Die Kinderbibel - Das Neue Testament (German Edition)
Fragen und klugen Antworten setzten die Menschen dort in Erstaunen; mit einem Zwölfjährigen hatten sie bisher noch keine so interessante Diskussion geführt. Maria und Josef waren zwar erleichtert, Jesus endlich gefunden zu haben, doch die Mutter tadelte den Jungen: »Warum bist du nicht bei uns geblieben? Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht.«
»Warum habt ihr mich denn gesucht?«, erwiderte Jesus erstaunt, »wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters bin? Sein Haus ist auch das meine.« Maria und Josef verstanden nicht, was er damit meinte, und drängten zur Rückreise. Der Junge zeigte sich nun gehorsam und machte seinen Eltern keinen Kummer mehr.
Derweil hatte sich herumgesprochen, dass in der Wüste ein heiliger Mann sei, der von Heuschrecken und Honig lebe und dessen Kleidung nur aus einem Gewand aus Kamelhaar bestehe, das er mit einem Ledergürtel zusammenhalte. Das war Johannes, der Sohn des Zacharias. Als Johannes dann zum Jordan zog, um Gottes Aufforderung nachzukommen, die Menschen zur Umkehr aufzurufen, strömten Hunderte zu ihm hin.
Johannes predigte: »Ändert euer Leben und handelt nach den Geboten Gottes! Bereut eure schlechten Taten, seid zur Umkehr bereit!«
Die Taufe
Diejenigen, die Besserung versprachen und ihre schlechten Taten bereuten, tauchte Johannes in das Wasser des Jordan, als symbolische Handlung des Waschens. So sollten die Sünden von ihnen abgewaschen werden. Das nannte man »Taufe«, und Johannes wurde von nun an als »Johannes der Täufer« bezeichnet.
Manche Leute hielten ihn für den Messias, den Retter, doch Johannes sagte: »Es kommt einer, der größer ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich taufe euch mit Wasser, er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.« Der Täufer beschränkte sich jedoch nicht nur darauf, die Menschen zur Bußfertigkeit aufzurufen; er beschuldigte auch den Herrscher, ungesetzlich zu handeln. Das brachte Johannes den Zorn des Herrschers ein, der ihn dann später verhaften und einsperren ließ.
Johannes tauft Jesus
Eines Tages machte sich auch Jesus auf den Weg zum Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Als er das Ufer erreichte, sagte Johannes: »Ich müsste von dir getauft werden, denn du bist viel wichtiger als ich.« »Aber nur dann, wenn du mich taufst«, erwiderte Jesus, »können wir Gottes Wille ganz erfüllen.«
Da gab Johannes nach und tauchte Jesus in das Wasser des Jordans. Kaum stand Jesus wieder am Ufer, schwebte vom Himmel der Geist Gottes in Form einer weißen Taube herab. Gleichzeitig konnte man Gottes Stimme hören: »Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.«
Für Jesus war klar, dass er nicht mehr zu Maria und Josef zurückkehren konnte; er musste nun seine Aufgabe erfüllen. Deshalb ging er direkt vom Jordan in die Wüste hinein, um sich auf das Kommende vorzubereiten.
Vierzig Tage und Nächte verweilte der Gottessohn in der Wüste. Während dieser Zeit aß und trank er nichts, sondern konzentrierte sich auf das Beten und die Gedanken an die Zukunft.
Da erschien der Teufel und wollte die Gelegenheit nutzen, Jesus in Versuchung zu führen. Er sprach: »Wozu Hunger leiden? Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist, verwandele doch die vielen Steine ringsum einfach in Brot!« Doch Jesus wusste, dass die Kraft Gottes nicht ihm dienen sollte, sondern als Hilfe für andere Menschen gedacht war.
Also antwortete er dem Teufel: »Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern auch vom Wort Gottes.« Satan hatte es diesmal nicht geschafft, Jesus auszutricksen. Darum ließ er sich gleich etwas Neues einfallen. Er führte Jesus auf die Spitze des Tempels und sagte: »Stürz dich runter! Wenn du tatsächlich Gottes Sohn bist, wird dir nichts geschehen; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.«
»Es steht aber ebenso geschrieben«, erwiderte Jesus, »du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.« Der Teufel bereitete den nächsten Trick vor. Er führte Jesus auf die Spitze eines hohen Berges, von der man weit über das Land sehen konnte. »Sieh dich mal um«, sagte Satan, »das alles gehört dir, wenn du mich anbetest; all diese Königreiche, die Pracht, der Reichtum! Das alles für einen einfachen Kniefall.« Doch Jesus sprach: »Weg mit dir, Satan! Es steht in der Schrift: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen
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