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Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14

Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14

Titel: Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Ein einzelnes Geschirrtuch hing an einer Wäschespinne, und offensichtlich hatte jemand vor kurzem zwei Bahnen Rasen gemäht, dann jedoch den Mäher mitten auf dem Gras abgestellt.
    Plötzlich ertönte ein klackendes Geräusch, und eine große schwarzweiß gemusterte Katze, die durch die Katzenklappe hereingekommen war, sprang auf Kates Schoß und funkelte die Besucher böse an. »Das ist Boethius«, sagte Kate.
    »Englische Königin aus der Zeit der Antike?«, riet Rebus. »Sie meinen Boudicca«, berichtigte Siobhan ihn. »Boethius«, erklärte Kate, »war ein Philosoph des Mittelalters.« Sie streichelte dem Kater den Kopf. Rebus musste unwillkürlich denken, dass die Zeichnung des Fells ihn aussehen ließ, als trüge er eine Batman-Maske. »Ein Vorbild von Ihnen?«, wollte Siobhan wissen. »Er wurde wegen seiner Überzeugungen gefoltert«, fuhr Kate fort. »Später schrieb er eine Abhandlung, in der er darzulegen versuchte, wieso gute Menschen leiden -« Sie verstummte und sah ihren Vater an. Der aber schien gar nicht zugehört zu haben.
    »Schlechte Menschen hingegen erfolgreich sind?«, nahm Siobhan an. Kate nickte. »Interessant«, bemerkte Rebus.
    Siobhan servierte den Tee und setzte sich. Rebus beachtete den vor ihm stehenden Becher nicht, wahrscheinlich, weil er die Aufmerksamkeit nicht auf seine bandagierten Hände lenken wollte. Allan Renshaw hielt den Henkel seines Bechers fest umklammert, schien es allerdings nicht eilig damit zu haben, etwas zu trinken.
    »Alice hat mich angerufen«, sagte Renshaw. »Erinnerst du dich an Alice?« Rebus schüttelte den Kopf. »Sie ist eine Cousine von uns, die Tochter von... herrje, wessen Tochter ist sie noch gleich?« »Das ist doch nicht so wichtig, Dad«, sagte Kate sanft. »Ist es doch, Kate«, widersprach er. »In so einer Lage wie jetzt, ist die Familie das Wichtigste.« »Hattest du nicht eine Schwester, Allan?«, fragte Rebus. »Tante Elspeth«, antwortete Kate. »Lebt in Neuseeland.« »Weiß sie Bescheid?« Kate nickte.
    »Was ist mit deiner Mutter?« »Sie war vorhin hier«, mischte Renshaw sich ein, den Blick starr auf den Tisch gerichtet. »Sie hat uns vor einem Jahr verlassen«, erläuterte Kate. »Sie wohnt mit -« Sie verstummte. »Sie wohnt drüben in Fife.« Rebus nickte, ihm war klar, was sie hatte sagen wollen: Sie wohnt mit einem anderen Mann zusammen... »Wie hieß der Park, in den du mich damals mitgenommen hast, John?«, fragte Renshaw. »Ich kann nicht älter als sieben oder acht gewesen sein. Meine Eltern waren mit mir nach Bowhill gefahren, und du hast angeboten, mit mir rauszugehen. Erinnerst du dich?« Rebus erinnerte sich. Es war während seiner Zeit in der Armee gewesen. Er hatte Urlaub gehabt und wollte unbedingt etwas unternehmen. Anfang zwanzig war er gewesen, die SAS-Ausbildung hatte noch vor ihm gelegen. Er hatte sich im Haus seiner Eltern beengt gefühlt, sein Vater wich nie von seinen festen Gewohnheiten ab. Also war Rebus mit dem kleinen Allan zum nächstgelegenen Laden gegangen. Sie hatten eine Flasche Saft und einen billigen Fußball gekauft und danach im Park eine Weile gebolzt. Er schaute Renshaw an. Er musste inzwischen etwa vierzig sein.
    Sein Haar war grau meliert, und oben auf dem Kopf hatte er eine kahle Stelle. Sein Gesicht war schlaff und unrasiert. Als Kind hatte er nur aus Haut und Knochen bestanden, aber mittlerweile hatte er einige Pfunde zu viel, vor allem um die Hüften. Rebus versuchte angestrengt, eine Spur von Ähnlichkeit mit dem Jungen zu entdecken, mit dem er Fußball gespielt hatte, dem Jungen, mit dem er sich in Kirkcaldy ein Spiel der Rovers gegen irgendeinen seinem Gedächtnis entfallenen Gegner angeschaut hatte. Der Mann vor ihm schien vorzeitig gealtert zu sein: zuerst die Frau weg, nun der Sohn ermordet. Vorzeitig gealtert und bemüht, damit klarzukommen. »Kümmert sich jemand um euch?«, fragte Rebus Kate. Er meinte damit Freunde, Nachbarn. Sie nickte, und er wandte sich wieder Renshaw zu.
    »Allan, ich kann mir vorstellen, wie furchtbar das alles für dich ist. Bist du trotzdem bereit, ein paar Fragen zu beantworten?« »Wie ist das, wenn man Polizist ist, John? Muss man jeden Tag solche Besuche machen?« »Nein, nicht jeden Tag.« »Ich wäre dazu nicht in der Lage. Es ist schon schlimm genug, wenn man ein Auto verkauft und zuschaut, wie die Käufer in ihrem nagelneuen Wagen wegfahren, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht, und sie eines Tages wiederkommen, wegen einer Inspektion oder einer

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