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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sagte er, »und sie umkehren.«
    Jhered runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    »Wir müssen sie nach unten fallen lassen. Dadurch entsteht ein Strudel, der alles verschlingt.«
    Tödlich und mächtig ragte die Wasserwand direkt vor ihnen auf. Sie gab eigenartige Laute von sich, ein gurgelndes, brodelndes Geräusch, das von ihrer schrecklichen Macht zeugte.
    »Sie wird auch uns töten und uns auf den Grund ziehen.«
    »Wir sind schon tot. Auf diese Weise nehmen wir aber noch einige Feinde mit, und die Ocetanas geraten nicht in Gefahr, weil sie noch weit genug entfernt sind. Arducius muss die Energie nutzen, die er aufgestaut hat, bevor die Tsardonier ihn erwischen.«
    »Ich dachte, du willst nur helfen und niemanden verletzen«, sagte Jhered.
    »Ich will nicht, dass mein Bruder in dem Glauben stirbt, er habe versagt.«
    »Und was ist mit dir, Ossie?«
    Ossacer lächelte. »Ich werde im Wissen sterben, dass er nicht versagt hat.«
    Jhered musste den Blick abwenden. Der große Kapitän nickte, weil er es verstanden und akzeptiert hatte. Die Tsardonier hatten sie jetzt völlig eingekreist. Es gab keine Hoffnung mehr, ihnen zu entkommen. Jhered schüttelte den Kopf. Er hätte nicht damit gerechnet, auf See zu sterben.
    »Rede mit deinem Bruder, aber macht schnell. Ich bleibe hinter dir.« Ossacer entfernte sich. »Ossacer?«
    »Ja?«
    »Ich bin stolz auf dich, junger Mann. Sehr stolz.«
     
    Iliev landete auf dem Deck und wich einem wilden Schwertstreich aus. Gleich darauf kam er wieder hoch und stach dem jungen Matrosen seine Klinge durch das Kinn bis in den Gaumen. Er zog die Waffe heraus, führte sie nach links und wehrte zugleich mit dem Dolch einen Hieb des nächsten Gegners ab. Dann trat er zu und traf den Bauch des Gegners. Der Mann taumelte rückwärts. Iliev sprang ihm hinterdrein, setzte ihm einen Fuß auf die Brust und stieß ihn fort. Als der Gegner sich wieder aufrichten wollte, bohrte ihm ein anderer Kämpfer der Ocenii das Schwert durch die Kehle. Das Deck war frei.
    »Ocenii, wendet das Schiff. Es fährt in die falsche Richtung.«
    Die Schlacht kam nun zu ihnen. Die Tsardonier, die vor der Wasserwand geflohen waren, fuhren direkt in die Rammsporne der konkordantischen Schiffe hinein, unter denen sich auch einige Ocenii befanden. Sie griffen vor allem die Schiffe im Rücken der feindlichen Flotte an und trafen sie schwer, als sie wenden und sich nach Osten absetzen wollten. Er war stolz auf die Ocetanas. Sie empfanden die gleiche Furcht wie ihre Gegner, doch sie hatten die Angst überwunden, und jetzt wendete sich das Schlachtglück zu ihren Gunsten.
    Seine Männer waren schon unten und brachten die Ruderer unter ihr Kommando. Zwei rannten zur Ruderpinne und legten sie nach backbord um. Langsam entfernte sich die Trireme von der Wasserwand, die Iliev nun abermals erstaunt anstarrte. Er schickte einen gemurmelten Dank an Ocetarus, denn dies konnte nur sein Werk sein. Dennoch fürchtete er sich. Keine Naturgewalt konnte so etwas hervorrufen. Dort war irgendeine geheimnisvolle Kraft am Werk. Er musste glauben, dass die Hand Gottes im Spiel war. Nur das hielt ihn und seine Mannschaft davon ab, einfach wegzurennen.
    Das Schiff wendete nicht schnell genug. Kaum ein Ruder rührte sich. Das Manöver wurde durch den ins Schiff gebohrten Korsaren noch weiter verzögert. Der Rammsporn war tief in die Flanke eingedrungen, saß aber sehr hoch, weil die Ocetanas die feindlichen Triremen erbeuten und nicht versenken wollten. Er rannte nach mittschiffs zur Luke.
    »Ihr sollt sie in eure Gewalt bringen, aber nicht von der Arbeit abhalten. Seht zu, dass sich die verdammten Ruder bewegen.«
    Dann schnüffelte er in der Luft und richtete sich auf, um nach Nordwesten zu blicken. Dort veränderte sich etwas. Er konnte es in der Luft riechen und im Wind spüren. Ein schwacher Geruch nur, irgendwie ranzig. Es war das Wassergebirge vor dem Hafen. Vorher hatte es noch nicht so seltsam gerochen, aber jetzt hatte sich etwas verändert. Er hatte nicht sein ganzes Leben auf See verbracht, um ausgerechnet jetzt seine Eingebungen zu ignorieren.
    Der obere Rand der Mauer schwankte, von dort kam das Wasser in gewaltigen Güssen herunter. Unten aber saugte sie das Meer in sich hinein, schneller als jede auflaufende Flut. Das reichte ihm.
    »Ocenii, wir müssen hier verschwinden. Verlasst sofort dieses Schiff, los jetzt.«
    Ein letzter Blick, und er rannte zum Heck und den Leitern. Ocetarus’ Rache würde nun über die Tsardonier

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