Die Kinderbibel - Das Alte Testament (German Edition)
schweren Bronzegerätschaften aus dem Tempel geholt und in kleine Stocke zerschlagen, um sie besser transportieren zu können; die Gestelle mit den Kesseln, das große Becken und andere Gegenstände fielen dem Hammer anheim.
Ebenso wurde mit den beiden bronzenen Säulen und ihren Kapitellen verfahren, die den Tempelein gang schmückten; was noch an Zierrat in Gold übrig war, nahmen die Chaldäer ebenfalls an sich. Dann wurde die Umfassungsmauer der Stadt geschleift. Nun trieb man die Einwohner zusammen und stellte die Identität jeder einzelnen Person fest, soweit das irgend möglich war.
Kommmandant Nebusaradan hatte den Oberpriester Seraja, den zweiten Priester Zefanja und die Tempelwächter in seiner Gewalt. Außerdem waren der Kommandant des israelitischen Heeres, der Schreiber des Heerführers und sechzig hohe Bürger festgenommen worden, die sich noch in Jerusalem befanden. Diese Leute wurden nach Rabla zu König Nebukadnezzar geschafft, der alle ausnahmslos zum Tode verurteilte.
Alle anderen Bewohner Jerusalems, die noch in der Stadt waren, die einfachen Leute und einige Handwerker, ließ Nebusaradan verschleppen; nur ein paar Wein-und Ackerbauern, die vor den Toren Jerusalems lebten, durften in ihrer Heimat bleiben. Das Volk Juda wurde so aus seiner Heimat weggeführt. Nebukadnezzar setzte einen Statthalter für das Land Judäa ein, der Gedalja hieß und in Mizpa seinen Regierungssitz hatte.
Jeremia, der nach seiner Befreiung aus der Zisterne wieder in den Palasthof gebracht worden war, musste man auf Geheiß Nebukadnezzars entlassen; der Prophet ging nach Mizpa, um wieder unter dem Volk zu sein. Alle Truppenführer, die damals mit Zidkija aus Jerusalem geflohen waren und sich im Land versteckt hielten, hörten vom neuen Statthalter und zogen mit ihrer Gefolgschaft nach Mizpa.
Statthalter Gedalja freute sich über das Erscheinen der Leute und sagte: »Fürchtet euch nicht davor, Untertanen der Chaldäer zu sein. Bleibt im Land und dient dem König von Babel, dann wird es euch gut gehen.« Auch andere Judäer, die vom Statthalter in Mizpa gehört hatten, kamen zu dem Ort und ließen sich dort nieder.
Jischmael
Da tauchte eines Tages Jischmael mit seinem Gefolge auf. Dieser Mann war von königlichem Geblüt und sehr machthungrig; in Mizpa brachten er und seine Leute jeden um, der sich ihnen in den Weg stellte. So fielen ihnen Gedalja, die meisten judäischen Truppenführer und die chaldäischen Besatzungssoldaten zum Opfer.
Einer der übrig gebliebenen Truppenführer namens Johanan verfolgte mit seinen Leuten Jischmael und stellte den Aufrührer kurz vor der Grenze.
Die Klagelieder
Die Judäer mussten nun in der Verbannung leben. Tausende hatte man nach Babylon geschafft, viele andere hatten in Ägypten Zuflucht gesucht. In der babylonischen Gefangenschaft entstanden viele Klagelieder, die den Verlust der Heimat durch Gottes Strafgericht zum Inhalt hatten.
Das zweite Lied
Weh, mit seinem Zorn umwölkt der Herr die Tochter Zion.
Er schleudert vom Himmel zur Erde die Pracht Israels.
Nicht dachte er an den Schemel seiner Füße am Tag des Zorns.
Schonungslos hat der Herr vernichtet alle Fluren Jakobs, niedergerissen in seinem Grimm die Bollwerke der Tochter Juda, zu Boden gestreckt, entweiht das Königtum und seine Fürsten.
Abgehauen hat er in Zornesglut jedes Horn in Israel.
Er zog seine Rechte zurück angesichts des Feindes und brannte in Jakob wie flammendes Feuer, ringsum alles verzehrend.
Er spannte den Bogen wie ein Feind, stand da, erhoben die Rechte.
Wie ein Gegner erschlug er alles, was das Auge erfreut.
Im Zelt der Tochter Zion goss er seinen Zorn aus wie Feuer.
Wie ein Feind ist geworden der Herr, Israel hat er vernichtet.
Vernichtet hat er alle Paläste, zerstört seine Burgen.
Auf die Tochter Juda hat er gehäuft Jammer über Jammer.
Er zertrat wie einen Garten seine Wohnstatt, zerstörte seinen Festort.
Vergessen ließ der Herr auf Zion Festtag und Sabbat.
In glühendem Zorn verwarf er König und Priester.
Seinen Altar hat der Herr verschmäht, entweiht sein Heiligtum, überliefert in die Hand des Feindes die Mauern von Zions Palästen.
Man lärmte im Hause des Herrn wie an einem Festtag.
Zu schleifen plante der Herr die Mauer der Tochter Zion.
Er spannte die Messschnur und zog nicht zurück die Hand vom Vertilgen.
Trauern ließ er Wall und Mauer; miteinander sanken sie nieder.
In den Boden sanken ihre Tore, ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen.
Ihr
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