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Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14

Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14

Titel: Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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kleiner als Siobhan, mit einer schmalen eckigen Brille. Hatte einen männlichen Mitbewohner, war allerdings nicht schwul, wie er Siobhan gegenüber betont hatte - eine Information, für die sie ihm gedankt hatte.
    Stampf, rumms, polter.
    Sie fragte sich, ob er mit seinen Bewegungen irgendeinen Zweck verfolgte. Machte er Schubladen auf und zu? Suchte er vielleicht eine verloren gegangene Fernbedienung? Oder waren seine Bewegungen Selbstzweck? Und wenn ja, was verriet das dann über ihre eigene Lautlosigkeit, darüber, dass sie dastand und lauschte, was er tat? Eine Postkarte auf dem Sims... ein Teller und ein Becher auf dem Abtropfbrett. Ein Fenster mit Rollladen davor und einer Querstange als Schutz vor Einbrechern, die sie aber nie befestigte. Es war hier drin sicher genug. Wie in einem Kokon. Zum Ersticken. Umhüllt. Eingesperrt. »Was soll's?«, murmelte sie, drehte sich um und trat die Flucht an. In St. Leonard's war nichts los. Sie hatte vorgehabt, ihren Frust im Fitnessraum abzuarbeiten, holte sich aber stattdessen eine Dose mit etwas Kühlem, Prickelnden aus dem Automaten und ging nach oben ins CID-Büro, um nachzuschauen, ob auf ihrem Schreibtisch Nachrichten für sie lagen. Ein weiterer Brief von ihrem geheimnisvollen Verehrer: TÖRNEN DICH SCHWARZE LEDERHANDSCHUHE AN?
    Das bezog sich auf Rebus, mutmaßte sie. Außerdem fand sie einen Zettel vor, demzufolge Ray Duff um Rückruf bat, aber er wollte ihr bloß mitteilen, dass er es geschafft hatte, den ersten der anonymen Briefe zu überprüfen. »Und ich habe, fürchte ich, keine guten Nachrichten.« »Das heißt, du hast keinen Anhaltspunkt gefunden?« »Nicht mal den allerkleinsten«, bestätigte er. Siobhan seufzte. »Tut mir wirklich Leid, dass ich dir nicht weiterhelfen kann. Darf ich dich vielleicht zur Ablenkung auf ein Bier einladen?« »Vielleicht ein andermal.« »Auch gut. Ich werde wahrscheinlich sowieso noch ein oder zwei Stunden hier zu tun haben.« »Hier« war das kriminaltechnische Labor in Howdenhall.
    »Immer noch mit Port Edgar beschäftigt?«
    »Ich muss Blutproben vergleichen, um die einzelnen Blutspritzer den verschiedenen Personen zuzuordnen.« Siobhan saß auf der Tischkante, den Hörer zwischen Wange und Schulter eingeklemmt, und sah die übrigen Zettel in ihrem Eingangskorb durch. Die meisten betrafen Fälle, mit denen sie sich vor Wochen beschäftigt hatte... Personen, deren Namen ihr kaum noch etwas sagten. »Dann lass ich dich wohl lieber weitermachen«, meinte sie. »Auch immer noch fleißig, Siobhan? Du klingst müde.« »Du weißt ja, wie es ist, Ray. Lass uns demnächst mal zusammen was trinken.« »Das haben wir dann bestimmt bitter nötig.« Sie lächelte in die Muschel. »Tschüss, Ray.« »Pass auf dich auf, Shiv...« Sie legte auf. Schon wieder: Jemand hatte sie Shiv genannt, weil er durch diese Kurzform ihres Vornamens eine gewisse Vertraulichkeit herzustellen glaubte. Ihr war schon öfter aufgefallen, dass niemand dergleichen bei Rebus versuchte, niemand nannte ihn je Jock, Johnny, John-John oder JR. Denn jeder, der ihn ansah oder mit ihm sprach, wusste sofort, dass nichts von all dem passte. Er war John Rebus. Detective Inspector Rebus. Für seine engsten Freunde John. Dennoch dachten sich einige derselben Leute offenbar nichts dabei, aus ihr eine »Shiv« zu machen. Warum? Weil sie eine Frau war? Mangelte es ihr an Rebus' Respekt einflößender, stets etwas bedrohlicher Ausstrahlung? Versuchten die anderen bloß, sich ihre Zuneigung zu erschleichen? Oder wirkte sie in ihren Augen durch die Verwendung eines Spitznamens verwundbarer, umgänglicher, tendenziell harmloser? Shiv... ein amerikanischer Slang-Ausdruck für ein Messer als Waffe, oder? Also, momentan fühlte sie sich stumpfer denn je. Und nun betrat ein weiterer Spitznamenträger den Raum. DS George »Hi-Ho« Silvers. Er sah sich um, als suche er jemanden Bestimmtes. Als er sie sah, dauerte es nur einen Moment, bis er beschlossen hatte, dass sie seinen aktuellen Erfordernissen entsprechen könnte.
    »Viel zu tun?«, fragte er.
    »Wonach sieht es denn aus?« »Lust auf einen kleinen Ausflug?« »Sie sind nicht ganz mein Typ, George.« Kurzes Schnauben. »Wir haben eine L-Sache.« L: Leiche. »Wo?« »Unten in Gracemount. Stillgelegte Bahnstrecke. Der Typ scheint von einer Fußgängerbrücke gefallen zu sein.« »Also ein Unfall?« Genau wie Fairstones Friteusen-Feuer: ein weiterer Unfall in Gracemount. Silvers zuckte die Achseln, was allerdings dadurch erschwert

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