlacht hatte sich die ganze Nacht hingezogen. Anfangs waren die Scharmützel zu ihren Gunsten ausgegangen, weil das Überraschungsmoment auf ihrer Seite gewesen war. Die Tsardonier hatten die Ocenii noch nie zu Gesicht bekommen, aber inzwischen wussten sie Bescheid. Dreißig Korsaren konnten vernichtende Angriffe durchführen, bis die Tsardonier, oder wenigstens einige von ihnen, aus dem Schaden klug geworden waren. Dann hatten sie Steine auf die Schiffe geworfen, die sie durchbohren wollten, und Fässer mit brennendem Öl über die Leitern gekippt. Wenn die Marinesoldaten dann endlich das Deck erreichten, waren alle Matrosen längst mit Bogen und Schwert bewaffnet.
    Den größten Teil ihrer Erfolge hatten die Kommandos innerhalb der ersten Stunde errungen. Jetzt kam es vor allem darauf an, die Flottillen zu sichern und ins Tirronische Meer hinauszufahren, um die anderen Gegner aufzuspüren. Iliev war bei den westlichen Schiffen, die geradewegs nach Estorr fuhren. Andere Kommandos begleiteten die östlich fahrenden Schiffe, die zur Küste von Gestern unterwegs waren, wo angeblich eine tsardonische Armee auf ihre Beförderungsmittel wartete.
    Hinter ihm wendete die feindliche Trireme. Die Mannschaft war ausgeruht, das Schiff war aus den hinteren Reihen des Belagerungsringes nachgerückt. Sie manövrierten schnell und sicher in der leichten Dünung. Iliev fluchte halblaut. Dieser Gegner würde die Flottille mühelos einholen. Das durfte er nicht zulassen. Die Mannschaften brauchten Ruhe und ungefährliche Gewässer.
    Er betrachtete seine Ruderer, die mit zwanzig Schlag der hintersten Trireme der Konkordanz folgten. Der Nebel lichtete sich ein wenig, bis er die meisten der zwanzig Schiffe erkennen konnte. Im Westen schälte sich endlich aus dem Nebel, was er zu sehen gehofft hatte. Das Neunte Kommando. Er hatte schon befürchtet, es sei versenkt und verloren.
    »Siebtes Kommando, wir greifen noch einmal an. Das Neunte wird uns unterstützen. Wollt ihr für mich rudern?«
    »Daran dürft Ihr nicht zweifeln, Trierarch«, erwiderte der Schlagmann.
    Iliev nickte. »Danke, Gunnarsson. Dreißig Schlag, wir wollen schnell sein.«
    Er bewegte das Steuerruder, um sie in einem weiten Bogen nahe genug an das Neunte Kommando heranzubringen und ihm seine Absichten zu übermitteln. Er wollte dem Feind genug Schaden zufügen, um ihn zu behindern, mehr nicht.
    »Marinesoldaten, wir werden nicht entern. Verstaut die Waffen, hier geht es um Gleichgewicht und den richtigen Moment. Achtet darauf, dass der Rammsporn sich nicht verfängt.«
    »Ja, Herr.«
    Die tsardonische Trireme bemerkte den drohenden Angriff. Bogenschützen sammelten sich auf Deck, die Bedienmannschaften der Bailisten machten sich bereit. Auch am Bug und am Heck warteten die Gegner schon auf den Rammstoß. Das versprach interessant zu werden. Iliev war bewusst, unter welcher Belastung seine Truppe stand. Ihre Körper verrieten die Anspannung, und viele hatten bereits Wunden davongetragen, aus denen das Blut über Arme und Beine lief.
    »Dreißig und etwas nachlassen«, sagte Iliev. »Wir sind gleich da.«
    Die beiden Korsaren kreuzten mit fünfzehn Knoten vor dem feindlichen Schiff. Ilievs Kommando fuhr knapp außer Bogenreichweite an der Backbordseite entlang. Eine Balliste schoss; er beobachtete die flache Flugbahn des Bolzens. Die Entfernung war gut geschätzt,

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