Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
der Sohn des Richters. Sein Vater, Roland Jarvies, war an schottischen Gerichten wohl bekannt. Rebus hatte etwa fünfzehn bis zwanzig Mal bei Verhandlungen als Zeuge ausgesagt, die Lord Jarvies geistreich und, wie es ein Anwalt einmal genannt hatte, »mit Argusaugen« geleitet hatte. Rebus hatte zwar keine Ahnung, wer Argus gewesen war, aber er wusste genau, was es bedeutete. »Es würde uns interessieren«, sagte Siobhan gerade, »ob sich schon jemand mit Herdmans Finanzen beschäftigt hat.« Hogan schaute sie an. »Sein Steuerberater war sehr hilfsbereit. Die Firma stand keinesfalls kurz vor der Pleite.« »Irgendwelche mysteriösen Gutschriften auf einem Konto?«, fragte Rebus. Hogan kniff die Augen zusammen. »Wieso?« Rebus schaute unauffällig in Foggs Richtung. Der Direktor merkte es trotzdem. »Wollen Sie, dass ich...?«, sagte Fogg.
»Wir sind leider noch nicht ganz fertig, Dr. Fogg.« Hogans Blick traf den von Rebus. »Ich gehe davon aus, dass alles, was DI Rebus sagen möchte, unter uns bleibt.« »Selbstverständlich«, versicherte Fogg. Er hatte die Tür des Tresorraums verriegelt und drehte jetzt am Zahlenschloss.
»Der andere tote Junge«, begann Rebus Hogan zu erklären. »Er war letztes Jahr in einen Autounfall verwickelt. Der Fahrer kam dabei um. Wir haben uns gefragt, ob trotz des zeitlichen Abstandes Rache das Motiv gewesen sein könnte.« »Das wäre keine Erklärung dafür, wieso Herdman sich anschließend selbst abgeknallt hat.« »Vielleicht hat er die Sache vermurkst«, sagte Siobhan, die Arme verschränkend. »Er trifft versehentlich zwei Unschuldige, gerät in Panik...« »Ihr meint also, wir sollten überprüfen, ob Herdman in letzter Zeit von irgendwem eine größere Zahlung erhalten hat?« Rebus nickte.
»Ich werde jemanden darauf ansetzen. Sein Steuerberater hat nur etwas von einem fehlenden Computer erwähnt.« »Ach?«
Siobhan fragte, ob es sich um Steuerhinterziehung handeln könne. »Möglicherweise«, stimmte Hogan zu. »Aber es gibt eine Quittung. Wir haben mit dem Laden gesprochen, wo er den Apparat gekauft hat - ein hochmodernes Gerät.« »Könnte er das Ding weggeschmissen haben?«, fragte Rebus. »Warum sollte er?« Rebus zuckte die Achseln.
»Vielleicht um Spuren zu beseitigen?«, schlug Fogg vor. Als ihn die anderen ansahen, senkte er den Blick. »Nicht, dass es mich etwas angeht...« »Sie brauchen sich wirklich nicht zu entschuldigen, Sir«, versicherte Hogan ihm. »Könnte eine gute Idee sein.« Hogan rieb sich mit einer Hand die Augen, dann wandte er sich wieder Rebus zu. »Sonst noch was?« »Diese Arschlöcher vom Militär«, begann Rebus. Hogan hob die Hand. »Finde dich mit ihnen ab.« »Begreif doch, die beiden sind nicht hier, um Licht ins Dunkel zu bringen. Denen liegt eher am Gegenteil. Sie wollen nicht, dass seine SAS-Vergangenheit Thema wird, darum die Zivilkleidung. Statt Whiteread müsste die Frau eigentlich >Whitewash< heißen, denn sie will ihren Laden reinwaschen, sonst nichts.« »Hör mal, es tut mir Leid, wenn sie dir auf die Füße treten -« »Oder uns zu Tode trampeln«, unterbrach ihn Rebus. »John, dieser Fall ist momentan wichtiger als du und ich, wichtiger als alles andere]« Hogan hatte die Stimme erhoben, und sie zitterte leicht. »So einen Scheiß kann ich in dieser Lage überhaupt nicht gebrauchen!« »Achte bitte auf deine Wortwahl, Bobby«, sagte Rebus und sah bedeutungsvoll zu Fogg hinüber.
Genau wie von Rebus erhofft, fiel Hogan der Wutanfall ein, den Rebus erst vor ein paar Minuten gehabt hatte, und er verzog das Gesicht zu einem Lächeln.
»Mach einfach deine Arbeit, okay?« »Auf uns kannst du dich verlassen, Bobby.« Siobhan trat einen Schritt vor. »Eine Bitte hätten wir noch...« Sie ignorierte Rebus' Blick, einen Blick, der besagte, dass ihm das völlig neu war. »Wir würden gerne den dritten Jungen befragen.« Hogan runzelte die Stirn. »James Bell? Weswegen?« Seine Augen waren auf Rebus gerichtet, aber Siobhan antwortete an seiner Stelle.
»Weil er als Einziger von den vier Personen in dem Klassenzimmer noch am Leben ist.« »Wir haben schon mehrmals mit ihm gesprochen. Der Junge ist verletzt und steht garantiert noch unter Schock.« »Wir wären besonders rücksichtsvoll«, meinte Siobhan ruhig, aber beharrlich. »Sie vielleicht, aber meine Bedenken gelten auch gar nicht Ihnen...« Sein Blick ruhte immer noch auf Rebus. »Es wäre gut, eine Schilderung aus erster Hand zu hören«, sagte Rebus. »Wie Herdman sich
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