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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Situation, der, von den lauten Stimmen angelockt, an der Tür haltmachte. Es war Christian Dornbusch. Der Stadtrat sah den Schultheißen, der offenbar über drei Kinder und eine alte Frau zu Gericht saß. Das wäre nicht weiter erwähnenswert gewesen, hätten sich im Saal nicht noch zwei Personen aufgehalten, die einen direkten Bezug zu ihm hatten: Grit und der Hexenkommissar Dürr.
    Was machten sie hier? Stand Grit unter Anklage?
    Falls ja, war ein Eingreifen dringend geboten. Nicht auszudenken, wenn sie unter der Befragung von Dürr ihrer beider Geheimnis verriet. Rasch trat er ein und gab sich empört.
    «Darf man erfahren, warum die Sitzung des Stadtrats durch euer lautes Geschrei gestört wird?»
    Dürr schaute erbost zur Tür. Er war es nicht gewohnt, bei seinen Befragungen unterbrochen zu werden, und schon gar nicht, wenn es dieser aufsässige, selbstgefällige Stadtrat war.
    «Ist Euch inzwischen jeder Anstand abhandengekommen?», fuhr er ihn an. «Was stört Ihr meine Befragung?»
    Christian Dornbusch tat überrascht. «Entschuldigt, Meister Dürr, ich wusste nicht, dass Ihr zu Gericht sitzt. Hätte ich es geahnt, hätte ich mich nicht so dreist geäußert.»
    Dürr war für einen Augenblick besänftigt. «Da Ihr Euer Fehlverhalten eingesehen habt, seid Ihr entschuldigt. Nun geht, damit ich fortfahren kann.» Er winkte ihn hinaus.
    «Ich danke für Euer Verständnis.»
    Er verneigte sich, um einen Blick zu Grit werfen zu können. Sie sollte wissen, dass sie nicht mehr allein war.
    Was geht hier vor, fragte er sie mit einem auffordernden Blick.
    Doch Grit verstand nicht, und so musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Er sah die am Boden liegenden Kräuter und ein altes Weib. Wenn Dürr sich für beides interessierte, konnte es nur eine Erklärung geben.
    «Habt Ihr wieder ein altes Hexenweib ausfindig gemacht?», fragte er neugierig.
    Der Hexenkommissar war nicht gewillt, darauf einzugehen. «Ich bin gerade dabei, es herauszufinden, sofern Ihr mich in Ruhe arbeiten lasst.»
    Dornbusch überging den scharfen Ton. Er trat vor Babette hin und bückte sich nach einem Kräuterstängel. «Vermutlich treiben sie damit ihren Zauber.»
    «Himmel, ja», erwiderte Dürr und nahm ihm das Gewächs aus der Hand. «Muss ich Euch nochmals auffordern, oder sollen die Stadtknechte Euch hinausbegleiten?»
    «Verzeiht meine Neugier, Meister Dürr. Ich war noch nie zugegen, wenn Ihr den falschen Weibern auf die Spur gekommen seid. Lasst mich noch einen Augenblick bleiben, damit ich lerne, wie Ihr es anstellt.»
    Einen Augenblick lang dachte Dürr darüber nach, und Dornbusch wusste die Unentschlossenheit zu nutzen.
    «Habt Dank. Ich werde mich still im Hintergrund halten und auf jede Äußerung achten.»
    Ohne zu zögern, trat er an die Seite Weigands.
    «Nun denn», lenkte Dürr ein, «verhaltet Euch ruhig und gebt acht, damit ich es Euch nicht noch einmal zeigen muss.»
    Dornbusch nickte dankbar, doch schon im nächsten Moment suchte er Blickkontakt mit Grit. Aber sie zuckte nur mit den Schultern.
    Dürr widmete sich wieder Kathi. «Zurück zu deinem gefiederten Freund …»
    «Er ist nur ein verletztes Tier, das ich mit einer Heilsalbe behandelt habe», antwortete sie schnell.
    «Weißt du denn nicht, dass der Teufel sich in jedes gewünschte Tier verwandeln kann?»
    «Ja, Herr.»
    «… und dass der Teufel alle Kniffe und Schliche kennt, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen?»
    «Ja, Herr.»
    «Gelten die Raben gemeinhin nicht als schlau und verschlagen?»
    Kathi nickte.
    «Der Teufel soll in ihnen stecken. Das weißt du doch.»
    Sie antwortete nicht, sondern blickte zu Boden.
    «Also, wenn du das alles weißt, wieso hast du dich …»
    «Entschuldigt, Meister Dürr», unterbrach Dornbusch, «woher wissen wir, dass der Teufel tatsächlich in diesem Raben steckt?»
    Er musste ihn aus dem Konzept bringen. Das war seine einzige Chance.
    «Weil er gestern Abend seine Macht bewiesen hat», antwortete Dürr, über die erneute Störung sichtlich verärgert.
    «Wie hat er das angestellt?»
    «Indem er den Wolken befohlen hat, sich zu öffnen.»
    «Jetzt verstehe ich», erwiderte Dornbusch erleichtert. «Habt Dank.»
    «Dann seid jetzt still, wie wir es vereinbart haben.»
    Er wandte sich wieder Kathi zu. «Also, noch einmal: Wieso hast du dich mit dem Raben eingelassen, wenn …»
    «Noch eine Frage», ging Dornbusch dazwischen. Das Mädchen durfte keinesfalls auf die Frage antworten, sonst war sie verloren.
    «Was ist

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